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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Krankheit eines Angehörigen oder eine Scheidung, Untreue oder ein Skandal. Meine Familie ist da keine Ausnahme, und ich hätte es gar nicht gern, wenn man mich danach beurteilt, wie ich mit diesen Dingen umgehe. Ich schäme mich dafür, dass ich über Sie geurteilt habe. Es tut mir wirklich leid.«
    Carol-Ann ahnte, dass eine ganze Geschichte hinter ErinsWorten steckte. Sie hatte wohl großen Kummer gehabt. »Ich weiß Ihre Entschuldigung zu schätzen«, erwiderte sie. »Wie geht es Jonathan und Marlee?«
    In diesem Moment kam ein Kunde zur Kasse und wartete darauf, bedient zu werden.
    »Es geht ihnen … gut«, antwortete Erin deshalb. Sie hätte Carol-Ann gern anvertraut, was alles passiert war, doch so hatte sie keine Gelegenheit, ins Detail zu gehen.
    Gegen Mittag wachte Marlee auf. Erin badete sie und zog sie an, während Jonathan ihr Eier und Würstchen briet. Als er und Marlee aßen, packte Erin eine Tasche mit Vorräten.
    »Tut mir leid, Erin, ich habe vor, Marlee so oft es geht zu tragen, deshalb kann ich nicht auch noch Konserven mitnehmen. Ich nehme nur eine Tasche mit dem Nötigsten für mich mit und Wasser.«
    »Aber was wollen Sie denn essen, solange Sie bei dem Clan leben?«
    »Was immer die Leute dort essen.«
    »Ihhh«, entfuhr es Erin. Sie konnte ihre Gefühle einfach nicht verbergen. »Ich habe für Sie eingekauft, damit Sie keine Schlangen und Eidechsen in schmutzigen Kohlen gegrillt essen müssen.«
    »Ich weiß Ihre Mühe zu schätzen, ich kann das dennoch nicht tragen. Ich kann von Marlee nicht verlangen, dass sie noch einmal diesen weiten Weg zu Fuß geht.«
    Erin verstand. »Werden Sie zurück sein, ehe ich mich auf den Weg nach England mache?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jonathan. »Ich bin bestimmt ein paar Tage weg, vielleicht auch länger.«
    »Dann heißt es also jetzt Lebewohl sagen.« Erin war kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Werden Sie mich in England besuchen? Ich würde so gern wissen, wie es mit Ihnen und Marlee weitergeht.«
    »Natürlich besuche ich Sie«, antwortete Jonathan.
    Erin küsste Marlee auf die Wange. »Auf Wiedersehen, mein kleines Spätzchen«, sagte sie. Das war ein Kosename, den sie schon oft benutzt hatte und der Marlee normalerweise zum Lachen brachte. Dieses Mal lachte sie nicht. Die Kleine schlang die Arme um Erins Hals und drückte sie ganz fest. »Ich hab dich lieb, Erin«, flüsterte sie unter Tränen.
    »Ich hab dich auch lieb, Marlee. Ich werde dich immer lieb haben. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.«
    Marlee nickte.
    Jonathan nahm Marlee auf die Schultern und nahm seine Tasche. »Sagen Sie Cornelius von mir auf Wiedersehen, falls er schon weg ist, wenn ich zurückkomme?«
    »Natürlich«, erwiderte Erin.
    Jonathan sah ihr tief in die Augen. »Ich werde Sie vermissen«, sagte er voller Gefühl.
    Jonathan nahm sie in die Arme und drückte sie, dann küsste er sie auf die Wange. »Passen Sie gut auf sich auf«, sagte er.
    Erins Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte ihm so gern sagen, dass sie ihn liebte, aber sie konnte es nicht.
    Als Marlee und Jonathan zur Tür hinausgingen, winkte das kleine Mädchen Erin zu, und Erin winkte zurück. Als sie fort waren, begann Erin, haltlos zu schluchzen. Ihr war, als wären Jonathan und Marlee für immer aus ihrem Leben verschwunden.

34
    »Ich will nicht zurück, Jono.« Marlee zog Jonathan an der Hand. »Wieso kann ich nicht bei dir bleiben?«, quengelte sie.
    Jonathan waren die Arme müde geworden, nachdem er die Kleine eine Stunde lang getragen hatte, so ging sie jetzt neben ihm her. Er war überzeugt, dass sie Bojans bösartige Aktionen noch nicht begriff, und schon gar nicht die Gefahr, die von ihm ausging. Um sie zu schützen, hatte er ihr eine weit harmlosere Erklärung dafür gegeben, dass sie nicht bei Erin und Cornelius im Haus bleiben konnten.
    Im Schatten eines Gummibaums blieb Jonathan stehen und holte eine Flasche Wasser aus seiner Tasche. »Ich hab dir doch erklärt, wieso wir nicht bleiben können, Marlee«, sagte er und bot ihr zu trinken an. »Wenn Onkel Cornelius und Erin abreisen, wird jemand anderes in das Haus einziehen. Also bleiben wir eine Weile bei deiner Familie.«
    Er hoffte, Bojan würde glauben, sie hätten die Stadt verlassen, wenn er sie nicht mehr fand, und nach Coober Pedy zurückkehren. Das Auto hatte er gut versteckt, das würde er auf keinen Fall entdecken.
    »Aber als du mich das erste Mal zu ihnen gebracht hast, bist du auch nicht bei mir geblieben«,

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