Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
vollständig beherrschte. Sie erinnerte sich an die Worte des Vampirs an jenem beklemmenden weißen Nebelort: „ Dennoch ist das, was sie sehen, relativ, und die Dame ist absolut.“ Hier war die Macht relativ und nicht absolut.
    Das mochte gut sein oder schlecht. Sie wusste es nicht. Doch sie fühlte sich unwohl. Ihr war angst und bange. Sie war sich ziemlich sicher, dass das Schicksal einer kleinen Katze diese Männer gänzlich unberührt lassen würde. Sie waren so ungeheuer fokussiert, doch dieser Fokus ging in zwei Richtungen gleichzeitig. Zum einen konzentrierten sie sich auf das, was sie umgab, zum anderen schienen sie eminent mit sich selbst beschäftigt, gerade so, als seien ihre Würde und ihre Bedeutung Basis jeder Wahrnehmung.
    Sie versuchte, durch den Spalt zwischen Klappe und Tasche etwas zu sehen, doch viel konnte sie nicht erspähen. Nur poliertes Holz und teuren Teppich. In der Ferne hörte sie Männerstimmen, die sich angeregt unterhielten. Einzelheiten konnte sie nicht verstehen. Aber sie kamen ohnehin nicht aus der Richtung, in die ihr Freund verschwunden war. Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, hatte sie keinen Laut mehr von ihm gehört, keine Aura gespürt, nichts, nicht eine Spur. Es war, als wäre er hinter einer Barriere verschollen, und sie machte sich große Sorgen um ihn, während sie an ihre eigene Passage durch eine andere Welt dachte, die von dieser vollkommen abgeschnitten zu sein schien. Das war nicht eben angenehm gewesen, und die beiden Männer, einer davon ein Vampir, waren auch recht erschreckend gewesen, wenngleich sie ihr nichts getan hatten. Die beiden saßen dort fest. Sie begriff, dass sie Hilfe von ihr erwarteten. Wie sie ihnen helfen sollte, konnte sie sich nicht einmal im Entferntesten vorstellen. Jedenfalls konnte sie absolut nichts unternehmen, solange sie in einer Tasche eingesperrt war.
    Es gab so vieles, das sie nicht verstand. Da war das Gefühl von Liebe, das sie mit dem Dunklen, der das Blut anderer Wesen trank, für denselben Menschen teilte. Er war wie Lord Edmond und dann doch wieder nicht. Worin der Unterschied lag, begriff sie nicht, und obgleich ihre Instinkte ihr Einsichten vermittelten, die sie noch vor in paar Tagen als Mädchen nicht gehabt hatte, waren diese Einsichten nur nebulös und kaum greifbar. Ihre Schlussfolgerungen mochten alle falsch sein.
    Der Dunkle mochte Thorolf. Sehr sogar, wenn auch auf distanzierte Weise. Auf alle Fälle distanzierter als sie, die bei Thorolf sein wollte, fühlen wollte, wie seine Hände ihr übers Fell strichen und sie hinter den Ohren kraulten. Der Vampir hatte ihre Empfindungen verstanden und ihnen auf sonderbare Weise Form und Richtung gegeben. Alle ihre konfusen Gefühle waren mit einem Mal viel aufgeräumter und ergaben ein Muster, das sie als Liebe erkannte. Unheimlich war das. Was würde das Wesen dazu sagen, dass man Thorolf verhaftet hatte?
    Warum hatte man ihn nur festgenommen, fragte sie sich. Hatte er etwas Böses getan? Künstler tendierten dazu, über die Stränge zu schlagen, und ihr Vater und ihre Gouvernanten hatten sie immer vor verantwortungslosen Männern gewarnt. Künstler, so sagten sie, lebten nach anderen sittlichen Regeln als andere Menschen. Das musste wohl auch so sein, oder die peinliche Szene mit dem Aktmodell hätte so nicht stattgefunden.
    Leise Schritte näherten sich und hielten vor ihrem Gefängnis inne. Sie konnte etwas Weißes durch den Spalt erkennen. Vielleicht eine Schürze. Es bewegte sich, und sie sah mit einem mal ein rundes, mittelaltes Frauengesicht umrahmt von einer weißen Haube.
    „Was haben wir denn hier?“, fragte eine flüsternde Stimme, und eine Hand fummelte an der Taschenklappe. Catty kratzte gegen das steife Leder. Die Tasche öffnete sich, jedoch nicht weit genug, damit sie hinaushüpfen konnen. Sie miaute ärgerlich. Eine Kichern erklang von draußen.
    „Ein Kätzchen! Was suchst du denn hier? Du solltest nicht hier sein. Ich weiß ja nicht, was all diese schrecklich mächtigen Kerle mit Kätzchen zu tun pflegen, aber ich bringe dich wohl besser in Sicherheit. Also sei ganz ruhig. Wir wollen uns nicht von den werten Herren erwischen lassen.“
    Jemand hob den Ranzen hoch, und Catty merkte, dass man sie wieder die Treppe hinuntertrug. Fort von Ian. Das konnte so nicht in Ordnung sein? Oder doch? Sie konnte nun jaulen und kreischen und eine Szene machen, um die Frau aufzuhalten, doch sie ließ es.
    „Gehen Sie aus, Frau Aufwärterin?“, fragte eine

Weitere Kostenlose Bücher