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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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jeden Grund. Doch es gab keine unliebsamen Zwischenfälle.“
    Das Bier rann Megan durch die Kehle und erfrischte sie, doch dieses Gefühl einer bevorstehenden Gefahr wollte nicht verschwinden und beunruhigte sie aufs Äußerste.
    „Habt Ihr ein Boot aufgetrieben?“ erkundigte sie sich leise.
    „Jawohl. Es ist zwar klein, doch seetüchtig. Der Eigner ist ein Fischer und kennt diese Gewässer. Er bot an, uns über den Firth of Clyde zur Insel Arran zu bringen.“
    „Und dann?“ fragte Colin.
    „Dann brauchen wir etwas Größeres als dieses kleine Fischerboot, und mit dem Schiff geht es dann über den Nordkanal. Zumindest wird dann sehr viel Wasser zwischen uns und dem Henker liegen.“
    Der Gastwirt erschien mit einem weiteren Brett. Darauf befanden sich geräucherter Schellfisch sowie dampfende Brötchen direkt aus dem Backofen.
    „Hat dieses Gericht einen bestimmten Namen?“ wollte Kieran wissen und tat sich eine große Portion auf.
    „Ja. Finnan haddie.“ Der Gastwirt und Megan hatten gleichzeitig geantwortet.
    „Ihr seid eine Schottin. Das höre ich an Eurer Aussprache. Zu welchem Clan gehört Ihr?“ fragte der Wirt.
    Einen Moment fühlte Megan die Angst in sich aufsteigen, doch bevor sie zu antworten vermochte, sagte Kieran rasch: „MacDougal.“
    „Eine Highlanderin. Da seid ihr aber weit von daheim entfernt.“ Der Gastwirt bedachte Megan noch mit einem nachdenklichen Blick, bevor er den Raum verließ.
    Sobald sie allein waren, zog Megan die Augenbrauen hoch und schaute Kieran fragend an.
    „Als Ihr und Euer Gefährte Euch im Grenzland aufhieltet, hörte ich, wie Ihr ihn warntet, er solle sich vor den MacDougals hüten. Es seien nämlich deren Hirsche, die Ihr jagtet.“ Kieran nahm einen Bissen Fisch. „Das mundet herrlich, Megan. Ihr müsst es schon einmal gegessen haben.“
    Kieran beobachtete sie dabei, wie sie kostete und dann ihr Mahl offensichtlich genoss.
    „So ist es, obschon ich mich nicht daran erinnere. Doch ich wusste, wie es heißt.“
    Kieran bemerkte die Enttäuschung, die in ihrer Stimme mitschwang. „Sich an ein Wort zu erinnern ist nicht dasselbe, wie sich an ein ganzes Leben zu entsinnen.“
    „Eben.“ Sie schwieg.
    „Eines Tages werdet Ihr Euer Gedächtnis wieder erlangen, Megan. Das versprech ich Euch.“
    Sie schaute aus dem Fenster auf das Meer. Wenn sie diesen Ort hier verlassen hatten, würde sie ihr altes Leben gegen ein neues eintauschen. Und sollte sie wider Erwarten irgendwann ihr Erinnerungsvermögen wieder finden, würde es gewiss zu spät sein, in ihre alte Rolle zu schlüpfen.
    Kieran war der Ausdruck in ihren Augen nicht entgangen, und er wünschte, er könnte ihr die Bürde irgendwie erleichtern.
    Der Gastwirt brachte ihnen zum Nachtisch noch Gebäckstücke und Früchte. Sie aßen, bis sie satt waren.
    „Jetzt gehen wir zu dem Boot.“ Kieran hob seinen Humpen, leerte ihn, ließ dann ein paar Münzen auf dem Tisch liegen und ging voraus. Colin und Megan folgten ihm.
    Sie folgten dem Weg am Ufer, kamen an Fischern vorbei, die ihre Netze ausbesserten. Kieran grüßte einen mageren Mann, dessen Gesicht von vielen Falten durchzogen war. Seine Stirn war gefurcht und die Wangen eingefallen. In scharfem Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut und seinen hellblauen Augen stand sein weißes Haar.
    „Ist das Boot bereit?“
    „Jawohl.“
    Die drei folgten dem alten Mann zu einem kleinen Kahn, der vor Anker in der schäumenden Brandung lag. Falls sie Bedenken wegen der Seetüchtigkeit des Bootes hatten, so behielten sie sie für sich.
    Megan warf einen Blick zu den dunklen Wolken, die sich am Horizont zusammenzogen. Kein gutes Omen. Sie fühlte Angst in sich hochsteigen. Ob sie wohl jemals zuvor mit einem Boot auf dem Meer gewesen war? Ihre Furcht wuchs. Irgendetwas stimmte nicht.
    Die drei stiegen ins Wasser und wateten zum Boot. Kieran half Colin nach achtem und drehte sich dann zu Megan um. Plötzlich surrte ein Jagdpfeil durch die Luft und schlug nur ein paar Fingerbreit von Megans Kopf entfernt in die Bordwand ein.
    Am Ufer galoppierte ein Dutzend Männer heran.
    Die meisten der Fischer, welche die näher kommenden Soldaten sahen, stoben auseinander. Diejenigen, die das Pech hatten, zu langsam zu sein, schrien vor Angst und Schmerz auf, denn sie gerieten unter die fliegenden Hufe.
    „Mach dein Boot los! “ brüllte Kieran dem Fischer zu.
    „Es sind zu viele Soldaten.“ Der Bootseigner vermochte sich vor Angst nicht zu bewegen und stand wie gelähmt am

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