Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
dass ich wie du wenig Vergnügen bei dem Gedanken empfinde, allzu viele Rivalen in die Welt zu setzen.“
„Wenn man die Zartheit menschlicher Seelen bedenkt, sicher eine gute Einstellung.“
„Aus Menschensicht.“
„Ich weiß um meine Verantwortung gegenüber den Unerfahrenen und Jungen in der Welt.“
„Solange sie dir nicht in die Quere kommen.“
„Natürlich. Apropos – wer hat denn deine Anwesenheit gestern so unüberhörbar in die Träume der Nacht posaunt?“
„Ich nicht, das versichere ich dir. Ich ziehe es vor, ein stilles und unauffälliges Leben zu führen.“
„Irgendjemand hat dein Bild durch die Gemüter der Menschen wandern lassen.“
„Es fühlte sich nach einem Traumweber an.“
„Es wäre mir neu, dass die sich zu Großstadtwesen entwickelt hätten. Hast du einen von ihnen verärgert?“
„Warum sollte ich? Sie sind Brüder im Geiste und leben wie ich von den Gefühlen der Menschen.“
„Wobei sie den Menschen keinen Schaden zufügen. Sie tauschen nur ein wenig Stimulation aus.“
„Warum sollte ich Träume verschenken, wenn ich die Wirklichkeit führen kann wie ein Schwert?“
„Du weißt wirklich nicht, wer den Traum geschickt hat?“
„Nein.“
„Dann finde es heraus. Ich mag keine Überraschungen.“
„Ich kann der Energiespur folgen. Doch es wird dauern. Ich weiß nicht, wo ich zu suchen anfangen soll. War da außerdem nicht ein wenig Entschädigung auf dem Stundenplan angesetzt?“
„Das muss warten, mein achtbeiniger Schöner. Genieße die Vorfreude!“
„Du bist grausam, Asnahid!“
„Sprich den Namen hier nie aus!“
„Was soll ich tun, wenn ich den finde, der den Traum wob?“
„Wenn er ein Verwandter ist, sag ihm, ich freue mich auf ein Gespräch mit ihm. Wenn er nur ein menschlicher Dilettant ist, nimm ihn als Vorspeise für das Festmahl, das deiner harrt.“
„Meine großzügige Lucilla!“
„Nun mach dich auf den Weg. Such!“
Kapitel 63
„Im Namen des Königs! Aufmachen!“
Ian konnte den Befehl die ganze Treppe hinunter hören. Die Polizei stand vor der Tür, und er rannte in ihrem Rücken die Treppe hoch. Schlecht. Er hätte sich nicht so lange bei den von Orvens aufhalten sollen. Mit den Damen zu frühstücken war unter den gegebenen Umständen ein Luxus gewesen. Er spürte, dass etwas geschehen war, auch wenn er nicht wusste, was. Doch es sah so aus, als würde er das jetzt herausfinden.
Er rannte die Treppen hoch.
„Ich komme“, rief er. „Tut mir leid, meine Herren. Ich war unterwegs.“
Drei Polizisten standen vor seiner Tür und musterten ihn voller Argwohn. Zwei trugen fesche grüne Uniformen, ein dritter war in Zivil. Offenbar wollten sie gerade die Tür eintreten. Herr Möhlner würde das kaum mögen. Die Tatsache, dass seine Mieter mit der Polizei zu tun hatten, wäre allein schon ein allzu guter Grund, sie auf die Straße zu setzen.
„Wer sind Sie?“, fragte der Zivilbeamte mit befehlsgewohnter Stimme.
„Ian McMullen. Ich wohne hier.“
„Inspektor Angermeier. Wir dachten, dies sei Thorolf Treynsterns Wohnung.“
„Herr Möhlner, der Hauswirt, hat jedem von uns ein Zimmer vermietet. Einen Gemeinschaftsraum teilen wir uns. Sozusagen ein Wohnzimmer.“
„Sie sind befreundet?“
Der Ton, in dem die Frage gestellt wurde, machte deutlich, dass es ziemlich verdächtig wäre, ein Freund Thorolfs zu sein. Lieber Himmel, was war nur geschehen?
„Wir sind Wohnungsgenossen. Wir vertragen uns gut. Aber ich kenne ihn erst, seit ich vor einigen Wochen nach München gekommen bin.“
Er fummelte an seinem Schlüsselbund und versuchte, nicht allzu nervös zu wirken. Das Schlüsselloch schien kleiner geworden zu sein. Dennoch, nach einiger Zeit bekam er die Tür auf und lud die Polizisten mit einer Handbewegung ein einzutreten. Draußen halten konnte er sie ohnehin nicht, und vermutlich konnten sie ihm Auskunft geben, was geschehen war. Auch wenn es nicht so aussah, als wären die Neuigkeiten in irgendeiner Weise angenehm.
„Ihre Papiere!“, befahl der Beamte.
„Einen Moment. Ich hole sie.“
Er war Ausländer. Das an sich war schon verdächtig. Dann war er noch Akolyth des Arkanen. Das war nicht verboten, doch es wäre besser, wenn nicht darüber spekuliert würde. Bestenfalls hielt man ihn für einen Betrüger, im schlimmsten Fall für einen Irren. Die Loge würde es außerdem nicht mögen, wenn er in irgendetwas hineingezogen wurde – was immer es sein mochte.
Lieber Himmel! Er musste zur Loge. Er war viel
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