Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
war alles andere als sympathisch.“
Lybratte blickte in ungehalten an.
„Ich habe Sie nicht eingeladen, damit Sie sich über mein Projekt lustig machen, Herr von Orven.“
„Nichts läge mir ferner. Ich bitte um Verzeihung. Zeigen Sie mir Ihre Erfindung. Bitte!“
Asko wurde ungeduldig. Er hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass er tatsächlich eine funktionierende Maschine zu sehen bekommen würde, die ihn in der Zeit vor oder zurück reisen lassen konnte. Doch die Ausrichtung auf mentale Kräfte, die eine physikalische Leistung erbringen sollten, roch ihm verdächtig nach Magie. Er hasste Magie. Er fürchtete ein wenig, dass sein hochgeachteter Mentor und Lehrmeister sich in einem Wirrwarr aus nebulösem Herumphilosophieren und Wunschdenken verstrickt hatte. Noch mehr Sorge machte ihm der Gedanke, dass der Mann, den er als Genie kannte und verehrte, vielleicht wirklich etwas kreiert hatte, das die ultimative Waffe schlechthin sein mochte. Vielleicht brauchte es ja tatsächlich nicht mehr, als die Grenzen des eigenen Verstandes zu überwinden?
Der Professor nahm das Tuch an zwei Enden in die Hand. Er hob es mit einer heroischen Geste, wie ein mythischer Recke, der sein Schwert zog. Asko starrte auf die Oberfläche des Holztisches. Eine Reihe von Objekten lag dort aufgereiht, säuberlich sortiert wie Spielzeug. Ein Hammer, ein Wecker, eine Rolle Draht, vier Knöpfe, eine Kupferspirale, eine kleine Puppe und ein Stück Seide.
„Da“, sagte Lybratte. „Sehen Sie! Was sagen Sie? Ist das nicht ein Prachtstück?“
Er sah, und was er sagen sollte, wusste er nicht. Er blickte von dem Durcheinander zu dem Professor, der frohgemut und so zuversichtlich grinste, als hätte er die interessanteste Maschine gebaut, die je existierte.
„Ich sehe es“, sagte Asko langsam und wusste nicht weiter. „Ich verstehe es aber nicht.“
Ein jäher Schmerz auf seiner Brust erinnerte ihn daran, dass Charlotte darauf bestanden hatte, dass er sein Schutzamulett trug. Er wurde manipuliert, oder zumindest versuchte jemand, ihn zu manipulieren.
„Ich sehe, dass Sie es sehen“, sprach eine wohlklingende Stimme hinter ihm. Er reckte sich, um seinen Kopf so weit zu drehen und sah die Gattin des Professors hinter seinem Stuhl stehen. Er hatte sie nicht eintreten hören. „Wie ärgerlich.“
Sie war schöner, als er sie in Erinnerung hatte, strahlend und imposant. Ihr blondes Haar glänzte in der Morgensonne, die durchs Fenster leuchtete. Ihre hellen Augen sprühten beinahe vor Intensität. In diesem Moment begriff er. Sein Professor hatte jemanden geheiratet, der das Denken manipulieren konnte.
„Mein Lieber“, sagte sie zu ihrem Gemahl. „Ich hatte eben eine Nachricht. Dein junger Freund ist erkrankt und kann heute leider nicht kommen.“
Enttäuschung machte sich auf den Zügen des ältern Herrn breit.
„Oh“, sagte er und schien ein wenig konsterniert. „Wie schade. Ich wollte ihm meine Erfindung zeigen. Ich hoffe, er ist nicht ernstlich krank.“
„Das ist wirklich schade“, fuhr sie fort. „Aber du kannst ihm deine Fortschritte ein anderes Mal zeigen. Warum gehst du nicht ein wenig spazieren? Die Frühlingsluft würde dir gewiss guttun.“
„Eine ausgezeichnete Idee“, lobte er und sah zu seiner Frau hinüber, ohne Asko im Mindesten wahrzunehmen. „Wirst du mit mir kommen, meine Königin?“
„Ich komme nach. Warum machst du dich nicht schon fertig? Ich werde gleich bei dir sein. Ich muss mich nur noch um eine kleine Haushaltsangelegenheit kümmern.“
Asko versuchte aufzustehen, doch eine schmale Hand hielt ihn mit enormer Kraft nieder. Fingernägel kratzten über seinen Kragen.
„Herr Professor!“, rief er. „Ich bin hier. Sehen Sie doch, ich bin direkt vor Ihnen. Wir müssen …“
Doch Lybratte hatte bereits den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen.
Einen Atemzug später stand sie vor ihm. Ihr Lächeln berührte ihn wie eine Schwertklinge.
„Sie hätten nicht kommen sollen“, sagte sie traurig und strafend. „Außerdem sollten Sie so etwas nicht tragen!“
Eine kleine Flamme loderte auf seiner Brust auf, und er schrie, als glühendes Metall sich in seine Haut brannte. In seinem Hemd gähnte ein schwarzes Loch. Asche fiel von der Silberkette, die er um den Hals trug. Seltsam losgelöst stellte er fest, dass die Kette selbst nicht heiß geworden war. Er keuchte vor unerträglichem Schmerz, das Zimmer drehte sich um ihn. Feuer fraß sich in seine Haut.
Man hatte ihn entwaffnet
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