Jenseits des Meeres
Ufer.
„Du magst mit uns kommen, oder wir nehmen uns dein Boot und fahren allein hinaus. Wie auch immer - wir werden jedenfalls jetzt
keinen Moment mehr warten und losrudern. “
Der Fischer, der Kierans Ton durchaus richtig deutete, rührte sich endlich, machte das Boot los und lehnte sich mit der Schulter dagegen. Kieran tat es ihm gleich. Und während beide Männer den Kahn gegen die auflaufende Flut schoben, blieb Megan allein zurück und stellte sich den herankommenden Angreifern.
Sie zog ihren Säbel. Als der erste Reiter heranpreschte, wich sie ihm geschickt aus und erwischte ihn mit der Säbelspitze, so dass er mit ausgebreiteten Armen in die Brandung flog. Die nächsten beiden Angreifer erschienen rechts und links neben ihr.
Megan schlug sich tapfer. Sie warf den einen aus dem Sattel und verwundete den anderen.
„Kommt, Megan!“ rief Kieran.
Sie drehte sich um. Das Boot schaukelte bereits auf den Wogen. Der Fischer zog sich gerade hinein und nahm einen der Riemen auf.
Zwei weitere Reiter stürmten auf Megan zu. Sie wagte es nicht, ihnen den Rücken zuzukehren, um zum Boot zu gelangen.
„Megan, beeilt Euch!“ Der Wind trug Colins Stimme heran, die sich wie der Schrei eines Seevogels anhörte.
Megan sah sich den nächsten Angreifern gegenüber, und ihre Hoffnungen, sich auch diesen erwehren zu können, schwanden. Kieran und Colin würden sie zurücklassen müssen, doch sie wollte sich wenigstens die Genugtuung verschaffen, noch einige ihrer Gegner außer Gefecht zu setzen, ehe sie überwältigt wurde.
Sie hob den Säbel, und in diesem Moment kam ein weiterer Reiter von hinten heran. Ehe sie sich umzudrehen vermochte, hörte sie Klinge auf Klinge treffen. Aus dem Augenwinkel nahm sie Kieran wahr, der zurückgekehrt war, um sie zu unterstützen.
Nachdem sie einen weiteren Angreifer zurückgeschlagen hatte, packte Kieran sie am Arm und zog sie ins Wasser. „Wir dürfen keine Zeit verschwenden. Das Boot fährt jetzt los.“
„Und was ist mit den Soldaten?“
„Die müssen schon ausgezeichnete Schwimmer sein, um uns einzuholen.“
Eine gewaltige Woge überrollte sie und riss sie beide mit sich in die Tiefe. Megan merkte, dass sie gegen den Sand geschleudert wurde, welcher den Meeresboden bildeten. Als sie schon dachte, die Luft nicht länger anhalten zu können, tauchte sie wieder an die Oberfläche. Eine Hand griff nach ihr und zog sie noch weiter ins tiefe Wasser.
Megan warf einen Blick ans Ufer zurück und sah, dass die Berit-tenen angehalten hatten. Selbst diejenigen, die so tapfer gewesen waren, in die Fluten hineinzureiten, wurden nun zurückgetrieben, denn die Brandung umtoste das felsige Ufer und ließ hohe Gischtfontänen in die Luft steigen.
„Das Boot...“
„Da draußen!“
Für einen Moment spürte sie Panik in sich aufsteigen, doch dann schwamm sie tapfer weiter, während Kieran stets an ihrer Seite blieb. Eine riesige Welle begrub sie unter sich, dann wurde sie wieder an die Oberfläche getragen, und Kieran war neben ihr und rief ihr Ermutigungen zu.
Als sie das Boot endlich erreichten, fühlte Megan sich völlig erschöpft. Starke Hände fassten sie bei den Armen. Der Fischer und Colin zogen sie in den Kahn.
Nachdem sich Kieran über die Bordwand gehievt hatte, streichelte er Megan, die kraftlos und schwer atmend auf den Planken lag.
„Gut gemacht, Megan.“
Eine Riesenwoge hob den winzigen Kahn in die Höhe, der auf dem Wellenkamm ritt, ehe er Hunderte von Fuß ins Tal hinabtauchte. Eine Weile schaukelte er sanft an der Oberfläche, bis er erneut von einer Woge erfasst und wie ein Spielzeug hin und her geschleudert wurde.
Kieran warf einen Blick auf Megans bleiches Gesicht, tauchte einen Lappen ins Wasser und hielt ihn an ihre heiße Stirn.
„Das geht vorüber.“
Obwohl ihr äußerst elend zu Mute war, erklärte sie zornig: „Wenn Ihr das nächste Mal eine Reise plant, würde ich es vorziehen, in einem Ponykarren zu sitzen“, fauchte sie zwischen zwei Übelkeitsanfällen.
Kierans Augen funkelten vor Vergnügen. Selbst in Zeiten, in denen es ihr schlecht ging, behielt Megan mit Sicherheit das letzte Wort.
7. KAPITEL
Als der Kahn die zerklüftete Insel Arran erreichte, fing es zu regnen an. Der Himmel wurde dunkel, und ein Unwetter kam auf. Die vom Sturm gepeitschten Wogen schlugen gegen das Ufer.
Der Fischer steuerte das kleine Boot zwischen große und kleine Felsbrocken hindurch. Kieran und Colin sprangen über die Bordkante und halfen dabei, es zu
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