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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wenn du wenigstens versuchen könntest, dich zu wehren. Gegenwehr macht den Sieg um so vieles süßer, mein liebes, junges Genie.“
    Sie lächelte und ließ ihn die beängstigende Perfektion ihrer Gesichtszüge wahrnehmen. Ihre Schönheit war von einer Ebenmäßigkeit, die so ohne Fehl war wie ein Hauch absoluter Reinheit. Dennoch, und das wusste sie wohl, machte diese Schönheit sie nicht liebenswert.
    Sie neigte sich näher zu ihm hin und freute sich über die Panik in ihm. Sie presste ihre Lippen an die seinen. Seine waren kalt, und er zitterte bei dem Kontakt.
    Kleine Hände hielten seinen Brustkorb nieder und ließen ihn an nahende Klauen denken.
    „Aufhören!“
    Erwischt. Dies war Asnahids Reich, und Asko war vermutlich hier, weil es ihn hier verstaut hatte.
    „Er gehört dir nicht“, fuhr die Stimme fort, und ein Kuss von geradezu niederträchtiger Innigkeit fand ein abruptes Ende.
    „Er ist schon so gut wie tot, meine Liebe“, rechtfertigte sich Miss Colpin, kaum in der Lage, die Gier in ihrer Stimme zu verbergen. „Du kannst ihn doch auch gleich mir überlassen. Er war einmal ein Soldat. Ich bin sicher, ihm ist ein schneller Tod lieber als ein langsamer. Oder doch immerhin ein schnellerer Tod, als nach und nach in der falschen Realität zu vergehen.“
    „Wie selbstlos von dir. Doch ich will nicht, dass er jetzt schon stirbt. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich mir sicher bin, dass ich ihn nicht mehr brauche. Bis dahin ist er mein. Nicht dein.“
    „Er kann hier nicht überleben.“
    „Nicht lange jedenfalls.“
    „Er wird sterben!“
    „Ich weiß. Sie sterben alle. Fortwährend.“
    „Dann kannst du genauso gut …“
    „Was willst du denn von ihm, Liebste? Den Schmerz, den er fühlt, oder die verkorkste, versteckte Liebe? Beides? Du bist gierig.“
    „Lucilla!“
    „Nein.“
    „Warum soll er hier zugrunde gehen?“
    „Hier ist ein gerade so guter Aufenthaltsort wie sonst wo. Hier geht er nicht verloren, und finden wird ihn hier auch niemand.“
    Frau Lybratte beugte sich hinab und streichelte dem jungen Mann über die Stirn, strich ihm das wirren Haar zurecht.
    „Tut mir leid, ich habe noch zu tun, Herr von Orven. Verzeihen Sie, dass ich Ihr Tete-à-tete mit meiner Freundin gestört habe. Aber ich werde bald Besuch bekommen. Wenn ich mich nicht irre, kommt Ihre Frau Gemahlin, um nachzufragen, wo Sie abgeblieben sind. Eben habe ich sie durch den Garten laufen sehen. Ein unangemeldeter Abendbesuch. Miss Colpin, möchten Sie die brave Gattin unseres Gastes kennenlernen? Sie wird sehr besorgt sein. Das mögen Sie gewiss.“
    Die Gouvernante erhob sich und lächelte.
    „Warum nicht? So viel Zuneigung sollte man unterstützen.“
    Askos Protestschrei verklang im Nichts.

Kapitel 50
    Man ließ Charly und Sophie in die beeindruckende Villa ein. Sie hatten ihre Visitenkarten dem Butler gegeben und dessen unausgesprochene Missbilligung ignoriert. Man machte nach dem Abendessen keine Überraschungsbesuche.
    „Ich muss Professor Lybratte und seine Gattin sehr dringend sprechen“, hatte Charly nur gesagt. Ganz gewiss wollte sie nicht mit dem Diener über den Verbleib ihres Gemahls diskutieren.
    Die beiden wurden in ein Empfangszimmer geleitet. Darin stand ein riesiger Flügel, der den Raum in eine Art Musikzimmer verwandelte. In der Ecke stand zudem eine Harfe. Ein musikalischer Haushalt. Ein großer, goldgefasster Spiegel schmückte den Raum und gab die Pracht der Seidentapeten wieder. Vasen voller Treibhausblumen verliehen dem Zimmer eine freundliche Atmosphäre. Auf dem Sims waren pastorale Porzellanfigürchen in bunter Reihe angeordnet.
    „Imposant“, murmelte Sophie.
    „Asko sagt, sie seien außergewöhnlich wohlhabend“, flüsterte Charly zurück.
    „Ich wusste gar nicht, dass das Professorendasein so viel abwirft.“
    „Wahrscheinlich ererbtes Vermögen.“
    Keine der beiden Frauen hatte Platz genommen, sie standen immer noch in der Mitte des Raumes, zwischen Klavier und Harfe, und sahen sich staunend um.
    Die Tür öffnete sich, und eine blonde Dame trat ein, gefolgt von einer weiteren Frau, deren braves, doch gut geschnittenes Kleid eine abhängige Position andeutete, wenngleich auch keine dienende. Vielleicht eine Gesellschafterin?
    Strahlend grüne Augen lächelten Charly an.
    „Frau von Orven. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte eine herzliche Stimme, und beide Hände streckten sich Charly entgegen. „Bitte erlauben Sie mir, dass ich Ihnen Miss Colpin vorstelle.

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