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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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guten Gewissens verschieben. Am besten sollte er nicht einmal daran denken. Privatsphäre war nichts, was einem Primaner der Aroria-Loge als Recht zustand.
    Längerfristig würde er seine Gedanken und Beobachtungen jedoch dem Wissensschatz der Loge einverleiben müssen. Immerhin war die Loge ein sicherer Platz dafür. Niemand hier glaubte, dass es ihre Aufgabe war, die Sí zu bekämpfen, sofern sie nicht von ihnen angegriffen wurden. Ihre Aufgabe sahen sie darin, das Gleichgewicht der Realität zu schützen, und nicht, es zu kippen. Die Bruderschaft des Lichts würde dazu freilich eine gänzlich andere Meinung haben.
    „Die Bruderschaft des Lichts mag mehr Informationen haben“, sagte eben jemand, und Ian erschrak, als der Name fiel, den er gerade gedacht hatte. Wieder explodierten laute Stimmen in Bestürzung und Ärger. Der Lärm war ohrenbetäubend, und Ian erwartete jeden Moment, dass der Großmeister eingreifen würde. Doch der Mann auf dem Podest vor ihnen lehnte sich nur in seinem Sitz zurück und ließ seinen Blick still über Akolythen, Adepten und Meister schweifen.
    „Sie schlagen doch nicht etwa vor, dass wir mit denen zusammenarbeiten? Sie haben Dutzende unserer Brüder auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Jahrhunderte lang. Der letzte Bruder von Aroria, dem man so mitgespielt hat, wurde vor noch nicht einmal einhundert Jahren ermordet. Der Gedanke allein ist untragbar.“
    „Sie sind Teil des konservativen Flügels der katholischen Kirche. Somit kann ein Meister des Arkanen für sie nichts anderes sein als ein Ketzer und Hexer.“
    „Sie haben ihre eigenen Meister des Arkanen!“, rief Mr. Sutton ärgerlich. „Die sind verdammt noch mal elendig mächtig.“
    „Sie halten den Gebrauch arkaner Künste für gerechtfertigt, wenn er durch den guten Zweck, an den sie glauben, geläutert wird“, warf Valerios ein.
    „Sie sind Meister der Folter und Koryphäen in Sachen Tod. Übriggebliebene Inquisitoren einer vergangenen Ära.“
    „Sie sollen ein Archiv besitzen, in dem alles steht, was sie je über die Sí herausgefunden haben“, sagte Bartel.
    Es wurde still.
    „Ich nehme nicht an, dass sie es uns benutzen lassen würden“, schnaubte Mr. Sutton, dessen Krawatte in der Hitze der Debatte verrutscht und dessen Haar durcheinander geraten war.
    „Vielleicht passiert ihnen ja gerade dasselbe. Vielleicht haben wir einen gemeinsamen Feind, ein gemeinsames Ziel“, meinte Lachner.
    „Das sieht Ihnen ähnlich. Sie denken, das ist eine christliche Gemeinschaft, also müssen sie nett, hilfsbereit und lieb sein.“
    „Seien Sie nicht albern. Ich bin Protestant. Die Tatsache, dass ich an Christus glaube, würde mich den Leuten keinesfalls sympathischer machen. Es gab Zeiten, da hätten sie meine Glaubensbrüder ohne Zögern zusammen mit Zauberern, Hexen, widerspenstigen Weibsbildern und den Sí verbrannt. Christ ist nicht gleich Christ, mein Lieber. Das scheinen Sie vergessen zu haben über all Ihre ägyptischen Studien. Aber ich bin mir recht sicher, dass uns weder ein Schakal- noch ein Katzengott in dieser Situation helfen wird.“
    Der Großmeister erhob sich.
    „Brüder. Dies wird entschieden zu persönlich. Aroria hat immer jede Art religiöser Zugehörigkeit akzeptiert, solange der Gläubige aufgeschlossen war und andere Überzeugungen toleriert hat. Ich danke Ihnen, dass Sie die Bruderschaft angeführt haben. Wir dürfen sie keinesfalls außer Acht lassen. Sie sind und waren immer schon Feinde der arkanen Logen. Sie mögen durchaus das Handwerkszeug dazu besitzen, eine Feyon-Attacke abzuwehren – immer vorausgesetzt, hier handelt es sich um eine solche. Auf der anderen Seite mögen sie auch über die Kräfte verfügen, eine solche Attacke auf uns selbst zu beginnen. Eine Kooperation mit der Bruderschaft kann nur die allerletzte Zuflucht sein. Wir haben der Möglichkeit, dass das Phänomen der sich plötzlich ändernden Energielinien ein Naturereignis ist, noch nicht untersucht.“
    „Naturphänomene haben immer einen Grund“, behauptete Professor Bartel. „Ich könnte natürlich meine Kontakte zu den akademischen Kreisen dazu verwenden nachzufragen, ob die Naturwissenschaftler der Universität in letzter Zeit etwelche Irregularitäten entdeckt haben. Ich kenne einige von ihnen, und eine offizielle Anfrage oder Bitte um Unterstützung …“
    „Lieber Himmel, Bartel, diese Leute halten uns für Zirkuszauberer und Betrüger. Sie können eine Energielinie nicht von einer Zierlinie unterscheiden.

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