Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
nicht.“
„Gut.“
Kapitel 17
Das Café Tombosi war der übliche Treffpunkt für Künstler. Es lag nahe am Hofgarten, dem kleinen Park neben der Residenz. Die Räume des Künstlervereins befanden sich in der Nähe, in einem Haus unter den gleichen Arkaden. Die älteren und erfolgreicheren Künstler – und auch jene, die sich selbst zu ihnen zählten – trafen sich ausnehmend gerne abends dort, um zu trinken und über das Tagesgeschehen zu diskutieren. Die jüngeren Künstler gingen lieber in andere Gastwirtschaften, ins Abenthum oder ins Lettenbauer, doch diesmal hatte Thorolf seine ‚Vorgesetzten ‘ ins Café begleitet, wo sie nun allerdings den jüngsten und neuesten Aspiranten auf Ruhm und Reichtum im Königreich Bayern weitgehend ignorierten.
Die große Ausstellung, die für das nächste Jahr geplant war, war eine ungeheuere Aufgabe, und es bedurfte einer großen Menge detaillierter Hintergrundarbeit, für die die enthusiastischen, jedoch oft allzu chaotischen Herrschaften wenig Eignung und Muße mitbrachten. Sie hatten somit ein Gutteil der Organisation sehr dankbar auf Thorolfs juristisch geschulte Schultern abgeladen, der freilich nur bedingt dankbar dafür war. Schließlich hatte er sich dazu entschlossen, Künstler zu werden, gerade weil ihm Papierkram nicht lag. Er würde einen so genauen Arbeitsplan erstellen müssen, um alles zu schaffen – einschließlich seiner Malerei – wie er das während seines Jurastudiums in Wien getan hatte. Fehler sollte er sich besser keine erlauben.
Auf der anderen Seite war er dadurch den berühmtesten und besten Künstlern des Landes nahegekommen. Das konnte ihm nur helfen und war vielleicht auch der Grund, warum er zu den Lybrattes mitgenommen wurde. Also konnte er nicht gut ablehnen. Er war nicht so blind nicht zu wissen, dass die Produktion von Kunst nur eine Seite der Medaille war. Anerkannt und respektiert zu werden – und bezahlt – war in diesem Geschäft mindestens genauso wichtig. Allzu viele Menschen konnten hübsche Bilder malen. Doch Kunst war ein teurer Luxus. Nur die Reichen und Mächtigen konnten sie sich leisten.
Vielleicht würden die seine Arbeiten ja mögen, vorausgesetzt, Thorolf fand Zeit, welche anzufertigen – und hörte auf, Frauen zu zeichnen, die von Riesenspinnen aufgefressen wurden.
Die Versammlung war ein wenig temperamentvoll verlaufen und hatte das Durcheinander in Thorolfs Gemüt noch verstärkt, das der Besuch seiner Mutter – und Lenas – in ihm ausgelöst hatte, wie auch der wachsende Verdacht, dass McMullen mehr wusste als er selbst. Er versuchte, nicht daran zu denken, doch die Begegnung ging ihm immer wieder im Kopf herum. Nachdem er seine Mutter zur Tür gebracht hatte, hatte er kaum Zeit gehabt, mit McMullen zu sprechen. Der junge Mann war gut darin, Geheimnisse zu bewahren. Zudem hatte er selbst Fragen bezüglich Lybrattes Salontreffen gestellt, für die er sich auf einmal besonders zu interessieren schien.
„Mitnehmen kann ich dich nicht. Man muss persönlich eingeladen sein, wenn man nicht von einer anerkannten Koryphäe mitgenommen wird – und ich bin keine“, hatte er McMullen erklärt.
„Das macht nichts. Ich will nicht mitkommen. Ich will nicht, dass du dein Renommee einbüßt, weil du einen übelbeleumundeten Zauberlehrling in die heiligen Hallen der formellen und anerkannten wissenschaftlichen Lehre mitbringst. Ich wollte dich nur bitten, ein wenig achtzugeben, ob die Anwesenden Naturwissenschaftler von irgendwelchen Unregelmäßigkeiten in der Physik reden.“
„Was sollte das sein?“
„Dinge, die sonst nicht passieren.“
„Wieso? Habt ihr in der Loge den Leuten einen Streich gespielt?“
„Natürlich nicht. Meister des Arkanen spielen keine Streiche. Wir haben Grund zur Annahme, dass jemand in die Naturgesetze der Metaphysik eingreift und fragen uns, ob das auch auf die Naturgesetze der Physik zutrifft. Oh, und bitte verrate niemandem, was ich dir gerade gesagt habe.“
„Aber du hast mir doch gar nichts gesagt. Die Naturgesetze der Metaphysik sind außerdem gewiss nichts, was ich in die Diskussion einbringen würde, da sie mir nämlich gänzlich unbekannt sind.“
„Gut.“
Während Thorolf im Tombosi an seinem Wein nippte, dachte er wieder darüber nach. Ein paar Antworten hätte er schon gerne gehabt, doch es sah nicht so aus, als würde er welche bekommen. Selbst wenn, war er sich ganz und gar nicht sicher, ob er sie mögen würde.
Er saß an einem Tischchen in der Ecke, hinter
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