Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Geschoss, das ihm durch die Haut drang, um in seinem Herzen steckenzubleiben.
    „Seines geheimnisvollen Retters? Hat er versucht, den zu finden? Den Mann, der wusste, wie man gegen eine Riesenspinne kämpft?“
    Er konnte kaum nicken. Langsam wurde sein Blickfeld grau, verdunkelte sich von außen nach innen, ließ ihm nichts als einen kleinen Tunnel der Wahrnehmung. Sie mussten damit aufhören. Doch er konnte sie nicht dazu bringen. Die Blicke, der helle des Großmeisters, der dunkle von Valerios, hielten ihn gefangen wie auf einer Streckbank.
    „Hat er ihn gefunden? Wer ist der Mann?“
    Ian schüttelte den Kopf.
    „Verhaftet … man hat Herrn Treynstern verhaftet …“, stotterte er. „Er wurde schwer verletzt. Stirbt. Ist inzwischen wahrscheinlich tot.“
    Ganz plötzlich sah er sich in einer geradezu prophetischen Vision bei Thorolf. Sie würden wieder beisammen sein. Viel zu bald. Die Welt versank im Nichts.

Kapitel 67
    „Ich muss wieder zurück“, sagte die Nonne. „Ich kann leider nicht länger bleiben.“
    „Wie immer“, seufzte die alte Jungfer, die kerzengerade auf ihrem Stuhl vor einem kleinen Porzellanteller mit Gebäck saß. „Doch ich verstehe schon. Sag uns einfach, was du zu sagen hast.“
    Die anderen drei Frauen nickten. Alle fünf saßen um einen Couchtisch und tranken Kräuterlikör aus zierlichen hochstieligen Kristallgläsern. Die Gastgeberin produzierte den Likör selbst und pflegte einen Lebensstil, den man von einer Frau, die man oft in der Bäckerei Ihres Gatten aushelfen sah, nicht erwartet hätte. Ihr Gatte verließ sich in vielen Dingen auf sie, und vielleicht war es ja auch ihr zuzuschreiben, dass ihm die Auszeichnung „Hoflieferant“ zuteil geworden war.
    „Ihr habt sicher von dem Mordversuch gehört. Eine Frau wurde in der Maxvorstadt angegriffen.“
    „Sie haben den Mörder auf frischer Tat ertappt“, sagte eine Dame, deren Kleid so teuer und eminent extravagant war, dass es ein wenig bizarr wirkte. Die Federn auf ihrem Hut hätten einen Paradiesvogel in begeistertes Balzen ausbrechen lassen.
    „Das ist nur halb richtig“, erwiderte die Nonne. „Die Frau hat noch bis heute Mittag gelebt. Dann kam die Bruderschaft und versuchte, mehr über den Angreifer zu erfahren. Während der Befragung starb sie, Gott sei ihrer armen Seele gnädig! Wenn sie sich nicht eingemischt hätten, hätte sie vermutlich überlebt.“
    „Heilige Mutter Gottes!“, rief die Bäckersfrau aus und schlug die Hände zusammen. Eine alte Frau, deren Stock an ihrem Stuhl lehnte, bekreuzigte sich und vollführte dann eine Geste mit der linken Hand, indem sie mit ausgestrecktem Zeige- und kleinen Finger einmal nach oben und einmal nach unten deutete, um damit das Böse fernzuhalten.
    „Die Polizei hat einen meiner Nachbarn deswegen verhaftet“, erzählte die alte Jungfer. „Ich habe seine Mutter kennengelernt. Sie erlitt einen Schwächeanfall, als sie davon hörte. Man holte mich, um ihr beizustehen. Eine nette Dame. Natürlich sehr verstört. Man sagt, der junge Mann läge im Sterben. Er wurde bei der Festnahme schwer verletzt. Er studiert an der Kunstakademie.“
    „Wahrscheinlich war er es nicht“, sagte die Nonne. „Was das Opfer sagte, war unzusammenhängend und wirr. Irgendetwas mit einer Riesenspinne.“
    „Ich habe heute Nacht von einer Riesenspinne geträumt.“
    „Wir alle, meine Liebe.“
    „Es gibt einen Bericht über eine Riesenspinne in Schwester Lukrezias Rezeptsammlung“, sagte die alte Frau. „Geht ins 17. Jahrhundert zurück. Sie starb kurz nach dem Eintrag. Woran, weiß keiner.“
    „Ein Feyon?“
    „Ein Sí, der Menschengestalt annehmen kann? Die meisten können das.“
    „Vielleicht sogar Ihr junger Nachbar?“
    „Ich gebe zu, seine Aura ist ein wenig farbenprächtiger als gewöhnlich, doch ich habe das immer seinem künstlerischen Charakter zugeschrieben. Sehr flamboyant. Allerdings ist er wirklich sehr attraktiv und stattlich.“
    „Das sind nicht alle Sí.“
    „Aber sie können es sein. Sie rühren uns das Auge, den Sinn und das verräterische Herz, wie sie möchten. Nur glaube ich im Grunde nicht, dass er … und nachdem ich nun seine Mutter persönlich kennengelernt habe, kann er keinesfalls ein vollblütiger Sí sein. Frau Treynstern war zweifelsohne ein Mensch. Daran ist nichts zu rütteln. Vernarrt in ihren Sohn. Eine sehr achtbare Dame.“
    „Er könnte ein Halbblut sein“, grübelte die Alte mit dem Stock. „So etwas passiert schon

Weitere Kostenlose Bücher