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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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betrachtete die Szene. Der eine Wächter aß noch immer, der andere hatte sich auf einen Felsbrocken gesetzt und quälte Kieran.
    Megan sammelte eine Hand voll Steine und wartete den richtigen Moment ab, um Unruhe zu stiften.
    „Wenn wir Euch und Euren Bruder wieder in den Kerker werfen, haben wir eine kleine Feier für Euch vorgesehen.“ Der vierschrötige Wächter stieß die Spitze seines Säbels gegen Kierans Brust und grinste, als aus der Wunde Blut floss.
    Kieran biss die Zähne zusammen, damit kein Laut über seine Lippen kam. Er wollte dem Wächter nicht die Genugtuung geben, ihn vor Schmerz aufstöhnen zu hören.
    „Simmons erzählte uns, Ihr hieltet Euch für einen tapferen und edlen Krieger, der sich für seinen schwächlichen Bruder auspeitschen ließ. Jetzt werden wir ja sehen, wie Ihr die Hiebe ertragt, die Euch die Freunde von Simmons verpassen.“ Seine Augen glitzerten. „Die Wärter berichteten uns, wie Ihr den armen Simmons ermordetet. Ihr bracht ihm einfach das Genick, nicht?“ Der Mann lachte so hoch und schrill, dass es wie der Schrei eines Seevogels klang.
    „Seht Ihr das hier?“ Der Wächter deutete auf die unter seinem Gürtel steckende Peitsche. „So bin ich zu meinem Namen gekommen - ,Whip, die Peitsche'. Ich habe sie selbst gemacht“, erläuterte er stolz und strich mit der Hand über die dünnen Lederstreifen, die das Fleisch eines Menschen zerfetzen konnten. „Wir haben geplant, Euch eine Schlinge um den Hals zu legen und Euch an Eurer Zellendecke aufzuhängen. Und während Ihr dann qualvoll sterbt, werden wir Euren schwächlichen Bruder auspeitschen, bis kein Fetzen Fleisch mehr an seinen Knochen übrig ist.“ Er lachte gackernd. „Ist das nicht eine passende Feier für einen edlen Krieger?“
    Kieran antwortete darauf nicht, sondern arbeitete angestrengt an den Seilen, mit denen er gefesselt war. Ein Blick auf die Baumwipfel zeigte ihm, dass die Sonne noch nicht untergegangen war. Nicht weit von hier würden Megan und Colin noch pflichtschuldigst auf ihn warten.
    Die Suchmannschaften würden keine große Mühe haben, die beiden aufzuspüren. Man würde ihn und Colin wieder in den Kerker schaffen, wo ihnen diesmal der sichere Tod bevorstand. Bei dem Gedanken an das Schicksal, welches Megan erwartete, erschauderte er. Wenn diese Tiere mit ihr fertig wären, würde sie sich ebenfalls den Tod wünschen.
    „Simmons war ein Freund von mir“, redete der Wächter weiter. „Wenn Ihr uns in London nicht eine so gute Unterhaltung bieten würdet, brächte ich Euch sicherlich schon hier und jetzt um.“ Whip stand auf, spuckte aus und versetzte Kieran einen besonders heftigen Tritt. „Ich darf jedoch die anderen nicht ihres Vergnügens berauben.“
    Gerade wollte Whip erneut zustoßen, als er zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung etwas rascheln hörte. Er und der zweite Wächter blickten wachsam in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
    „Kümmere dich einmal darum“, befahl Whip.
    Der Angesprochene legte das Stück Fleisch aus der Hand, zog seinen Säbel aus der Scheide und ging, um die Angelegenheit zu untersuchen.
    Gerade als er in den Wald trat, raschelte es von der anderen Seite. Dort zielte Megan sorgfältig, warf die Steine in das trockene Buschwerk und wusste, dass sie für die notwendige Ablenkung sorgen würden.
    „Wer da?“ Whip schaute sich auf der Lichtung um und sah gerade noch seinen Kameraden verschwinden. Abermals blickte er um sich und hörte ein neuerliches Geräusch.
    Als das Rascheln gar kein Ende mehr nahm, stürmte Whip über die Lichtung und spähte in den dichten Wald. „Sprecht! Wer wagt
    es, mir zu trotzen?“
    Ganz in seiner Nähe, jedoch außerhalb seiner Reichweite raschelte es erneut. Verärgert hieb er mit der scharfen Klinge seines Säbels in die Dornenbüsche, die an seinen Hosenbeinen zerrten, während er sich durch das Unterholz kämpfte.
    Kieran, der gerade aufschaute, sah einen Säbel aufblitzen, und Megan trat auf die Lichtung. Er fühlte, dass an seinen Fesseln gezogen wurde, und erblickte zu seinem Erstaunen Colin, der sich über ihn beugte, um ihm die Seile zu zerschneiden.
    „Ich befahl dir doch, dich zu verstecken! Wer gab dir das Recht...?“
    „Beeilt Euch!“ forderte Megan Colin auf, denn ihr fiel auf, dass der erste Wächter aus dem Wald zurückkehrte. Sofort eilte sie zu ihm, stellte sich dem Mann in den Weg und hob sogleich ihren Säbel.
    Kieran, der noch gefesselt war, konnte Megan nicht zu Hilfe

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