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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Miss Colpin, dies ist die Gemahlin unseres genialen, jungen Erfinders.“
    Charly nahm die Hände automatisch und schüttelte sie. Das war also die Frau, die Asko so schön, anmutig, charmant und intelligent fand. Kein Wunder. Sie war in der Tat ausnehmend entzückend. Charly bemerkte kaum, dass die zweite Frau knickste und sie pflichtschuldigst anlächelte.
    „Es ist mir sehr unangenehmen, zur Unzeit über sie herzufallen“, sagte Charly. „Bitte erlauben Sie mir, dass ich Ihnen Frau Treynstern vorstelle. Sie hat sich netterweise erboten, mich zu begleiten. Wir suchen meinen Gatten. Er ist von seinem Besuch bei Ihnen nicht nach Hause gekommen. Wir machen uns Gedanken um seinen Verbleib.“
    Sorge überflog das Gesicht der Gastgeberin.
    „Du liebe Güte. Wo kann er nur hingegangen sein?“
    „Das ist es ja gerade. Wir wissen es nicht. Wir hatten gehofft, Sie könnten uns etwas dazu sagen. Wann ist er denn von hier aufgebrochen?“
    Frau Lybratte sah nachdenklich drein.
    „So genau weiß ich das gar nicht. Er hat ja meinen Ehemann besucht, nicht mich. Ich würde ihn fragen, doch er ist leider ausgegangen. Ich bin mir allerdings sicher, dass ihr Gatte am frühen Nachmittag nicht mehr hier war. Ich werde den Butler fragen. Er sollte es wissen.“
    Sie drehte sich um und zog am Klingelstrang.
    Miss Colpin wandte sich an Sophie.
    „Frau Treynstern, sind Sie mit einem jungen Maler verwandt? Er war Gast dieses Hauses.“
    „Er ist mein Sohn“, antwortete Sophie.
    „Ah. Natürlich. Man sieht die Ähnlichkeit deutlich. Ein sehr talentierter Mann, so sagt man mir.“
    „Vielen Dank. Ich denke, er wird seinen Weg machen.“
    „Ich bin sicher, Sie und Ihr Gemahl müssen sehr stolz auf ihn sein.“
    „Mein Gemahl ist schon vor Jahren verstorben. Doch ich bin sicher, auch er wäre sehr stolz.“
    Die Dame in Grau nickte und schenkte Sophie ein mitfühlendes Lächeln. Frau Lybratte winkte die kleine Gruppe zu den Stühlen hinüber und lud sie mit einer eleganten Geste ein, Platz zu nehmen. Charly setzte sich widerwillig. Sie hatte keine Zeit für derlei Geplänkel.
    Die Tür öffnete sich, und der Butler trat ein und sah die Dame des Hauses fragend an.
    „Johann, können Sie uns sagen, wann Herr von Orven meinen Mann wieder verlassen hat?“
    „Das muss gegen zwei Uhr gewesen sein. Ich habe ihm selbst in die Droschke geholfen.“
    „Sagte er, wo er hinwollte?“
    „Nein, gnädige Frau. Er hat mir nichts gesagt.“
    „Hat er denn dem Kutscher etwas gesagt?“, unterbrach Charly.
    Der Diener sah sie steinern an.
    „Es stand mir nicht an zu lauschen.“
    „Natürlich nicht. Hat er oder hat er nicht?“ Charlys Geduld war brüchig wie altes Pergament.
    Der Mann verriet mit keiner Miene, dass er ein solches Verhalten als ungehörig betrachtete.
    „Schon möglich, gnädige Frau. Doch ich habe nichts davon gehört. Ich bedauere.“
    Charly starrte ihn an, als wolle sie ihn zwingen, sich an Details zu erinnern, die er nicht kannte.
    „Danke, Johann. Das ist alles“, sagte Frau Lybratte und wandte sich dann wieder ihren Gästen zu. „Es tut mir sehr leid. Wir sind wohl nicht in der Lage, Ihnen zu helfen. Haben Sie denn … Ich will Sie ja wirklich nicht beunruhigen, aber … haben Sie in den Hospitalen nachgefragt? Er könnte doch gestürzt sein, nicht wahr? Du lieber Himmel! Jetzt habe ich Sie erst recht beunruhigt. Ganz außerordentlich täppisch von mir. Ich entschuldige mich. Wenn es irgendetwas gibt, das wir für Sie tun können? Ich kann unsere Kutscher ausschicken, um an … solchen Orten für Sie nachzufragen. Es ist schon fast dunkel. Sie und Frau Treynstern werden sicher nicht durch die Nacht fahren wollen.“
    „Gewiss nicht“, fügte Miss Colpin hinzu. „Heute weiß man nie, was einem nachts auf der Straße so begegnen kann. Großstadtstraßen sind gefährlich.“ Sie klang sehr besorgt.
    Charly unterdrückte ein Schaudern. Die enorme Hilfsbereitschaft erschien durchaus gutgemeint, aber irgendetwas ließ ihr die Nackenhaare hoch stehen.
    „Ich würde Ihnen gerne helfen“, bat Frau Lybratte erneut. „Ich werde den Kutscher anweisen, für Sie alle … infrage kommenden Orte abzufahren. Sie sollten besser zu Hause bleiben, falls er dort auftaucht und vielleicht nicht mehr getan hat, als den Nachmittag mit einem alten Freund zu verbringen. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen. Mein Gatte hält große Stücke auf Herrn von Orven, und ich selbst habe ihn auch als einen ausnehmend intelligenten Herrn

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