Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
als wir von Coober Pedy wegfuhren«, sagte Cornelius. Erin hatte den Kontakt zu Bradley nicht verlieren wollen, weil sie sich Sorgen um ihren Vater machte.
Sie schraken zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte.
»Erwartest du jemanden, Erin?«, fragte Cornelius und stand auf, um zu öffnen.
»O ja!« Erin schaute auf ihre Armbanduhr.
»Guten Tag, Mr. Wilder«, hörten sie Will Spenders Stimme.
»Constable! Kommen Sie doch herein«, sagte Cornelius. »Wir sind in der Küche.«
Als Jonathan die sich nähernden Schritte hörte, stand er auf. Will und er waren sichtlich verblüfft, als sie einander nun gegenüberstanden.
»Mr. Maxwell!« Will ließ nicht die Spur eines Lächelns erkennen. »Sie hätte ich hier am allerwenigsten erwartet.«
»Damit, dass ich hier sein würde, habe ich selbst nicht gerechnet, Constable Spender. Und Sie? Sind Sie dienstlich in Alice Springs?«
»Ja, seit einigen Tagen. Der Prozess gegen Bojan Ratko beginnt demnächst. Und wieso sind Sie hier?«
»Ich will Marlees Aborigine-Familie finden. Man sagte mir, ihre Verwandten seien in der Gegend von Alice Springs.«
Erin sah Will an. »Vielleicht könnten Sie Jonathan ja behilflich sein«, sagte sie.
»Ich?«
»Ja. Haben Sie denn nicht Kontakt zu Fährtensuchern und Dolmetschern unter den Aborigines, die auch hier helfen könnten, Marlees Familie aufzuspüren? Ich habe gehört, dass die Polizeihier im Ort Aborigines als Verbindungsleute für die Eingeborenen, die nicht Englisch sprechen, einsetzt.«
»Das stimmt. Es sind Polizeihilfskräfte. Sie überbrücken die Kluft zwischen Polizei und Stammesmitgliedern. Ich will sehen, was ich tun kann. Wo in der Stadt wohnen Sie denn, Mr. Maxwell?«
Jonathan warf Erin und Cornelius einen unsicheren Blick zu. »Hier.«
»Hier! In diesem Haus?« Will war perplex.
»Genau«, warf Erin ein. »Jonathan und Marlee wohnen bei uns. Wir haben reichlich Platz.«
Will musterte Jonathan mit eisigem Blick. »Haben Sie denn keine annehmbare Unterkunft in der Stadt finden können?«
»Nein, ich hatte Schwierigkeiten«, gab Jonathan zu und wies mit dem Kopf auf Marlee, die an der Tür zum Garten hockte und die Katze des Nachbarn streichelte. Er wollte in ihrem Beisein nicht zu sehr ins Detail gehen.
»Ein Glück, dass ich Jonathan in der Stadt über den Weg gelaufen bin«, sagte Cornelius. »Marlee und er müssen ja nun wirklich nicht im Auto kampieren.«
Erin schlug die Hand vor die Stirn. »Vor lauter Aufregung über die ganzen Besucher habe ich völlig vergessen, dass wir vorhatten, heute Nachmittag zum Tee auszugehen, Will. Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn wir unser Treffen auf einen anderen Tag verschieben?«
»Aber tun Sie das doch bitte nicht meinetwegen, Erin!« Jonathan spürte die Anspannung des Constable, er wollte sich auf keinen Fall zwischen ihn und Erin drängen. »Wir haben Ihnen schon genug Umstände bereitet.«
»Unsinn. Wir haben uns viel zu erzählen, außerdem will ich mich davon überzeugen, dass Marlee es bei ihren Verwandten gut antrifft«, erklärte Erin.
Will war sichtlich enttäuscht. »Vielleicht könnten wir ja morgen Abend zusammen essen gehen«, schlug er hörbar gekränkt vor.
Erin wollte gerade sagen, dass sie doch alle zusammen ausgehen könnten, als ihr bewusst wurde, dass Will darüber alles andere als glücklich wäre. »Gut«, antwortete sie also.
»Dann will ich mal sehen, ob ich eine der Aborigine-Hilfskräfte der Polizei dazu kriege, bei der Suche nach Marlees Familie behilflich zu sein«, sagte Will. Wenn das bedeutet, dass Jonathan bald wieder auf dem Weg nach Coober Pedy ist, dachte er, lohnt sich die Mühe.
25
Constable Spender verschwendete keine Zeit. Er heuerte Jirra Matari an, einen der besten Fährtensucher und Übersetzer, der für die Northern Territory Police arbeitete. Er sprach einwandfreies Englisch. Will gab dem Aborigine die spärlichen Informationen, die er über Gedda hatte, und bat ihn, deren Verwandte zu suchen. Er sagte Jirra auch, dass Geddas Clan den Anangu Pitjantjatjara angehöre.
»Hier in der Gegend sind die Arrernte heimisch«, erklärte Jirra. »Und die geraten oft mit den Leuten der Anangu Pitjantjatjara aneinander. Also gut möglich, dass Geddas Leute nicht allzu nah bei der Stadt lagern. Wenn ich mich nach den Anangu erkundige, führt das vielleicht zu Unruhe und Ärger zwischen den beiden Stämmen.«
»Es ist mir wichtig, dass sie bald gefunden werden«, beharrte Will.
Jonathan durchkreuzte seine
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