Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
verlobt war. »Vielleicht sollten Sie sich ja einmal fragen, ob Jonathan Maxwell das alles wirklich wert ist.«
Zornig funkelte Erin Will an. »Darauf kann ich nur antworten: Ja, allerdings«, sagte sie, drehte sich um und marschierte die Tür hinter sich zuknallend aus dem Büro.
»Will hilft uns nicht«, sagte Erin zu Jonathan, nachdem sie das Polizeirevier verlassen hatten. »Lassen Sie uns einen Kaffee trinken gehen.«
»Vielleicht sollten wir heute Nacht nicht im Haus bleiben«, bemerkte Jonathan. »Noch eine Nacht wie die vergangene möchte ich nicht unbedingt durchstehen müssen.«
»Was schlagen Sie vor? Ein Hotel?«
»Sie könnten in einem Hotel übernachten. Ich könnte irgendwo im Auto schlafen.«
»Will findet es dumm von mir, dass ich nicht in ein Hotel gehen möchte«, gab Erin zu. »Deshalb will ich das schon aus Prinzip nicht.«
»Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Ihnen etwas passierte, Erin«, sagte Jonathan. Und er wusste, auch Cornelius würde ihm das nie verzeihen.
»Und ich würde mir große Sorgen um Sie machen, wenn Sie im Auto schliefen. Sie wären im Freien ein leichtes Ziel.«
Eine Weile war Jonathan sehr nachdenklich. Dann sagte er: »Ich habe eine Idee.«
Erin wurde neugierig. »Was denn für eine Idee?«
»Das zeige ich Ihnen, wenn wir zurück im Haus sind«, erwiderte Jonathan. »Aber erst bei Sonnenuntergang.«
»Können Sie es mir nicht jetzt schon sagen?«, fragte Erin neugierig, als sie sich auf den Weg zum Wagen machten.
»Sie werden sich gedulden müssen.«
Jonathan freute sich sichtlich über seinen Plan. Er setzte Erin beim Haus ab und bat sie zu warten, während er wieder wegfuhr. Eine halbe Stunde später kam er zu Fuß zurück. Unter dem Arm trug er zwei Schlafdecken, die hinten im Wagen gelegen hatten.
»Wo ist der Wagen?«, fragte Erin ihn. »Den haben Sie doch nicht verkauft, oder?«
»Ich habe ihn versteckt«, antwortete Jonathan. »Wenn der Wagen nicht hier ist, denkt Bojan vielleicht, wir sind auch nicht hier.«
»Das ist Ihre Idee?«, fragte Erin enttäuscht.
»Nur ein Teil davon«, erwiderte Jonathan.
Während Jonathan auf den Sonnenuntergang wartete, machte er Sandwiches und wickelte sie ein. Dann füllte er Wasser in zwei Flaschen ab. Erin sah ihm verblüfft zu.
»Gehen wir irgendwo zelten?«, fragte sie, nicht allzu versessen darauf, auf dem Boden zu schlafen. Beim Zelten wären sie doch auch sicher angreifbarer als im Haus.
»In gewisser Weise«, antwortete Jonathan ausweichend.
Er ging zu dem Schuppen am hintersten Ende des Gartens und kam mit einer Leiter zurück. Die hatte er eines Tages gefunden, als er nach einer Möglichkeit gesucht hatte, Marlees Ball vom Dach herunterzubekommen.
Vom Küchenfenster aus, oder von dem, was vom Küchenfenster noch übrig war, sah Erin ihm zu. Er wollte doch wohl nicht vorschlagen, dass sie auf einem Baum schlafen sollten! Sie lief nach draußen auf die Veranda.
»Was wollen Sie denn damit?«, rief sie Jonathan zu.
»Sie haben doch keine Höhenangst, oder?«
»Nein«, antwortete sie und musterte skeptisch den nächstgelegenen Gummibaum.
Jonathan holte die Schlafdecken, die Sandwiches und das Wasser und stellte alles auf die Veranda. »Ich klettere hoch. Reichen Sie mir das Zeug rauf, wenn ich oben auf der Leiter bin«, sagte er.
»Schlafen wir … auf dem Dach?«, fragte Erin ungläubig, während sie ihm beim Hochklettern zusah.
»Genau«, antwortete Jonathan. Er blieb stehen, als er die oberste Sprosse der Leiter erreicht hatte. »Aber wir gehen erst rauf, wenn es dunkel wird. Jetzt will ich nur schon mal den Proviant und die Decken raufbringen.« Er nahm alles entgegen, was Erin ihm reichte.
Als es fast dunkel war, kletterten Erin und Jonathan auf der Leiter hoch bis zum Dach. Es war noch ganz warm, weil es sich den ganzen Tag über unter der sengenden Sonne aufgeheizt hatte. Der hintere Teil des Daches, der über dem Wohnzimmer undder Küche, war flach, während der vordere Teil über den Schlafzimmern und dem Bad mit einem Satteldach ausgestattet war. Jonathan erklärte Erin, er sei überzeugt, der hintere Teil des Hauses sei später angebaut worden.
»Ich glaube, das dritte Schlafzimmer ist ursprünglich das Wohnzimmer gewesen. Das heutige Wohnzimmer mit den Türen zur Veranda ist im Anbau untergebracht, und die Küche ist vielleicht vergrößert worden, um Tisch und Stühlen Platz zu bieten.«
Erin fand den Gedanken plausibel. »Ja«, sagte sie, »in der Decke in der Küche gibt es eine
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