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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Logen. Wo einer war, würden mehr hinterherkommen, ein ganzes Rattennest voll. Ihre gemeinsamen Kräfte mochten dann doch eine Gefahr darstellen.
    Er besah sich die Person in den Schatten. Gute Tarnung. Der Mann hatte sich mit einer Aura von Interesselosigkeit und Langeweile umgeben. Niemand würde ihn wahrnehmen, keiner ihm auch nur einen Blick schenken. Dennoch war er noch recht jung für einen Meister. Vielleicht war er nur ein Adept, losgezogen, um sich zu beweisen. Vielleicht hatten die Logen die kleinen Veränderungen an der Matrix der Realität ja tatsächlich bemerkt.
    Es konnte sich natürlich auch um ein Mitglied der Fraternitas Lucis handeln, der Bruderschaft, die seine schwächeren Artgenossen jagte. Ihn selbst hatten sie auch bisweilen schon gejagt, doch diese lächerlichen Versuche waren zum Scheitern verurteilt. Seit einigen Jahren verfügte er zudem über dezidiertes Wissen, was die Bruderschaft anging. Stephan hatte schließlich nicht umsonst einen recht hohen Rang in der frommen Gemeinschaft bekleidet.
    Vielleicht war es Zeit weiterzureisen. Lange würde er ohnedies nicht mehr bleiben. Die Nacht der Nächte rückte näher. Sie brauchten Ruhe für das, was sie vorhatten, oder das, was zumindest sie vorhatte, Lucilla, wie sie sich in ihrer gegenwärtigen Erscheinungsform nannte. Sie war so schön. Sein Herz schlug höher beim Gedanken an sie. Dass er nicht lieben konnte, durfte wahrlich keiner behaupten. Seine eigene Gewogenheit wärmte ihn in einer kalten Welt.
    Sie mochte es nicht, wenn man von ihrem Plan abwich.
    Ein wagemutiger Plan. So viele ausgeklügelte Details für etwas, das den Menschen eine so einfache Sache war, ein Tanz zwischen den Laken, ein Spreizen der Schenkel, ein wenig Samen.
    Das Mächtige hätte es einfacher haben können, doch Lucilla war, was sie war. Sich mit ihrer eigenen Art von Na Daoine-maithe zu paaren hätte Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte von Friedensverhandlungen und Kriegen um die Vormachtstellung bedeutet. Lucilla hatte andere Pläne, kunstvoll und sinnreich, verstrickte Pläne voller funkelnder Ideen und neuer Konzepte.
    Er stellte sein Glas auf dem polierten Mahagonitisch ab und streckte die Arme aus, Handfläche an Handfläche. Dann zog er ganz langsam die Hände auseinander. Von seinen Fingern aus formte sich der Rahmen einer Tür, die aus dem Nichts erschien und den Eingang zu einer hellerleuchteten Himmelslandschaft aus perfektem Weiß freigab. Er trat hindurch, und die Öffnung hinter ihm zeigte nun den Ausschnitt eines stilvollen Wohnzimmers und verschwand dann spurlos. Er lächelte bei dem Gedanken an den Mann, der auf der anderen Straßenseite im Schatten eine leere Wohnung beobachtete. Verlassen bis auf Stephan, und der war so leer wie die Wohnung.
    Dies war Asnahids Reich. Das Machtwesen hatte ihn gelehrt, es zu betreten und zu verlassen. Dazu brauchte er große Stärke, und er holte sie sich aus der Matrix der Energielinien, bediente sich ihrer so unverschämt wie ein Vielfraß beim Bankett. Im Gegensatz zu seinem eigenen dunklen Tal waren diese Gefilde real und nicht aus den Traumsequenzen seiner Gespielen gewoben. Doch dieses Reich beherrschte Die Macht nicht allein. Hier gab es andere, die wie Asnahid waren. Ihre Rivalität hielt sie auseinander. Wenn sie sich trafen, ging es nie ohne einen Kampf ab.
    Doch ihm gefiel es hier, er fühlte sich so wohl, dass er die Gefahr in Kauf nahm. Die glitzernd weiße Schönheit dieser Wirklichkeit war zutiefst beeindruckend. Die Konsequenzen bei einer Entdeckung allerdings auch furchterregend. Er mochte starke Emotionen, lebte von ihnen, doch fühlte er primär die anderer, die der Menschen. Er nahm sie. Er spiegelte sie wider, und wenn sie verblassten, so ließen sie ihn wieder gierig und hungrig zurück, zwangen ihn, die Leere in sich zu fühlen. Er wünschte sich, die Dinge lägen anders, doch es war so, wie es war.
    Hier konnte er eigene Empfindungen erspüren, Emotionen wie eisige Furcht und böse Ahnungen, wie das Schwelgen in der makellosen Schönheit dieser Welt und den Stolz darauf, hier Zutritt zu haben. Das Nichts füllte sich mit seiner knapp bemessenen Seele. Es fühlte sich gut an.
    Weißliche Nebel wallten, und wie immer tanzte er auf den schillernden Schneeflocken der Wahrscheinlichkeiten, drehte sich in einem dreidimensionalen Walzer absoluten Genusses. Hier gab es keinen Anfang und kein Ende, keine Zeit, keine Dauer, nur Sein. Hier war er vollkommen. Er wusste, wie es war, fröhlich zu

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