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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht geschlafen. Ich habe mich nicht einmal gerührt.«
    »Ich habe ebenfalls geschlafen wie ein Stein. Wir waren aber auch sehr erschöpft.«
    »Ich habe mich so sicher gefühlt … hier neben Ihnen«, gestand Erin. Als Jonathan sie aufmerksam musterte, wurde Erin rot. »Hier oben auf dem Dach«, fügte sie hinzu. »Ich frage mich, ob Bojan in der Nacht wohl hier war«, wechselte sie rasch das Thema.
    »Ich habe nichts gehört. Ich nehme an, das finden wir heraus, wenn wir ins Haus gehen.«
    »Mir gefällt es hier oben«, sagte Erin und bewunderte die Aussicht im frühen Morgenlicht. Jonathans Blick wich sie aus. Es war kühl und sehr angenehm, aber so würde es nicht lange bleiben. »Ich hätte nichts dagegen, jede Nacht hier oben zu schlafen, bis ich nach England zurückfliege.« Sie merkte, dass er das falsch verstehen könnte, und wurde wieder rot.
    »Es hält Sie doch nichts davon ab«, sagte Jonathan. In diesem Augenblick wurde ihm klar, wie sehr er sie vermissen würde. »Wir haben unsere Sandwiches nicht gegessen«, fügte er rasch hinzu. »Wollen Sie eins?«
    »Das esse ich im Haus zu einer Tasse Tee«, antwortete Erin. Sie wollte möglichst schnell ins Bad, um sich zu waschen und sich die Zähne zu putzen.
    Jonathan stand auf und schob die Leiter über den Dachrand, während Erin ihre Bettdecken zusammenlegte. In dem Moment fiel Jonathans Blick in den Garten.
    »Marlee!«, rief er. »Erin! Marlee ist im Garten.« Hastig lehnte er die Leiter an die Dachrinne und kletterte hinunter.
    Erin lief an den Rand des Daches. Marlee saß auf der Schaukel, doch sie schien zu schlafen, sie hatte den Kopf auf die Brust gesenkt. Nur Sekunden später war Jonathan bei ihr.
    Erin kletterte schnell hinunter und lief zu ihnen.
    »Geht es ihr gut?«, fragte sie Jonathan drängend.
    Die Kleine sah ein bisschen zerzaust aus, aber sie trug ihren Hut und ihre neuen Schuhe und dasselbe Kleid wie an dem Tag, an dem sie sie bei ihren Verwandten gelassen hatten. Ihr Teddy lag zu ihren Füßen. Erin bemerkte ein paar Kratzer und Schrammen auf ihren Armen und Beinen.
    Jonathan kniete sich vor sie hin. »Marlee«, sagte er und schüttelte sie sanft.
    Marlee schlug die Augen auf und sah ihn schläfrig an. »Jono«, flüsterte sie mit der Andeutung eines Lächelns, ehe ihr kleines Gesicht ganz traurig wurde und ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Ich konnte dich nicht finden.«
    Jonathan warf einen Blick zur Hintertür des Hauses, die offen stand. Sie musste im Haus gewesen sein und nach ihm gesucht haben.
    »Ich dachte schon, du wärst nach England gefahren und hättest mich allein gelassen«, sagte Marlee.
    »Nein, ich bin noch da. Aber wie kommst du hierher?«, fragte Jonathan. »Wer hat dich gebracht?«
    Marlee schüttelte den Kopf.
    »Wie bist du hergekommen, Marlee?«, fragte Jonathan noch einmal. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte Bojan sie entdeckt.
    »Es war ein langer, langer Marsch«, murmelte Marlee.
    »Du bist … ganz allein gegangen?«
    Marlee nickte und legte ihm einen Arm um den Hals und den Kopf an seine Schulter. Jonathan nahm sie hoch, und Erin hob den Teddy auf.
    »Sie ist ganz erschöpft«, sagte Jonathan. »Ich bringe sie hinein und lege sie ins Bett.«
    Erin folgte den beiden ins Haus. »Sie kann doch wohl nicht wirklich allein zu Fuß hierhergekommen sein«, sagte sie zu Jonathan, nachdem er die Kleine auf ihr Bett gelegt hatte.
    Marlee rollte sich zusammen und sank sofort in einen tiefen Schlaf. Erin nahm ihr den Hut ab, während Jonathan ihr die Schuhe auszog.
    »Wenn ihre Familie das Lager verlegt hat, muss der Fußmarsch Stunden gedauert haben, vielleicht den ganzen Tag und die ganze Nacht«, fügte Erin ungläubig hinzu. Sie konnte nicht fassen, dass ein kleines Mädchen solch einen weiten Weg bewältigt hatte.
    »Das scheint wohl so«, sagte Jonathan. »Wie sonst sollte sie gekommen sein? Sie muss von dem Clan weggelaufen sein. Das heißt, die Leute werden jetzt wahrscheinlich nach ihr suchen.«
    »Ach, die arme Kleine.« Erin kniete sich neben das Bett und streichelte Marlees Gesicht. »Sie muss furchtbar unglücklich gewesen sein, Jonathan.«
    Jonathan zerriss es fast das Herz. Er hatte ein so schlechtes Gewissen, denn offenbar war die Kleine unglücklich bei ihrer Familie gewesen. Sie war den ganzen weiten Weg zurück in die Stadt gekommen, um ihn zu finden. Das war zu viel für Jonathan.
    Plötzlich hörten Erin und Jonathan ein Geräusch aus einem der anderen

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