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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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handeln, Inspektor“, sagte sie. „Mein Sohn würde nie eine Frau anfallen.“
    „Es gibt Zeugen. Die Polizei hat ihn dabei erwischt.“
    „Das kann nicht sein. Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln.“ Sie klang absolut überzeugt. Der Beamte schenkte ihr einen fast mitfühlenden Blick.
    „Frau Treynstern …“, begann er, wurde jedoch von seinem uniformierten Kollegen unterbrochen, der ein Bild hochhielt. Ian sah es sich an. Es war das, auf dem die Spinne die Frau ermordete.
    „Das ist die Frau“, sagte der Gendarm. „Er hat sie gemalt, wie sie von einem Monster zerfetzt wird, und dann ist er losgezogen und hat es selbst getan.“
    Der Inspektor nahm das Papier und betrachtete es sorgsam. Ian spürte, wie ungern er seinen Blick wieder davon löste, denn das hieß, sich erneut mit der Mutter des Verdächtigen zu befassen.
    „Das ist ein wichtiger Verdachtsgrund“, sagte er schließlich. „Er muss das Ganze geplant haben.“
    „Gewiss nicht“, protestierte Frau Treynstern. „Er zeichnet immer Skizzen. Nur Skizzen, mehr nicht. Er ist Künstler.“
    „Frau Treynstern, ich verstehe, dass das für Sie ein Schock sein muss …“
    „Herr Inspektor, Sie müssen ihn doch verhört haben. Ich bin sicher, dass er nicht zugegeben hat, eine Frau angegriffen zu haben. Das hier ist alles ganz verkehrt. Was hat er denn gesagt?“
    Nun schienen alle drei Gesetzeshüter zu versteinern.
    „Wir konnten ihn nicht befragen …“
    „Warum nicht? Das scheint mir doch sehr notwendig zu sein.“
    „Er wurde verletzt, als die Polizisten versuchten, das Mädchen zu retten.“
    „Verletzt?“
    Ihre Fassung versagte, und mit einem Mal konnte Ian ihre Angst spüren, direkt auf seinen Fingerspitzen, wie einen eisigen Hauch.
    „Schwer verletzt. Er ist bewusstlos. Der Arzt sagt, er wird sein Bewusstsein nicht wiedererlangen. Er liegt im Sterben. Es tut mir leid.“
    Sowohl Ian als auch der Inspektor sprangen herzu, als die Dame zu schwanken begann.

Kapitel 64
    Der Käfig war viel zu klein. Zusammengerollt zu einem Ball passte sie gerade so hinein. Darin herumzugehen war unmöglich. Ihre Glieder zu strecken auch. Sie lag nur da, verkrampft und reglos. Manchmal zitterte sie.
    Catty, die Katze, hatte gelernt, wie man weint. Einige Tränen waren ihr aus den Augen getropft und hatten ihr Fell an Stellen benetzt, die sie mit der Zunge nicht säubern konnte. Mit der Pfote wischte sie sich ein paar Mal übers Gesicht und entschied sich dann, mit dem Weinen aufzuhören, obgleich sie sich wirklich sehr danach fühlte. Doch man musste an sein Fell denken.
    Sie hoffte, dass sie die beiden jungen Herren dadurch gerettet hatte, dass sie brav und ohne Aufhebens mit dem Mann gegangen war, der in Wirklichkeit ein Monster war. Wenn sie wenigstens sicher hätte sein können, dass es ihnen gut ging, dann wäre ihr Schicksal vielleicht ein wenig einfacher zu ertragen. Wie sehr sie die beiden mochte, hatte sie eben erst verstanden. Alle beide, den einen wie einen Bruder und den anderen … nun, es waren wohl nicht primär geschwisterliche Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte. Ihrem Helden. Sie hatte ihm sein schreckliches, furchteinflößendes und verletzendes Benehmen beinahe schon wieder verziehen. Beinahe, doch noch nicht ganz. Er hatte ihr allzu viel Angst eingejagt, doch das war nicht das Schlimmste. Sie schämte sich so, und sie mochte das Gefühl kein bisschen.
    Er hätte sie nie so sehen und anfassen dürfen, und schon gar nicht hätte er sie fürchten dürfen. Sie mochte ihn als Mann, der mutig, witzig und ein strahlender Beschützer war, nicht panisch und harsch. Doch auch er hatte eben sein Monster getroffen. Die Situation war furchtbar genug gewesen, dass er die falschen Schlüsse gezogen hatte. Er hatte ihr aus Furcht wehgetan, nicht aus bösem Willen. Das immerhin verstand sie jetzt.
    Es war wichtig, ihn wissen zu lassen, dass sie es verstand. Genauso wichtig wäre es gewesen, dass er selbst es begriffen und es ihr gesagt hätte. Doch vermutlich hatte er nichts verstanden.
    Sie begriff selbst kaum etwas von dem, was um sie herum geschah. Doch sie wusste immerhin, dass er wie auch sie nur Schachfiguren auf dem Spielbrett eines anderen waren. Man schob sie zu irgendeinem Zweck herum, welchem Zweck, das konnte sie nicht sagen, vermutlich nichts Gutes.
    Lucilla steckte hinter alldem. Sie war eine böse Hexe, genau wie die Köchin gesagt hatte.
    Catty nahm den letzten Gedanken zurück, denn er war töricht und einer Katze

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