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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Thorolfs österreichische Mutter ebenso.
    Die junge Frau goss einen Teil des Getränks von der Tasse in die Untertasse und schlürfte den überzuckerten Kaffee, als sei es eine heilige Handlung. Dabei beobachtete sie ihn aus himmelblauen Augen, die von kohlschwarzen Rändern umrahmt wurden. Ihr Gesicht war mit viel zu hellem Puder beschmiert, die Augenbrauen dünn gezupft und dann wieder dick nachgezogen. Ihre Wangen waren rosig, und die Farbe mochte auch aus einer Flasche kommen, Rouge oder Alkohol?
    Sie setzte den Kaffee ab, trat vor und drehte mitten im Zimmer eine Pirouette. Er erinnerte sich wieder an ihren Namen, Magdalena, und lächelte, als ihm auffiel, wie passend er war.
    „Wo wollen Sie mich haben?“, fragte sie und begann, ihr Mieder zu öffnen. Er hatte eine spanische Wand aufgestellt, damit sie sich dahinter entkleiden konnte. Doch sie beachtete sie nicht. Vielleicht machte es ihr Spaß, sich direkt vor ihm auszuziehen.
    Warum auch nicht? Er war ein Maler, ein Künstler. Nackte Frauen waren sein Metier. Also würde er auch professionell damit umgehen.
    Sie ließ Stück um Stück ihrer Kleidung fallen, und während immer mehr Haut zum Vorschein kam, stellte er fest, dass manche Teile seines Körpers weniger professionell waren als andere.
    „Wo“, wiederholte sie, „wollen Sie mich haben?“
    Er hüstelte und wies auf eine Stelle beim Fenster, wo das Licht ihren weißen Körper gut ausleuchten würde. Es war kein schlechter Körper. Vielleicht war sie ein wenig älter, als sie vorgab zu sein, und ihr Körperbau nicht ganz so frisch, wie er das gerne gehabt hätte, doch sie war schön geformt. Ihre Brüste hingen kaum herunter, und ihr dunkles Haar war gleichermaßen hübsch und lockig auf ihrem Kopf und an ihrer Scham. Da stand sie in der Frühlingssonne, die durch sein Fenster fiel, und wenn irgendjemand von draußen hereinsah, würde er sie splitterfasernackt wahrnehmen.
    Er entsann sich McMullens Weigerung, noch einmal umzuziehen.
    „Wenn ich es mir recht überlege“, sagte er schnell, „denke ich, ziehe ich Sie doch vielleicht dort auf der Couch liegend vor.“
    Die Couch stand unter dem Fenster. Dort konnte sie herumliegen, so lange und so nackt sie wollte. Wahrscheinlich würde man sie auch am Fenster stehend nicht sehen, doch er wollte sichergehen.
    „Das hatte ich mir beinahe gedacht“, sagte sie mit einem sprechenden Blick, lehnte sich auf dem ausladenden Sofa zurück und öffnete die Schenkel.
    Der Bleistift brach in seiner Hand. Eine Schweißperle kroch ihm über das Gesicht, von der Stirn bis zum Kinn und weiter. Professioneller Maler zu sein war eine harte Angelegenheit. Professionell, sagte er seinen Gedanken. Hart, gaben die zurück.
    Er zog sich vorsichtig in Richtung Schlafzimmer zurück. Wasser. Er brauchte dringend kaltes Wasser. Dabei dachte er nicht primär an ein Getränk.
    „Ich bin … gleich wieder da.“
    Er schloss die Tür zwischen sich und der nackten Frau und bemerkte, dass er keuchte. Er war ein sinnlicher Mann. Zu sinnlich, zu leicht zu beeindrucken. Er mochte das Spiel der Liebe, und er war ein ausnehmend guter Spieler. Doch wenn er nicht lernte, zwischen Liebesabenteuer und Berufung zu unterscheiden, würde er über kurz oder lang nur noch Landschaften malen können. Leider war er kein Landschafter, er war gut darin, Menschen zu malen. Allerdings konnte man von einem nebelverhangenen Tal keinen Steifen bekommen.
    Er brauchte einige Minuten, um sich zu fangen, und fragte sich, ob sich andere Männer genauso schnell zu einer physischen Reaktion verleiten ließen wie er. Vielleicht ja nicht, oder es gäbe nicht so viele Aktporträts.
    Er holte tief Luft und trat wieder in sein Wohnzimmeratelier. Die Frau sah ihn etwas besorgt an.
    „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie.
    „Nein. Nur, Sie sind hier, damit ich Sie malen kann. Aus keinem anderen Grund.“
    Sie lächelte verwirrt.
    „Viele Künstler haben mich schon gemalt“, sagte sie. „Alle Maler an der Akademie kennen mich.“
    „Ach?“, fragte er und versuchte, uninteressiert zu erschienen.
    „Ja. Manchmal machen sie auch Pause. Ich bin ein gutes Modell, und ich bin auch gut in … den Pausen. Dafür zahlen sie extra.“
    „Sie nahmen an, wir würden mit einer Pause anfangen?“
    „Nun, Sie haben ausgesehen, als könnten sie gut eine gebrauchen.“
    „Wir werden nicht mit einer Pause anfangen. Ich werde ein paar Skizzen in unterschiedlichen Positionen machen, und dann entscheide ich mich, wie

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