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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Da lagen sie, ohne einander zu berühren. Er konnte ihr nicht antworten, und sie konnte ihre Metapher nicht beenden. Es nutzte nichts, ihn des spärlichen Schutzwalls um seine verletzte Seele und seinen gebrochenen Stolz zu berauben. Wenn er litt, litt sie mit. Es war ein Teufelskreis.
    „Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen. Du bist müde. Ich auch. Bitte halte meine Frage meiner Übellaunigkeit zugute. Ich bin sicher, es ist allgemein üblich und anerkannt, dass Gattinnen übellaunig zu sein haben, wenn ihre Männer interessante Abende ohne sie verbringen. Obgleich ich dir das natürlich niemals nehmen wollte. Wirklich nicht. Bitte verzeih mein Verhalten.“
    Er sagte nichts, und sie war sicher, dass sie es wieder geschafft hatte, ihn in seinem bröckeligen Stolz zu treffen. Sie schalt sich dafür, dies begonnen zu haben. Sie hatte ihn geheiratet, weil sie ihn liebte und ihn unterstützen wollte. Sie war keine große Unterstützung, wenn sie ihre eigene Stärke bezweifelte und um Bestätigung von dem Mann bettelte, für den sie doch stark sein wollte.
    Er lag reglos, sie hörte seinen Atem.
    „Tut mir leid, Asko …“
    „Um Himmels willen, Charlotte, hör auf, dich zu entschuldigen. Du hast nichts falsch gemacht.“
    „Ich habe dich mit meinen …“
    „Bist du sehr unglücklich?“
    Die Frage traf sie unvorbereitet. Sie schluckte schwer, focht eine plötzliche Schwäche nieder, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Kein Grund zum Weinen. Dies war eine Grundsatzdiskussion, und sie hatte sie angefangen. Hysterische Anfälle wären jetzt kontraproduktiv.
    „Nein“, antwortete sie und rang um einen feste Stimme. „Ich liebe dich sehr. Das tue ich wirklich. Deshalb kann ich auch nicht unglücklich sein.“
    Er schnaubte.
    „Aber ich bin schwächer, als du glaubst. Ich bin schwächer, als ich selbst es für möglich gehalten habe. Manchmal, nur manchmal würde ich gerne spüren – und ich möchte, dass du das nicht falsch verstehst – dass ich dir etwas bedeute.“
    In der Dunkelheit konnte sie ihn nicht sehen. Doch er sie auch nicht. Einst war sie einem anderen Mann durch einen stockdunklen Berg gefolgt, doch er war in der Lage gewesen, im Dunkeln zu sehen. Ihr Mann konnte das nicht. Sie waren beide blind.
    Er seufzte.
    „Oh, Charlotte!“
    „Ja?“
    „Du hättest mich nie heiraten dürfen.“
    Eine Sekunde später stand sie neben dem Bett, konnte kaum fassen, dass sie regelrecht hinausgesprungen war. Sie hörte das Echo eines Schluchzens und stellte fest, dass es ihres war.
    Vier weitere Schritte, und sie war an der Tür. Dort hielt sie an.
    „Wo willst du hin?“, fragte er.
    „Ich weiß nicht. Wo sollte ich schon hin?“
    Sie lehnte den Kopf an die Tür.
    „Willst du mich nicht mehr zur Frau haben?“, fragte sie leise und hielt ihre Stimme eisern unter Kontrolle. „Soll ich nach Hause fahren, zurück nach Österreich?“
    „Du bist zu Hause. Dies ist dein Zuhause, deins und meins. Komm wieder her. Komm her ... zu mir.“
    Sie drehte sich um. Wie dunkel es war. Es erinnerte sie an die Tage, in denen sie durch schwarze Höhlen gewandert war, auf der Suche nach einem Ausgang, der nie kommen mochte.
    „Charly, komm wieder ins Bett. Bitte.“
    Sie schlich zurück und setzte sich auf den Bettrand. Wo sollte sie schon hin – eine gute Frage.
    „Komm näher!“ Seine Stimme war belegt. Groll lag darin und einiges an Angst, und es war ein Befehl, wie er ihn früher seinen Soldaten gegeben hätte. Es lag keine Zärtlichkeit darin.
    Sie glitt zurück ins Bett, zog die Decke über sich, rollte sich mit dem Rücken zu ihm zusammen.
    „Dreh dich um.“
    „Wozu?“
    „Weil ich nicht mit deinem Rücken reden will.“
    „Man kann doch ohnehin nichts sehen.“
    „Ich will trotzdem, dass du zu mir siehst.“
    Sie drehte sich um, weil sie immer alle Bewegungen übernahm, die er nicht ausführen konnte.
    Eine Hand ergriff ihre und hielt sie so fest, dass es schmerzte.
    „Charly, du hast mich missverstanden. Ich weiß sehr wohl, was ich an dir habe. Du bist die andere Hälfte meines Lebens. Ohne dich könnte ich nicht funktionieren. Du darfst nicht glauben, dass ich nicht sehe, was du leistest. Ich sehe es ganz genau, und ich bin dankbar dafür. Ich bin nur schlichtweg kein einfacher Mensch. Schwierig im Umgang. Doch das war das Risiko, das du auf dich genommen hast, als du mir nicht gestattet hast, dich von mir fortzuschicken. Eines der Risiken. Du hast alles auf eine Karte gesetzt

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