Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
ziehen. Meine Ritterrüstung war letztlich nichts weiter als Pappe und Leinwand. Meine Hand weiß einen Pinsel zu führen, aber nicht ein Schwert.“
„Du wärst nicht in der Lage gewesen, die Drude zu besiegen. Es war nicht dein Fehler. Es war noch nicht einmal dein Kampf. Du hast es versucht und fast mit deinem Leben bezahlt. Niemand kann mehr von dir erwarten. Was das Kätzchen angeht, so ist dein Geschmack, was Stubentiger angeht, ausgezeichnet. Sie ist eine sehr gute Gefährtin, auch wenn sie sich ganz furchtbar vor Graf Arpad fürchtet.“
„Tut sie das? Kluges Mädchen!“
Kapitel 41
Asko hasste es, dass man ihm aus der Kutsche helfen musste, doch es ging nicht anders. Die Prozedur war immer gleich. Erst nahm Joseph die Krücken und stellte sie neben die Kutsche, dann hob er seinen Arbeitgeber raus, stellte ihn auf die Füße und hielt ihn so lange, bis Asko beide Krücken sicher gefasst hatte und sein Gewicht auf sie verlagern konnte.
„Danke, Joseph“, sagte er höflich. „Du brauchst nicht zu warten. Frau von Orven braucht dich eventuell für die eine oder andere Sache. Ich werde Professor Lybratte bitten, nach dir zu schicken, wenn wir hier fertig sind. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.“
Er konzentrierte sich auf den Boden, den Weg in den Vorgarten, den Pfad zum Haupteingang und berechnete in seinem Kopf, wie lange er brauchen würde, bis er dort ankam. Joseph öffnete ihm die Pforte und stand bereit, ihm die Stufe zum Garten hochzuhelfen. Er sagte nichts, war offiziell gar nicht da. Beide Männer ignorierten all die zusätzliche Hilfe, die er gab. Asko kam gern allein zurecht, und wenngleich er ehrlich genug war zuzugeben, dass er allein überhaupt nicht zurechtkam, war es dennoch eine dankenswerte Angelegenheit, manches von dem, was Joseph tat, ignorieren zu können, weil seine Unterstützung so gänzlich unaufdringlich war.
Die Eingangstür öffnete sich, und Lybratte stand im Türrahmen und starrte Asko erwartungsfroh an. Einen Augenblick lang hasste der Invalide ihn dafür. Warum hatte sein Gastgeber nicht warten können, bis er den Vorgarten durchmessen und die beinahe unbezwingbaren drei Treppen erklommen hatte? Nun musste er sich bei seinen Bemühungen beobachten lassen, und jede einzelne Bewegung kam Asko immer langsamer und langsamer und gänzlich würdelos vor. Es war, als würde seine Behinderung dadurch, dass man ihm zusah, noch zweimal so deutlich.
Er zwang sich zu lächeln, und Lybratte winkte und kam ihm die Stufen hinunter entgegen, vermutlich, um ihm zu helfen. Es war eine freundliche Geste, und doch eine unerwünschte. Asko konnte Joseph ignorieren. Doch Lybratte würde er für dessen Unterstützung danken müssen.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, den Garten zu bezwingen. Der Kies unter Askos Schuhen war rutschig. Eine zweite Ewigkeit verging, während er sich die Stufen hochkämpfte.
Der Eingangsbereich war mit Zuchtblumen geschmückt, eine teuere Extravaganz, die den großen Reichtum des Hausbesitzers deutlich machte. Bunte Glasarbeiten filterten das hereinscheinende Licht. Ein großer Zierspiegel dominierte den Raum. An ihm steckten Visitenkarten. Ein Diener stand bereit. Er half Asko aus dem Mantel, und es gelang ihm, ihm dabei dieselbe unauffällige Hilfestellung zu geben, die Joseph inzwischen beherrschte. Handschuhe und Zylinder blieben auf dem Seitentischchen, schließlich war dies kein zufälliger Höflichkeitsbesuch.
Während Asko sein Gleichgewicht wiedererlangte und seinen Körper wieder fest auf die Krücken stützte, redete Lybratte unablässig vor sich hin, sprach dabei einmal Asko, einmal den Diener an.
„Wie gut von Ihnen zu kommen, Herr von Orven“, sagte er. „Ich brenne darauf, Ihnen mein kleines Projekt vorzustellen. Meine Gemahlin denkt, es sei noch zu früh. Doch, obgleich sie natürlich eine ganz exzellente Frau ist mit einem ausnehmend scharfen Verstand, kann sie das letztlich nicht beurteilen. Die Angehörigen des zarten Geschlechts sind doch immer etwas zaghaft und vorsichtig, und lieben wir sie nicht genau wegen dieser Eigenschaften, die sie als Frauen auszeichnen? Johann, ich bin für weitere Besucher nicht zu Hause. Bitte informieren Sie Frau Lybratte, dass unser Gast angekommen ist. Wir werden in meinem Arbeitsraum sein.“
Der Diener hielt die Tür in den nächsten Raum auf, und seine Bewegungen waren dabei so maßvoll und langsam, das Asko ihm folgen konnte, ohne sich schwach und behindert zu fühlen. Der Professor war schon
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