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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hast du gerade diese wunderschöne, junge Dame geheiratet, und in der Hochzeitsnacht lässt sie die Hüllen fallen und hat auf einmal Schmetterlingsflügel.“
    „Und dreht eine Runde um den Lüster?“
    „Genau. Allerdings gestehe ich, dass ich es gar nicht furchtbar fände, Frau Lybratte nackt eine Runde um die Lampe drehen zu sehen.“
    Ian sah ihn schockiert an.
    „Wirklich, du gehst zu weit. Eine ehrbare, verheiratete Frau sollte nicht Ziel deiner Nacktphantasien sein. Das gehört sich nicht.“
    „Ich bin Künstler. Das ist so, als wäre man Arzt. Ich habe das Recht, nackte Frauen zu sehen. Freilich nur für die Kunst. Alles ganz gesittet und schmuddelfrei. Es gehört zur Last und Beschwerlichkeit meiner schwierigen Arbeit.“
    „Dann gratuliere ich dir zu deinem Fleiß.“
    „Danke, alter Freund.“
    „Aber du schockierst die Katze. Sieh nur den Ausdruck auf ihrem Gesicht! Eine Mischung zwischen moralischer Entrüstung und peinlichem Berührtsein.“
    Beide brachen in Gelächter aus, und die Katze kehrte ihnen den Rücken zu und beschäftigte sich wieder mit ihrem Frühstück.
    „Was wirst du wegen dieses Bildes unternehmen?“, fragte Ian. „Klang zu malen stelle ich mir schwierig vor. Ich wette, nicht einmal deine Professoren könnten es.“
    „Ich glaube nicht, dass es überhaupt jemand kann. Doch versuchen will ich es.“
    „Wie?“
    „Keine Ahnung. Mach mir einen Vorschlag!“
    „Ich? Ich kann dir was über Druden erzählen – oder auch nicht, denn meine Studien scheinen zu zeigen, dass niemand etwas über sie weiß. Unter lebensgroßen Spinnen findet man gar nichts; sie werden überhaupt nirgends erwähnt. Ich habe sogar unter ‚Jungfrauen ‘ recherchiert.“
    „Ach, wie sehen sie von unten aus?“
    „Treynstern, also wirklich!“
    „Jungfrauen sind immer eine ernste Angelegenheit. Besonders beim Frühstück. Erst nach dem Abendessen werden sie lustiger.“
    „Dein Optimismus ist imponierend. Hast du mir nicht gerade erzählt, jemand, den du für einen Feyon hältst, hat dich in eine Wette verstrickt, die du nicht gewinnen kannst und dich mit einer menschenfressenden Riesenspinne bedroht? Solltest du nicht ein bisschen besorgt sein?“
    Thorolf hörte auf, seinen Tee umzurühren und legte seinen Löffel auf den Tisch.
    „Bin ich. Diese Spinne macht mich mehr als nur besorgt. Du kannst dir gar nicht vorstellen … aber was das Bild angeht, wird mir schon was einfallen. Auch haben wir keinen Abgabetermin vereinbart. Also habe ich alle Zeit der Welt, und vielleicht hat ja … Graf Arpad eine Idee.“
    Er hielt inne und beobachtete irritiert, wie ein Lächeln über Ians Züge glitt.
    „Findest du es seltsam, dass ich noch einmal mit ihm reden will?“, fragte Thorolf verärgert.
    Sein Freund errötete.
    „Nein. Ihr müsst miteinander reden. Er muss dir mehr über all das erzählen. Übrigens war er gestern hier.“
    „Oh?“
    „Aber du warst ja nicht da.“
    „Stimmt. Hat er den Bann wieder von dir genommen?“
    „Nein. Er hat ihn … ein wenig verändert.“
    „Bist du jetzt außer Gefahr?“
    Der junge Mann sah ihn reumütig an.
    „Das ist eine wirklich gute Frage.“
    „Wirst du mir die Antwort mitteilen?“
    „Ich wünschte, ich wüsste sie.“
    Ihre Blicke trafen sich.
    Thorolf lehnte sich vor.
    „Er hat dich doch nicht angegriffen?“
    „Er hat mich nicht attackiert. Nein.“
    „Könntest du ihn mit deinem besonderen Wissen abwehren?“
    „Du überschätzt mein ‚besonderes Wissen ‘ . Aber du siehst ja, dass ich lebe und mich bester Gesundheit erfreue. Wenn er mich ermorden wollte, wäre ich schon tot.“
    „Der Kerl braucht eine Lektion.“
    Ein verträumtes Lächeln ging über die Züge des Schotten.
    „Ich denke nicht, dass du ihm noch sehr viel beibringen kannst. Außerdem brauchst du ihn. Wenn er dich besuchen kommt, frag ihn nach diesem englischen Adligen. Vielleicht weiß er ja, was da zu tun ist.“
    Thorolf blickte einen Augenblick lang ernst.
    „Vielleicht sollte ich ihn wirklich fragen. Die Aussicht, der Spinne noch einmal zu begegnen – und sei es nur, damit sie mir Modell sitzt – schlägt mir auf mein sonst so sonniges Gemüt. Ich war ja in meinem Leben schon in so mancher schiefen Lage. Aber nichts hat mir jemals die Grenze zwischen Leben und Tod so deutlich gezeigt wie diese Spinne. Es kommt mir vor, als hätte man mich Gevatter Hein vorgestellt, und ich bin nur noch nicht dazugekommen, ihm kräftig die Knochenhand zu schütteln. Diese Kreatur

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