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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dunkler Brustbehaarung aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Er war gebaut wie die Statuen in der Glyptothek, die ihr ihr Vater vor Jahren gezeigt hatte, zum Missfallen und sittlichen Entsetzen der damaligen Gouvernante.
    Statuen ausgenommen hatte sie noch nie einen Mann unbekleidet gesehen, nicht einmal teilweise, sofern man nicht den Traum mit Lord Edmond zählte. Doch das war nur ein Traum gewesen. Thorolf war real, viel realer als der Mondscheinliebhaber im Traum, und sogar irgendwie realer als Lord Edmond in der Frühlingssonne bei einer Ausfahrt mit der Kutsche. Thorolf war wirklich, fassbar, und nicht ein bisschen nachtschattig melancholisch. Er mochte Spaß, und sein Lächeln war genauso ansehnlich wie das von Lord Edmond, auch wenn es einen nicht ganz so gefangen nahm. Er lächelte ohne Hintergedanken, ohne etwas dafür zu erwarten.
    Wahrscheinlich, dachte sie, sah Thorolf ohnehin besser aus; er war viel größer, wirkte stärker, war offen und charmant, sympathisch und leicht zu mögen. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Brite keine streunende Katze gerettet und mitgenommen hätte. Für die meisten Menschen gab es dafür überhaupt keinen Grund. Auf der anderen Seite zeigte das Aufnehmen einer Katze in den Haushalt Thorolfs Weitsicht und Weisheit, fand sie plötzlich und schnickte mit der Schwanzspitze ihre Minderwertigkeitsgefühle fort.
    Ein Schlüssel drehte sich in der Wohnungstür.
    Zuerst fürchtete sie, der dunkle Mann würde zurückkommen. Dann schalt sie sich für diese Angst. Thorolf kam heim, ihr Retter.
    Sie rannte ihm entgegen und wand sich um seine Knöchel.
    „Catty, hör auf. Ich falle sonst noch über dich.“
    Ganz in Gedanken tätschelte er ihren Kopf. Das war gönnerhaft und nicht wenig unverschämt. Dies war ein Notfall, und in einem Notfall wollte sie nicht getätschelt werden. Sie wollte, dass er nach Ian sah.
    „Wirklich, Katze, jetzt werde nicht lästig.“
    Sie zog sich zurück und zuckte mit dem Schwanz. Dann entschied sie, dass Freundschaft ein Opfer wert war, in diesem Fall ein Stück Katzenwürde. Also kam sie zurück und sprach.
    „Shh! Nicht so laut. Es ist mitten in der Nacht, und wir wollen doch nicht, dass jemand merkt, dass du hier eingezogen bist. Kein Gejaule!“
    Noch einmal wand sie sich um seine Beine, dann sprang sie auf die Türklinke von Ians Zimmer. Die Tür öffnete sich mit einem Knall.
    „Weck ihn nicht! Er schläft sicher. Es ist sehr spät.“
    Sie zauderte an der Schwelle zum anderen Zimmer. Sie sollte nicht hineingehen, er aber schon. Sie lief hinein, und gleich wieder hinaus. Wie bekam man ihn nur dazu, ihr zu folgen? Sie lief hinein, und gleich wieder hinaus. Wie kriegte man einen blöden Menschen dazu, eine Katze zu verstehen? Sie lief hinein, und gleich wieder hinaus.
    „Bei all dem Lärm ist er wahrscheinlich sowieso wach, und er wird uns schrecklich böse sein. He, komm da wieder raus!“
    Catty hatte schließlich entschieden, voranzugehen sei der einzige Weg, ihn in das Zimmer seines Wohnungsgenossen zu bekommen. Ein Mädchen sollte nicht in das Schlafzimmer eines Herrn gehen. Aber diese beiden Männer lebten mit ihr. Was vermutlich genauso verwerflich war.
    Thorolf schlich ihr leise hinterher und zog an der Gaslichtkette.
    „Großer Gott!“

Kapitel 38
    Sie hörte, wie er sich die Treppen hochkämpfte. Charly war bewusst, dass ihr Mann so leise wie möglich ging, doch Krücken waren laut, und er hasste Lärm. Ein ärgerliches Brummen war durch die Tür zu vernehmen, vermutlich ein entnervter Kommentar zu Joseph, der ihn zum Ankleidezimmer begleitete und ihm dort half, sich zu entkleiden und für die Nacht fertigzumachen.
    Natürlich hasste er es auch, dass man ihm bei grundlegenden Verrichtungen helfen musste. Doch er akzeptierte es, und vielleicht verlor ein Ex-Offizier vor seinem Burschen nicht das Gesicht für eine Invalidität, die er in der Schlacht erworben hatte. Bei seiner Frau war das etwas anderes.
    Sie schloss die Augen und legte sich in eine Position, die ihn überzeugen würde, dass sie fest schlief. Er mochte es nicht, von ihr beobachtet zu werden, wenn er müde war und selbst für seine Verhältnisse nicht eben flott auf den Beinen.
    Die Tür öffnete sich, und sie wusste, dass Joseph die Kerze hielt, um den Weg zum Bett zu beleuchten. Asko konnte nicht Kerze und Krücken gleichzeitig halten. Also gab es auch dafür ein Prozedere: Joseph leuchtete mit dem Rücken zum Zimmer, um nicht in Richtung der Dame des Hauses im Bett zu

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