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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Zimmer.
    Erin geriet in Panik und sprang auf. »Bojan ist hier«, flüsterte sie mit weit aufgerissenen Augen.
    Sie stellte sich schützend vor Marlee und schaute zu Tür. Jonathan sah sich nach etwas um, womit er sich verteidigen könnte, aber da war nichts außer Marlees Kreisel. Er nahm ihn hoch, bereit, Bojan den Kreisel über den Schädel zu ziehen, sobald er durch die Tür kam.
    »Keiner zu Hause?«, rief eine männliche Stimme.
    »Onkel Cornelius!«, gab Erin zurück.
    »Erin! Wo bist du?«
    Erin ging in den Flur, und Jonathan folgte ihr.
    »Onkel Cornelius! Was machst du denn hier?«, fragte Erin völlig verblüfft.
    »Joes Auto hatte eine Panne. Wir waren schon ein paar Hundert Meilen gefahren. Fast einen Tag und die halbe Nacht saßen wir auf der Straße fest. Zum Glück kam ein Lastwagen vorbei. Der Fahrer war sehr nett und bot an, uns zurück in die Stadt abzuschleppen«, erzählte er erschöpft. »Von einem Automechaniker am anderen Ende der Stadt bin ich zu Fuß hierher. Der Lastwagenfahrer ist der Schwager des Mechanikers, also hat er ihn für uns geweckt. Er hat seine Werkstatt hinterm Haus und sich bereit erklärt, das Auto zu reparieren. Allerdings wird es gut eine Woche dauern, ehe die Ersatzteile kommen. Die müssen sie sich nämlich aus Adelaide schicken lassen.«
    »Was war denn los mit dem Wagen?«, fragte Jonathan.
    »Irgendwas mit dem Getriebe«, antwortete Cornelius. Er schaute über Erins Schulter. »Was habt ihr denn in Marlees Zimmer gemacht?«
    »Wir haben sie heute Morgen im Garten entdeckt«, erwiderte Erin. »Sprich nicht so laut, sie schläft jetzt nämlich.«
    »Sie ist ganz allein zu Fuß zurückgekommen«, fügte Jonathanhinzu. »Dafür muss sie die ganze Nacht gebraucht haben. Der Clan war schon ein Stück weitergezogen.«
    »Ganz allein?« Cornelius wusste nur zu gut, wie beängstigend es war, in der Nacht auf der Straße zu sein, dabei war er noch nicht einmal allein gewesen. Es war stockfinster draußen. Er konnte sich kaum vorstellen, wie Marlee es geschafft hatte, zu Fuß solch einen weiten Weg zurückzulegen.
    »Ja«, erwiderte Jonathan. »Ganz allein. Kaum zu glauben, was?«
    »Nicht zu fassen. Sie ist doch noch so klein«, sagte Cornelius.
    Jonathan fragte sich, ob Marlee wohl krank vor Angst gewesen war. Offenbar waren die Schrammen auf ihren Knien ein Indiz dafür, dass sie viele Male gestolpert und gefallen war. Dann dachte er daran, wie herrlich er geschlafen hatte, und fühlte sich wieder schuldig.
    »Sie ist total erschöpft«, sagte Erin und warf noch einen Blick ins Schlafzimmer. »Sie schläft jetzt wahrscheinlich ein paar Stunden.«
    »Dann sind wir schon zwei total Erschöpfte hier.« Cornelius lächelte. »Ich gehe mich jetzt waschen und dann sofort ins Bett. Aber vorher brauche ich noch eine heiße Tasse Tee. Seit Stunden sehne ich mich danach.«
    »Ich mache dir deinen Tee!«
    Erin lief schnell in die Küche. Cornelius sollte das zerbrochene Fenster noch nicht sehen. Sie wollte ihm alles erzählen, wenn er ausgeschlafen hatte. Nachdem sie zusammen Tee getrunken hatten, badete Cornelius und ging ins Bett. Erin und Jonathan setzten sich mit ihren Sandwiches auf die Veranda hinterm Haus und unterhielten sich.
    »Was werden Sie jetzt machen?«, wollte Erin von Jonathan wissen.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    »Es überrascht mich nicht, dass sie sich nicht wohlgefühlt hat. Schließlich sind ihre Verwandten wie Fremde für sie«, sagte Erin. »Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie es für sie war, als wir siebei dem Clan zurückgelassen haben, bei Leuten, die sie überhaupt nicht kannte. Das muss schwer für sie gewesen sein, Marlee muss Sie so vermisst haben.«
    »Die Stunde, die wir noch bei ihr und dem Clan waren, hat nicht ausgereicht. In der kurzen Zeit hat sich kein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen aufbauen können«, sagte Jonathan traurig. »Ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht habe, Erin. Ich mache einfach alles falsch.«
    »Aber das stimmt doch nicht, Jonathan. Sie versuchen immer, Ihr Bestes zu geben, und das ist nicht so leicht«, erwiderte Erin. Sie wollte nicht, dass er sich noch schuldiger fühlte als ohnehin schon. »Die Kleine hat Sie einfach so lieb, Jonathan. Das ist doch offensichtlich.«
    »Ich könnte sie mit nach England zurücknehmen, ich weiß allerdings nicht, ob das das Richtige wäre. Abgesehen davon, dass ich sie von allem Vertrauten wegreißen und sie in einen kalten Winter bringen

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