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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Tür zu ist. Warum wollten Sie denn mitten in der Nacht mit Mr. Sutton sprechen?“
    „Es war ein Notfall. Sehen Sie, es geht um dieses Mädchen …“
    „Mädchen!“, zischte Bruder Valerios. „Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie der gesamten Stadt nur wegen irgendwelcher Mädchengeschichten die Angst vor dem Ende der Welt eingejagt haben? Das ist unglaublich!“
    „Nein, Professor. Bitte lassen Sie mich erklären. Sehen Sie, vorletzte Nacht hat Thorolf, mein Wohnungsgenosse, auf der Straße ein Mädchen gerettet und ist dann von einer Riesenspinne angegriffen worden.“ Ian blickte vom einen zum andern. Die Gesichter verrieten nichts. „Das Ungeheuer war hinter dem Mädchen her gewesen. Es hat Herrn Treynstern fast umgebracht.“ Ian sah vom Großmeister zu Valerios. „Ich habe Ihnen davon erzählt.“
    Eine Braue hob sich. Es blieb die einzige Reaktion.
    „Wie hat Ihr Freund das überlebt?“, fragte der Großmeister.
    „Ein Passant half ihm.“
    „Nicht Sie?“
    „Nein. Ein Passant.“ Ians Herz schlug lauter.
    „Ein Passant, der zufällig wusste, wie man Riesenspinnen bekämpft.“
    „Er war einfach stark genug. Die Spinne lief davon.“
    „Das war sehr kühn von einem zufällig herbeieilenden Passanten. War es ein Kollege von uns?“
    „Jedenfalls war Herr Treynstern zwar verletzt, aber hat überlebt. Am nächsten Tag hat er dann diese Katze gefunden.“
    „Führt diese Geschichte irgendwohin, Mr. McMullen, oder führen Sie uns an der Nase herum?“
    „Bitte lassen Sie mich fertig erzählen, Großmeister. Ich komme gleich zur wichtigen Stelle. Er brachte die Katze heim, und letzte Nacht hat sie sich in ein Mädchen verwandelt. In das Mädchen, das er hatte retten wollen.“
    Ein ungläubiges Schnauben ertönte vom Fenster her.
    „Sie sagte, sie sei ein Fräulein Lybratte, Tochter dieses Münchner Physikprofessors, das die Spinne in eine Katze verwandelte.“
    „Das ist höchst unwahrscheinlich“, bemerkte Valerios eisig.
    „Über alle Maßen unwahrscheinlich“, gab Ian zu, „doch das ist, was geschehen ist. Wenn ich etwas Vernünftiges für dieses Gespräch hätte erfinden wollen, hätte ich mir mit Sicherheit eine plausiblere Geschichte ausgedacht. Glauben Sie mir, das alles hat uns ganz schön durcheinander gebracht. Herr Treynstern war sehr … aufgebracht. Wir haben alle eine Weile gebraucht, um uns wieder zu beruhigen. Dann ist sie in mein Zimmer gegangen, um sich etwas anzuziehen.“
    „Bitte?“
    „Katzen tragen keine Kleidung. Der armen jungen Dame war es sehr peinlich, und ich habe ihr etwas von meiner Kleidung angeboten. Sie ging in mein Zimmer und verschwand. Vollständig. Von einem Moment zum nächsten. Wir nehmen an, dass sie verschleppt wurde. Zur exakt gleichen Zeit schwollen die Energielinien an. Ich glaube, die beiden Ereignisse haben miteinander zu tun.“
    „Das ist interessant. Doch es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass die junge Dame nicht das Opfer ist, sondern hinter alldem steckt. Ein Feyon, eine Chimäre, eine unnatürliche Verführerin, die auf einmal mehr Probleme hatte als erwartet. Sie ist auf Sie gestoßen, und Ihre besondere Aura muss ihr verraten haben, dass Sie sie durchschauen würden“, meinte der Großmeister und fügte dann mit einem trocknen Lächeln an, „sobald sie wieder angezogen wäre …“
    Das war so gar nicht der Moment, in dem er den Herren eröffnen wollte, dass er eine Fey-Kreatur, eine Chimäre oder unnatürliche Verführerin draußen im Korridor einer nur von Männern frequentierten Einrichtung gelassen hatte. In nichts als ihrem Pelz. Er suchte mühsam nach Worten.
    „Gewiss nicht. Ich glaube, es war doch anders.“ Er beeilte sich, schnell weiterzukommen, um sich von der Verführerin, nackt oder nicht, zu entfernen. „Als sie verschwand, haben wir uns auf den Weg gemacht, sie zu suchen. Da wir nicht wussten, wo, bin ich losgezogen, um Bruder Sutton um Hilfe zu bitten, und Herr Treynstern … versuchte sein Glück anderswo.“
    „Wo?“
    „Er ging los, um die Hilfe …“ Ian verstummte schlagartig. Sein Herz war ihm geradezu in den Hals gesprungen und hatte diesen blockiert. Er konnte nicht atmen, fand keine Worte. Er fühlte sich, als würden ihm die Augen aus den Höhlen quellen. Er saß reglos, wie versteinert. Die beiden Männer musterten ihn neugierig. Alles schien sich zu verlangsamen, jede Aktion, die ganze Welt. Wie durch eine Mauer des Schmerzes wurde er mit Fragen überhäuft, jede einzelne davon ein eisiges

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