Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
werden, Liebster.“
„Aber was wäre ich für ein unachtsamer Liebhaber, wenn ich nicht für die eine oder andere Überraschung gut wäre?“
„Du bist ein gieriges Monster.“ Der Vorwurf klang wie ein Kompliment.
„Etwas anderes war ich nie?“
„Nein. Du bist immer schon ein gieriges Monster gewesen, und ich habe immer gewusst, wie man dich zu nehmen hat.“
Kapitel 40
Sie war zurück. Die Spinne war wieder da. Sie war mit einer Plötzlichkeit wieder aufgetaucht, die ihn erstaunte, die ihn beinahe von den Füßen riss. Eben noch hatte sie im Gras gelegen und die Nacht mit farbenfrohem Eifer herabfallen sehen, und nun war sie da, stahl ihm den Atem, lag schwer auf seinem Gesicht, ihr Fell kitzelte ihn in der Nase. Er erstickte.
Irgendwo im hintersten Winkel seiner Sinne begriff Thorolf, dass sie kein Fell haben sollte. Keinen seidenweichen, wuscheligen Pelz und schon gar nicht so viel davon. Er erwachte ganz plötzlich und brauchte einen Moment, um festzustellen, dass, was da über seine Kehle und seine obere Brust gebreitet lag, die Katze war und kein nachtschwarzes Ungeheuer. Sie war warm und weich, und offenbar schlief sie fest. Ihr Schwanz hatte sich über sein Gesicht gelegt, direkt unter seine Nase.
Er zog eine Hand unter der Decke hervor und pflückte sie von seinem Kinn. Sie wachte auf und wehrte sich, und er war gerade noch schnell genug, sie so weit hochzuhalten, dass ihre Krallen keine Riefen durch sein Gesicht zogen.
„Du bist ganz schön lästig“, schalt er, während er die sich wehrende, zierliche Kreatur mit einer Hand über sich hielt. „Du sollst doch nicht auf mir schlafen. Das geziemt sich absolut nicht. Ich habe dir ein Lager auf dem Boden bereitet. Das ist dir wohl nicht gut genug?“
Das Pelzknäuel hörte auf, sich zu wehren und sah ihn nur aus großen goldbraunen Augen an.
„Wenn du mir mein Gesicht zerkratzt, meine Liebe, nehme ich dir das übrigens sehr krumm. Für eine Katzendame, die im Galopp das Weite gesucht hat, als ich mich gestern umgezogen habe, legst du erschreckend wenig Sittsamkeit und Anstand an den Tag. Schämst du dich denn gar nicht?“
Die Katze senkte den Blick und sah beinahe unglücklich aus. Thorolf setzte die kleine Kreatur auf das Deckbett, direkt auf seinen Bauch, und kraulte sie unter dem Kinn.
„Ich frage mich, warum ich dir das durchgehen lasse. Vielleicht, weil du mich an sie erinnerst. Ihr habt beinahe die gleichen Augen.“ Er seufzte.
Es pochte an der Tür, die ein wenig offenstand.
„Bist du wach?“, fragte Ian.
Thorolf hatte ihn die Nacht zuvor halb nackt auf dem Bett vorgefunden, unter einem riesigen Folioband begraben. Thorolf hatte versucht, ihn zu wecken, doch der Junge war kaum ansprechbar gewesen, wirkte, als wäre er im Fieber. Erst als Thorolf ihm ein Glas Wasser gebracht und ihm hoch geholfen hatte, war der Mitbewohner langsam wieder vollständig zu sich gekommen.
So war es diesmal Thorolf gewesen, der seinem Gefährten aus rein medizinischen Gründen den einen oder anderen Schnaps einschenkte und fragte, was denn geschehen sei. Nichts, behauptete sein Freund. Er hatte sich nur überarbeitet und war mitten im Lernen eingeschlafen.
So waren denn beide wieder ohne weiteres Zögern in ihre Schlafzimmer gegangen, denn sie waren beide übermüdet und erschöpft. Alles andere hatten sie auf den Morgen verschoben.
„Musst du nicht aufstehen?“, kam Ians Stimme von der anderen Seite der Tür. „Gehst du heute nicht in die Akademie?“
„Nein. Von Schwind unterrichtet heute nicht. Ich werde hier arbeiten. Lena kommt wahrscheinlich wieder – mein Modell. Ich habe ihr nicht abgesagt.“ Er hätte ihr absagen sollen. Er hatte keine Lust, sie noch einmal zu skizzieren.
„Ich habe Frühstück gemacht. Kräutertee. Habe das Zeug bei einem Kräuterweiberl am Marienplatz gekauft. Sie hat es empfohlen, und dabei hat sie mir zugezwinkert.“
„War sie jung und attraktiv?“
„Nein. Eher älter und definitiv nicht hübsch. Ich habe den Tee trotzdem gekauft.“
„… verfallen dem Zauber eines älteren und definitiv nicht hübschen Kräuterweibs. Ich hoffe, deine Wertschätzung der guten Frau und ihres Zwinkerns hat dich nicht grässlichen Tee erstehen lassen.“
„Ich denke, du wirst ihn trinken können. Übrigens, wo ist eigentlich die Katze abgeblieben? Sie war bei mir, als ich eingeschlafen bin.“
„Ja. Ich konnte sie gar nicht von deiner Seite bekommen. Sie schien sich richtig Sorgen um dich zu machen. Doch mitten
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