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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Ähnliches, jemand, der seine Gattin nicht frei wählen konnte oder keine Bürgerliche freien durfte. Sie wusste sehr wohl, dass Angehörige von Königshäusern manchmal Affären hatten, und dass – so die Damen respektabler Abstammung waren – diese eine Scheinehe und einen geordneten Hintergrund organisiert bekamen.
    Liebe war ein starker Antrieb. Catty bezweifelt das nicht. Liebe ließ einen Dinge tun, von denen man wusste, dass sie falsch waren und alle Regeln brachen. Sie machte ein bisschen dumm, aber auch ein bisschen weise – wenn auch nur hinsichtlich dessen, was man wollte und wie man es bekam.
    Ihr Herz war zerrissen. Sie war mitten in der Nacht aus dem Fenster geklettert, um heimlich einen Mann zu treffen. Ihm einen Brief zu geben. Oder vielleicht doch mehr? Dennoch war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob das wahre Liebe war. Ihr Menschenherz sehnte sich nach ihm, doch ihr Katzenherz war voller Argwohn und Misstrauen.
    Thorolfs Mutter hatte solche Zweifel nicht gehabt. Sie wusste, was Liebe war, und hatte sich für ihr moralisches Fehlverhalten noch nicht einmal entschuldigt. Frau Treynstern tat es leid, dass Thorolf leiden musste – und dass sie selbst deshalb zu leiden hatte. Doch was sie getan hatte, das bereute sie nicht. Cattys sittsame Erziehung flüsterte ihr ein, dass ein solches Betragen keinesfalls gutzuheißen war, doch dieser Maxime nachzukommen schien seltsam schwierig. Die gute Gesellschaft würde das allerdings anders sehen. Doch die gute Gesellschaft wusste nichts davon. Nur Thorolfs Mutter wusste es, und ihr ehemaliger Liebhaber und nun ihr Sohn – und dessen Katze.
    Catty seufzte still und sah zu dem Mann auf, der wieder am Fenster stand, und dessen schöne graue Augen weit in die Ferne gingen. Wie eine Statue stand er da, reglos, seine klassischen Züge wie aus Marmor gehauen. Wer immer sein Vater auch sein mochte, seine Eltern hatten einen begabten, netten und sympathischen Menschen hervorgebracht. Sein Profil war aristokratisch, sein Mund freundlich, ohne weich zu sein. Fast immer lag ein Lächeln in seinen ausdrucksvollen grauen Augen, nur gerade jetzt nicht.
    Der Sohn eines Prinzen? Wenn man ihn so ansah, schien es plausibel. Seine Kleidung war die eines Künstlers, ein wenig bunter als absolut notwendig, aber wenn man vielleicht von seinen Krawatten absah, konnte er sich überall sehen lassen.
    Sie fragte sich, wie er wohl in einer weißen Paradeuniform mit Schärpe und Orden aussähe, wie Prinzen sie immer trugen. Das hätte ihm gut gestanden. Er würde eine Prinzessin galant zum Tanz führen. Er würde mit einer königlichen Schönen den Ball eröffnen in einem Schlosssaal, erleuchtet von Abertausenden von Kerzen. Er würde gewandt konversieren und alle Herzen brechen.
    Nur würde er das eben nie, denn er war kein Prinz, sondern Herr Treynstern, der Richtersohn. Nun, da sie seine Abstammung ins rechte Licht gerückt hatte, konnte sie seine Besonderheit beinahe fühlen. Ein Prinz hatte sie gerettet.
    „Verdammt!“, murmelte er, und sie rieb sich an seinen Beinen. Er sah zu ihr hinab.
    Gedankenverloren hob er sie hoch und hielt sie in den Armen. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Sie merkte, dass sie ihn wirklich sehr gern hatte, auch wenn sein Benehmen gerade etwas zu wünschen übriggelassen hatte. Doch er hatte Catty nicht auf die Straße gejagt, und er hatte ihr ihre Einmischung vergeben. Gefüttert hatte er sie auch. Seine Hände waren warm, und sie fühlte sich darin sicher. Er kraulte sie mit geübten Fingern. Sie genoss seine Berührung.
    Daran konnte doch nichts Falsches sein? Katzen wurden nun mal gern gekrault. Es war nichts dabei.
    Für eine Katze.
    Sie schauderte, und er hielt inne. Dann fuhr er mit dem Kraulen fort, ohne sie anzublicken. Sie fand, dass er sich eigentlich etwas besser darauf konzentrieren sollte, doch seine Gedanken waren beschäftigt, und vielleicht sollte sie nicht darauf bestehen, dass er ihr nach der letzten schmerzhaften Szene allzu viel Aufmerksamkeit schenkte.
    Es klopfte. Im gleichen Moment, noch bevor Thorolf sich auf den Weg machte, um zu öffnen, fühlte sie die Aura des Besuchers. Schwarz, nachtschwarz, wie glänzender Lack. Sein Gebietsanspruch überkam sie schon durch die geschlossene Tür, und sie schrie und wand sich und sprang dem jungen Mann aus den Armen, rannte im Schweinsgalopp zur Schlafzimmertür. Sie sprang auf die Klinke, öffnete die Tür und verschwand, während sie sich wünschte, sie könnte die Tür hinter sich

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