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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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durchmaß schnell die sonnigen Straßen der bayerischen Hauptstadt. An einem anderen Tag hätten sich die Passanten vielleicht über seine Hast gewundert, doch heute waren alle Menschen zu sehr mit sich selbst und mit ihren Problemen beschäftigt. Sie zählten ihre Sünden, hielten Ausschau nach höllischen Zeichen oder liefen ein wenig zu schnell für jemanden, der versuchte, sich gänzlich unbeeindruckt zu geben.
    Es dauerte eine Weile, dann erreichte er ein Haus, in das die Spur verlief. Auf der Schwelle desselben Hauses fand er die Webspuren des Traumes. Wie zerbrochenes Glas lagen die Scherben unsichtbar auf dem Boden, zu sehen nur für Wesen mit entsprechend hoher Wahrnehmung, die fühlen konnten, um was es sich hier handelte.
    Traumweber waren gemeinhin uralt. Doch wer hier gesessen und Bilder verwoben hatte, war ungeschickt und unerfahren gewesen. Kein reinblütiger Feyon hatte diesen Traum ausgesandt.
    Doch ein Mensch konnte es auch nicht gewesen sein. Die Art und Weise, wie dies begonnen worden war, ging über menschliches Vermögen weit hinaus.
    Zumindest hatte er das immer geglaubt. Nun allerdings sollte er sich besser neu damit beschäftigen.
    Das Türschloss zerfiel unter seinem Spinnenblick zu Rost. Lord Edmond rannte die Treppen hoch, ignorierte ein weiteres Schloss, stand schließlich in einer Wohnung. Er ging von Raum zu Raum, nahm Witterung auf und begann zu lächeln. Ein Bastler am Rande arkaner Macht. Doch er war es nicht gewesen, der den Traum ausgesandt hatte, obgleich derjenige sich vor gar nicht langer Zeit in diesen Räumen aufgehalten hatte.
    Nun folgte er der Spur des Traumwebers und fand sich nach kurzer Zeit vor dem Haus wieder, in dem er das Halbblut wegen eines Bildes besucht hatte, das nun nie gemalt werden würde. Eine frische Fährte führte aus dem Gebäude und mit ihr, ganz leicht und kaum wahrnehmbar, der Duft der Katze.
    Er nahm sich nicht die Zeit, ins Haus zu gehen und die Wohnung zu überprüfen. Das hatte keine Priorität. Die Spur des jungen Mannes war frisch. Der Halbblutbastard teilte seine Wohnung mit einem anderen. Dies musste der Sender des Traums sein. Wie eigentümlich und irgendwie passend, dass sich eine grenzüberschreitende Missgeburt ausgerechnet mit einem Mann zusammengefunden hatte, der gut und gern etwas Ähnliches sein mochte.
    Der Duft war rein menschlich. Ihm haftete nichts Nichtmenschliches an. Ein Rätsel. Lord Edmond mochte Rätsel. Wenn er sich mit einem schwierigen Problem befasste, verspürte er fast so etwas wie Erregung. Das war ein nettes Gefühl. Der Nachteil war, dass er über die Jahrtausende hinweg so gut darin geworden war, Rätsel zu lösen, dass das bisschen Spannung, das ihm so wichtig war, nun immer so schnell wieder erlosch. So blieb die einzige Emotion, die ihm nach wie vor die Treue hielt, die Frustration darüber, dass er nichts fühlte.
    Ein Menschenwesen, das wie ein Traumweber Träume sandte. Diese Kunst hatte so gar nichts gemein mit den sogenannten Arkanwissenschaftlern und ihren Fummeleien an der Wirklichkeit. Deren Ansatz gegenüber dem, was sie als übernatürlich ansahen, war steif und ordentlich, fast akribisch. Doch das Stück Traumweberei von letzter Nacht war wild gewesen und chaotisch.
    Ganz von allein wurde sein Schritt noch schneller. Er näherte sich einer Lösung, spürte instinktiv, wie die Erwartung nahenden Geschehens seine Fingerspitzen zum Vibrieren brachte. Seine hungrige Schattenseele summte fast, als er spürte, wie er seiner Beute näher kam. Er war sich sicher, dass er die Aura des rätselhaften Jünglings schon spüren können sollte, seine Ausrichtung, sein Gegenwart, seinen genauen Aufenthaltsort.
    Er hielt wie versteinert inne, als er erkannte, welchem Haus er sich näherte. Die Fährte führte die Treppe hoch zum Eingang und verlor sich dahinter vollständig. Sogar für ihn war es unmöglich, die kombinierte Macht einer ganzen Magierloge zu ignorieren, die den Schutzbann um das Gebäude aufrechterhielt. Es würde unendlich viel Anstrengung und Energie kosten, um dort hindurchzubrechen, und diese Energie würde nicht unentdeckt bleiben. Das Letzte, was er wollte, war, eine ältliche Herde bücherverschlingender Zauberkünstler auf sich aufmerksam zu machen. Immer vorausgesetzt, sie wussten nicht längst über ihn Bescheid, informiert durch jenen einen, der zu Dingen fähig war, die weder Lord Edmond noch Asnahid in einem Menschen zu finden geglaubt hatten. Ein verfluchter Traumweberdilettant.
    Er musste

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