Jenseits des Meeres
anderen berichten kannst, Kieran O’Mara sei ein Mann von Ehre, werde ich dein armseliges Leben verschonen.“
Mit einem letzten Hieb entwaffnete er den Wächter und warf dann Colin den Säbel zu. Whip sank auf die Knie.
Kieran schaute zu Megan hinüber, welche mit der Spitze ihres Säbels auf das Herz ihres Gegners zielte. „Wir müssen gehen, Megan. Sein Leben und sein Tod liegen in Euren Händen.“ Und kurz darauf fügte er hinzu: „Ihr allein habt die Wahl.
Megan starrte den Mann an, der sie mit aufgerissenen Augen stumm anflehte, ihn zu verschonen. „Belästigt uns nie wieder!“ drohte sie ihm mit scharfer Stimme. „Und blast diese Vergeltungsaktion ab.“ Sie trat einen Schritt zurück und sah dem Wächter die Erleichterung an. „Andernfalls werden wir euch beim nächsten Aufeinandertreffen gnadenlos töten.“
Erleichtert und von Kieran gefolgt, ging Colin voraus in den dunklen Wald. Megan warf noch einen letzten Blick auf die beiden besiegten Wächter, drehte sich dann um und folgte Kieran und dessen Bruder.
Als die beiden im Unterholz verschwanden, hörte sie eine Männerstimme: „Nun schaut doch nur einmal, was wir hier haben. Die freundlichen Götter schicken uns zu unserem Vergnügen eine Frau!“
Eine Horde Soldaten erschien auf der Lichtung, und kräftige Hände legten sich um Megans Hals. Vergeblich versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien.
„Weiter so, Mädchen! Versuche nur, dich mir zu widersetzen“, hörte sie eine Männerstimme knurren. „Damit gibst du mir den besten Grund, dir die Kehle durchzuschneiden.“
5. KAPITEL
Ihr Widersacher drückte Megan langsam die Kehle zu, bis sie keine Luft mehr bekam. Dass sie sich heftig wehrte, machte die Sache umso schlimmer.
Während sie mit ihrem Angreifer kämpfte, sah sie, wie die Horde Männer Kieran und Colin wieder zurück zur Lichtung schleppten. Man hatte sie entwaffnet, so dass sie sich jetzt nur noch mit ihren Fäusten zur Wehr setzen konnten. Colin wurde als Erster überwältigt. Obwohl er schon am Boden lag, prügelten seine Gegner wild auf ihn ein.
Megan wusste nicht, welcher Anblick ihr mehr ans Herz ging -Colin, der so geschwächt war von seinem Blutverlust, dass er sich nicht mehr zu regen vermochte, oder Kieran, der sich erbittert gegen die Soldaten wehrte. Doch auch er musste sich schließlich geschlagen geben und sich an Händen und Füßen fesseln lassen.
„Wie gut es doch das Schicksal mit uns meinte, uns die Belohnung für unser Tagewerk zu senden!“ Der Mann, welcher Megan festhielt, verstärkte seinen Griff um ihren Hals, bis sie schwarze Flecken vor den Augen tanzen sah.
Sie wusste, dass sie ihre Gegenwehr einstellen musste, denn sonst könnte sie das Bewusstsein verlieren, was dazu führen würde, dass sie auch die Kontrolle verlöre, und genau das durfte sie nicht zulassen. Ihr Leben hing davon ab sowie Kierans und Colins.
Nachdem sie sich nicht länger wehrte, lockerte der Mann seinen Griff. Einen Moment lang stand Megan nur ganz still da und sog die Luft in ihre brennenden Lungen.
Die Soldaten hatten einen Kreis um sie gebildet und blickten sie so lüstern an, dass ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
„Die Kleine ist wirklich hübsch“, stellte einer von ihnen fest.
„Ja. Sie bereitet einem Mann bestimmt viel Freude.“
Bei dem Gedanken, welche Aufgabe jetzt vor ihr lag, wurde sie plötzlich von einem Schwindelgefühl erfasst. Auf irgendeine Weise musste sie ein Dutzend Soldaten überwältigen und dann Kieran sowie Colin von deren Fesseln befreien. Ihr fiel der unter ihrem Gewand verborgene Dolch ein, doch ein Messer würde dabei nicht genügen, sich ihrer Widersacher zu entledigen. Sie musste den Männern deren Waffen abnehmen und eine Möglichkeit finden, die Klingen in die Hände der zwei Gefangenen zu schmuggeln.
Einer der Soldaten wollte nach ihr greifen, sie indes trat rasch zur Seite.
„Aha, die Kleine tanzt also.“ Ein zweiter Mann streckte die Hand nach ihr aus, und als Megan erneut auswich, lachte die ganze Kompanie.
„Tanze für uns, Mädchen! “ Die Soldaten griffen nach ihr, zerrten an ihrem Haar, ihren Röcken und ihrem Mieder, während sie immer wieder auswich, herumwirbelte und schließlich außerhalb der Reichweite der Männer auf einen Felsbrocken sprang. Von dort oben blickte sie herausfordern auf die Soldaten hinunter. Einer nach dem anderen verstummte.
„Ich werde für euch tanzen.“ Sie bemerkte den Ausdruck, der sich in den Gesichtern spiegelte:
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