Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
schlafen. Jonathan beschloss, das Auto außerhalb der Stadt zu parken, damit sie keine Schwierigkeiten bekämen.
Weil sie ihre Lebensmittelvorräte auffüllen mussten, machten sich Jonathan und Marlee aber zunächst auf der Todd Street im Herzen der Stadt auf die Suche nach einem Supermarkt.
»Jonathan!«, hörte er da jemanden seinen Namen rufen.
Jonathan drehte sich um und fand sich Auge in Auge mit Cornelius.
»Hab ich mir doch gedacht, dass Sie das sind«, rief Cornelius mit einem breiten Lächeln. »Was machen Sie denn in Alice Springs?«
»Mr. Wilder!« Jonathan war völlig überrascht. Und es war wunderbar, ein freundliches Gesicht zu sehen. »Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
»Bitte nennen Sie mich doch Cornelius. Ich habe Erin auf einen kleinen Urlaub hierhergebracht«, erklärte er. »Es sah so aus, als sollten wir mit einem weiteren feindseligen Minenarbeiter Ärger bekommen. Nach dem, was wir mit Bojan Ratko durchgemacht hatten, dachte ich, es wäre eine gute Idee, eine Weile aus Coober Pedy herauszukommen.« Er begrüßte Marlee, die erfreulicherweise den Anflug eines scheuen Lächelns zustande brachte. »Was machen Sie denn nun hier?«, fragte er Jonathan wieder. »Erin hat mir erzählt, Sie wollten zum Ayers Rock fahren.«
Jonathan schaute auf Marlee hinunter. Sie ließ ihre kleine Hand in seine gleiten, drückte sie fest, dann ließ sie wieder den Kopf sinken. »Wir sind zum Ayers Rock gefahren, um Marlees Familie zu besuchen, aber sie hat sich zu einem Walkabout aufgemacht nach Alice Springs«, sagte er.
»Aha. Und wo wohnen Sie?«
»Das haben wir noch nicht ganz geklärt, wir werden wahrscheinlich gezwungen sein, ein Lager aufzuschlagen und im Wagen zu schlafen.«
»Gezwungen? Es gibt doch ganz bestimmt jede Menge leer stehende Zimmer hier in der Stadt«, erwiderte Cornelius. »Als wir nach Zimmern gesucht haben, hatten wir eine unbegrenzte Auswahl.«
»Das glaube ich gern, wir leider nicht.« Wieder schaute Jonathan auf Marlee hinunter.
Cornelius verstand sofort. Man musste nicht lange in Alice Springs sein, um zu erkennen, wie es um die Situation zwischen der weißen und der schwarzen Bevölkerung stand.
»Wir haben schon ein paar Nächte im Wagen geschlafen, und es war sogar recht bequem«, sagte Jonathan jetzt.
»Das kommt ja gar nicht infrage, dass Sie im Auto schlafen, wo Erin und ich ausreichend Platz haben«, sagte Cornelius.
»Aber …«
»Das Haus, das ich gemietet habe, ist viel zu groß für zwei Leute. Wir haben zwei zusätzliche, wirklich schön eingerichtete Schlafzimmer. Übrigens wird Erin sich sehr freuen, Sie zu sehen. Sie hat sich ziemliche Sorgen gemacht.«
»Vielen Dank für das Angebot. Sind Sie denn sicher, dass wir Ihnen nicht zur Last fallen? Es wäre wirklich eine große Hilfe für uns.«
»Wo haben Sie Ihren Wagen? Ich bin zu Fuß in die Stadt gekommen. Dann fahre ich jetzt mit Ihnen und zeige Ihnen den Weg.«
Fünf Minuten später fuhren sie vor einem ausgesprochen hübschen, weiß gestrichenen Haus am Stadtrand vor, von dem aus man auf den Todd River schaute. Nicht dass der wie ein richtiger Fluss ausgesehen hätte. Im Sommer war er völlig ausgetrocknet. Das Haus war dennoch auf Pfählen erbaut, für den Fall, dass der Todd River einmal über die Ufer trat, was tatsächlich von Zeit zuZeit passierte. Es gab eine breite Veranda, schattige Bäume, grünen Rasen und einen hübschen Palisadenzaun.
»Rasen!«, rief Jonathan entzückt.
»Herrlich, endlich einmal etwas Grün zu sehen, oder?« Cornelius verstand Jonathan nur allzu gut.
»Ich glaube, so etwas werde ich nie wieder für selbstverständlich halten«, sagte Jonathan.
Als Erin draußen einen Wagen vorfahren hörte, kam sie auf die Veranda heraus. Cornelius stieg als Erster aus.
»Onkel Cornelius«, rief Erin. »Du hast doch nicht …«
Cornelius strahlte. »Sieh mal, wen ich in der Stadt gefunden habe!«
Jonathan stellte den Motor ab, stieg aus dem Wagen und half Marlee vom Rücksitz.
»Jonathan!« Erin hielt die Luft an. »Und Marlee!« Sie war überglücklich, die beiden gesund und in Sicherheit zu sehen.
»Hallo, Erin«, sagte Jonathan lächelnd.
»Ich dachte, Sie wollten zum Ayers Rock fahren.« Erin kam die Stufen herunter auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
»Da waren wir auch, aber jetzt sind wir hier«, sagte Jonathan erschöpft.
»Hallo, Marlee!« Erin bückte sich, um mit dem kleinen Mädchen auf Augenhöhe zu sein.
Marlee senkte wieder ihren Kopf. Erin fand, die Kleine
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