Jenseits des Meeres
fühlte sich unwohl in dieser Gesellschaft, war der oberflächlichen Gespräche überdrüssig, und das Lachen ging ihm auf die Nerven. Doch er durfte seine Gäste ja nicht verlassen. Obwohl er sich danach sehnte, jetzt allein zu sein und seine Gedanken zu ordnen, war er gezwungen, still sitzen zu bleiben und alles zu erdulden.
Doch wie der junge Kettering Megan berührte, das mochte er nicht länger mit ansehen. Bedächtig drehte er sich um und begann ein ernstes Gespräch mit Terence O’Byrne und Hugh Cleary.
Obwohl sie über Irland und die Zukunft dieses Landes redeten, welches seine Herzensthemen waren, merkte Kieran, dass er sich darauf nicht recht zu konzentrieren vermochte. Dies lag zweifellos an der irritierenden Frau, die auf der anderen Seite des Raums saß und ganz ungezwungen mit seiner Mutter und den anderen plauderte und lachte.
„Ihr kamt gerade zur richtigen Zeit hierher.“ Lady Katherine ergriff Cara O’Byrnes Hand. „Die Dörfler planen nämlich ein Fest. Die Frauen haben bereits mit dem Backen begonnen und sind dabei, die Gewänder für diesen Anlass zu nähen. “
Die Augen des Mädchens strahlten. „Hoffentlich stimmt Vater einem verlängerten Aufenthalt zu.“
„Dazu wird Kieran ihn schon überreden“, versicherte Lady Katherine. „Es wäre doch zu schade, wenn Ihr das Festmahl und die Spiele versäumtet.“
„Ich könnte mich ja sogar an der Zubereitung der Speisen beteiligen.“ Cara wandte sich an Megan. „Würdet Ihr mir dabei helfen? Das wäre doch eine gute Gelegenheit, miteinander besser bekannt zu werden.“
Megan lächelte. „Ob ich kochen kann, weiß ich nicht, doch ich will es gern versuchen.“
„Gewiss könnt Ihr das“, meinte Lady Katherine, und Cara nickte zustimmend. „Ein Mädchen kann doch gar nicht zur Frau aufwachsen, ohne Kochen, Backen und Nähen gelernt zu haben.“ Megan fragte sich, weshalb ihr diese Vorstellung nicht sonderlich erstrebenswert erschien, doch sie behielt ihre Gedanken klugerweise für sich.
„Cara, ich werde selbst mit Eurem Vater reden.“ Lady Katherine erhob sich. „Mir würde es große Freude machen, zusammen mit Euch jungen Damen die Feierlichkeiten vorzubereiten.“
Während also Lady Katherine durch die Halle schritt, sagte Cara zu Megan: „Lady Katherine fehlt Fiona mehr, als sie zugibt.“
„Ich weiß. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlt, spiegelt sich der Schmerz in ihren Augen.“
Die kleine Bridget, die danebensaß, hörte schweigend zu. Sie teilte zwar den Kummer ihrer Großmutter, konnte sich dazu jedoch nicht äußern. Der Schmerz ihres eigenen Verlusts war so groß, dass sie ihn mit niemandem zu teilen vermochte.
Unbewusst drückte das kleine Mädchen Megans Hand fester. Sofort legte Megan den Arm um Bridgets Schultern und zog die Kleine zu sich heran.
„Bist du müde, Bridget?“
„Nein.“ Sie konnte zwar nur mit Mühe die Augen offen halten, mochte indes nicht zu Bett gehen. In der Nacht kamen immer die Dämonen und drohten, ihr Böses anzutun, wie es auch mit ihren Eltern geschehen war.
Lady Katherine kehrte mit strahlendem Gesicht zurück. „Euer Vater hat eingewilligt, so lange hier zu bleiben, bis die Feierlichkeiten vorüber sind.“ Und als Cara entzückt auflachte, fügte sie hinzu: „Morgen werden wir in Mistress Peakes Reich eindringen und mit dem Backen beginnen. “ Nach einem Blick auf ihr elegantes Gewand schloss sie lächelnd: „Möglicherweise sollten wir uns auch überlegen, ob wir uns zu diesem Anlass nicht noch einige neue Kleider anfertigen können.“
„Ich kann sehr gut mit Nadel und Faden umgehen“, erklärte Cara selbstbewusst. „Um die Gewänder kümmere ich mich.“
„Und was sollen Megan und ich tun?“ fragte die kleine Bridget schläfrig.
„Du wirst alles kosten müssen, was ich backe.“ Megan lachte. „Und ich werde mit größtem Vergnügen alles anziehen, was Cara für mich näht.“
Lady Katherines Augen blitzten. Wie wunderbar, wieder einmal die munteren Stimmen junger Frauen zu hören, und wie schön, dass die kleine Bridget fröhlich mitlachte.
Von der anderen Seite der Halle wurde sie aufmerksam beobachtet. Hugh Cleary freute sich zu sehen, dass sich die Witwe seines alten Freundes so gut amüsierte. Er warf noch einen Blick auf Lady Katherines elegante Erscheinung und beteiligte sich dann etwas widerwillig an der allgemeinen Unterhaltung.
Sir Cecil betrachtete Lady Katherine eingehend. Sie ist noch immer so schön, dass sich die Leute nach
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