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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sah besorgt aus. Oder war sie nur müde?
    »Kommen Sie, wir holen Ihre Sachen aus dem Auto«, bestimmte Cornelius.
    Erin sah ihn fragend an.
    »Ich habe Jonathan und Marlee gebeten, bei uns zu wohnen«, erklärte Cornelius.
    »Oh! Wirklich?« Erin sah Jonathan irritiert an. Sein Haar ist geschnitten, und er hat sich rasiert, dachte sie. Er ist wirklich attraktiv.
    »Sie haben keine Unterkunft gefunden, und dieses Haus ist sowieso viel zu groß nur für uns beide«, fügte Cornelius hinzu.
    »Ja, das stimmt«, sagte Erin, konnte ihre Verwirrung aber nicht verbergen.
    Jonathan missverstand ihr Zögern. »Wenn wir Ihnen zur Last fallen, können wir auch im Wagen schlafen«, sagte er. »Das ist wirklich in Ordnung.«
    »Das kommt ja überhaupt nicht infrage«, erklärte Erin mit Nachdruck. »Wir haben zwei leer stehende Schlafzimmer hier, das Haus ist wirklich sehr geräumig. Und hinten gibt es einen Garten, in dem Marlee spielen kann.«
    »Danke«, sagte Jonathan. »Sie und Ihr Onkel sind sehr freundlich.«
    »Kommen Sie doch herein und trinken Sie einen Tee mit uns«, schlug Cornelius vor.
    Eine Stunde später hatten sich Jonathan und Marlee in dem wunderschönen Haus eingerichtet. Es war einigermaßen kühl, denn es gab in jedem Raum Deckenventilatoren. Marlee konnte kaum fassen, dass sie ein großes Bett ganz für sich allein hatte, und das auch noch in ihrem eigenen Zimmer. Es schien ihr sehr zu gefallen. Ihre braunen Augen waren weit aufgerissen, als sie sich voller Ehrfurcht im Haus umsah. Jonathan vermutete, dass sie noch nie in einem Haus gelebt und noch nie in einem richtigen Bett geschlafen hatte. Sie hatte auch noch nie in einer Badewanne gebadet.
    Sie tranken Tee und aßen Sandwiches, dann gingen sie mit Marlee nach draußen und zeigten ihr den Garten. Sie war außer sich vor Begeisterung. Auf der Rasenfläche stand ein weißer Jasmin in voller Blüte, aber was ihre Aufmerksamkeit erregte, war die Schaukel. Jonathan setzte sie darauf und stieß sie an, und ein breites Lächeln überzog ihr Gesicht, etwas, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ihre Freude rührte ihn zutiefst.
    Während Marlee schaukelte, erklärte Jonathan, was am AyersRock passiert war. »Ich konnte Marlee doch nicht bei diesen jungen Burschen lassen, die im Übrigen auch nicht allzu sehr an ihr interessiert schienen«, sagte Jonathan.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Erin. »Waren denn alle Frauen weg?«
    »Keine Ahnung. Ihre Großmutter und ihre Tanten sollen hier in der Nähe von Alice Springs sein. Ich will ja nur, dass sie ihre Verwandten einmal kennenlernt. Ich habe ihr erklärt, dass sie nicht bei ihnen bleiben muss, wenn sie das nicht will, aber ich habe sie gebeten, der Familie eine Chance zu geben. Sie hat schon so viel durchgemacht. Ich möchte ja nur, dass etwas Ruhe und Regelmäßigkeit in ihr Leben kommt.«
    »Und Sie glauben, wenn die Kleine bei Ihnen lebt, wird sie das nicht haben?«, fragte Cornelius, als könne er Jonathans Gedanken lesen.
    »Ich kann sie nicht allein lassen, während ich arbeite. Und die Schule scheint sie nicht zu mögen. Weil ich nun mal meinen Lebensunterhalt verdienen muss, habe ich da ein Problem.« Schon bei der Andeutung, es könne ein Problem sein, dass er ihr Vormund war, bekam er ein schlechtes Gewissen.
    »Als Mann allein mit einem kleinen Kind sind Sie wirklich in einer unmöglichen Situation«, sagte Erin mitfühlend. Sie konnte nicht anders, sie war wütend auf Andro Drazan, weil er Jonathan in solch eine Lage gebracht hatte. Trotzdem verstand sie, dass er keine andere Wahl hatte.
    »Wenn Marlee nicht bei ihrer Aborigine-Familie bleiben will, nehme ich sie mit nach England«, erklärte Jonathan. »Der Gedanke stimmt mich nicht gerade froh, denn das bedeutet schließlich, dass ich sie von dem einzigen Ort wegbringe, den sie je gekannt hat. Aber wenigstens habe ich da Verwandte, die mir helfen können, mich um sie zu kümmern.«
    »Was meint denn Ihre Verlobte dazu, dass Sie die Verantwortung für ein Waisenkind übernommen haben?«, wollte Erin wissen. Es war ein Gedanke, der ihr schon oft gekommen war.
    »Das weiß ich noch gar nicht. Ich habe Liza geschrieben und ihr alles berichtet, eine Antwort habe ich allerdings noch nicht. Ich habe den Postmeister in Coober Pedy gebeten, meine Briefe bis zu meiner Rückkehr zurückzuhalten. Wenn ich länger hierbleiben muss, rufe ich Ted Silverman an und bitte ihn, meine Post nach Alice Springs weiterzuleiten.«
    »So haben wir das auch gemacht,

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