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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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habe diesen guten Leuten bereits die Wahrheit gesagt. Sie wissen schon, dass wir Abgesandte der Königin sind, die uns auftrug, demjenigen ein Vermögen zu zahlen, der uns bei unserem Anliegen hilft.“
    Colin merkte, dass er rot anlief. Offenbar hatte Kieran sich eine Geschichte ausgedacht, um ein Boot zu erhalten. Allerdings lag es Colin nicht, zu lügen. Seine Wangen wurden immer heißer. „Die Königin ... Das Vermögen ...“
    Megan schätzte die Lage schnell und richtig ein. „Wir müssen auf der Stelle diesen Ort hier verlassen, denn sonst wäre alles verloren.“
    Kieran betrachtete Megan, die mit ihrer nassen Männerkleidung und dem tropfenden Haar wie eine heimatlose Streunerin aussah. Er bemerkte, wie sie die Schankmagd anschaute, und wünschte sich nur, er könnte die Situation irgendwie erklären, doch dazu blieb jetzt keine Zeit. Megan würde einfach bei der Scharade mitmachen müssen.
    „Kapitän MacLachlan“, stellte Kieran vor. „Mein Bruder Colin und meine Schwester Megan.“
    Schwester? Megan guckte ihn verblüfft an. Welches Spielchen trieb Kieran hier eigentlich?
    „Der Kapitän versprach, uns auf unserer Geheimmission für die Königin über den Nordkanal nach Irland zu bringen“, fuhr er fort. Er drehte sich zu dem Mädchen um, das ihm den Arm jetzt besitz ergreifend um die Taille legte. „Und dies ist Nola, des Kapitäns reizendes Töchterlein. “
    Die Schankmagd würdigte Megan und Colin kaum eines Blickes,
    sondern wandte sich sogleich Kieran zu. „Es war sehr gütig von Euch, den Schatz der Königin mit uns zu teilen. Doch Ihr dürft meinen Vater nicht bitten, Euch in einer solchen Nacht zu helfen. Ich empfehle Euch dringend, seinen Rat zu beherzigen und hier zu übernachten. Morgen früh wird das Unwetter abgezogen sein, und Ihr könnt Euch ausgeruht auf Eure Reise begeben. Im Übrigen wäre es uns eine Ehre, Euch in unserem bescheidenen Gasthaus beherbergen zu dürfen.“ Mit ihren weichen Fingern strich sie verführerisch durch das Haar in Kierans Nacken.
    Megan betrachtete die junge Frau mit dem scharlachroten Gewand, welches ihre schmale Taille sowie den üppigen Busen perfekt zur Geltung brachte. Dann warf sie einen kurzen Blick auf ihren eigenen, rauen Uniformrock sowie die Kniehose und merkte, dass daraus Regenwasser auf den Fußboden tropfte. Sie spürte Zorn in sich aufsteigen und noch ein anderes, tieferes Gefühl, welches sie indes nicht zu benennen wusste.
    „Vielleicht solltest du ja der Empfehlung der jungen Dame folgen, Bruder, und in diesem Gasthaus ein Quartier nehmen, um Schutz vor dem Unwetter zu suchen, statt unter dem Felsgestein, wo du uns zurückließest“, fauchte sie ihn an.
    Bei Kierans grimmiger Miene wäre Colin beinahe in Lachen ausgebrochen. Megan kam ihm jetzt wie eine Raubkatze vor, die ihre Krallen zeigte.
    Kieran, der sich rasch wieder unter Kontrolle hatte, wandte sich dem Kapitän und dessen Tochter zu. „Ich fürchte, bis das Unwetter abgezogen ist, können wir nicht warten. Falls Ihr uns nicht sofort über den Kanal bringen könnt, sehen wir uns leider gezwungen, uns ein anderes Schiff zu suchen.“
    „Es ist mir durchaus nicht recht, heute Nacht noch auf die aufgewühlte See hinauszufahren“, erklärte der Kapitän bedächtig. „Doch das Vermögen der Königin ist ein lohnendes Ziel, dem ich nicht zu widerstehen vermag.“
    „Wie bald können wir also in See stechen?“ wollte Kieran wissen.
    „Sobald Ihr, der Bursche und die junge Dame gespeist habt.“ Kieran bedachte die Tochter des Kapitäns mit einem charmanten Lächeln und hob ihre Hand an die Lippen. „Ich bedaure, dass mir nicht einmal die Zeit zum Speisen bleibt“, flüsterte er. „Doch wenn du uns vielleicht etwas für die Reise zubereiten und mitgeben könntest, werde ich der Königin von deiner Freundlichkeit berichten. Möglicherweise kann ich sogar eines Tages zurückkehren und
    dir selbst angemessen danken.“
    „Ich werde Euch beim Wort nehmen, Mylord.“ Nolas Gesicht strahlte, und sie lächelte verführerisch.
    „Pack Speisen und Bier ein!“ rief ihr Vater ihr nach, als sie den Raum verlassen wollte. „Und auch ein paar Schafsfelle. Es ist eine üble Nacht zum Hinausfahren.“
    „Ja wohl, Vater.“
    Kurze Zeit danach ging der Kapitän voraus. Das Schiff war mindestens doppelt so groß wie der kleine Kahn, mit dem sie nach Arran gekommen waren. Megan warf einen Blick auf die aufgewühlte See und schauderte. Der Gedanke an das bevorstehende Unternehmen

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