Jenseits des Meeres
Herzlichste begrüßt.
„Mistress Peake hat für heute Abend etwas Besonderes zubereitet“, verriet Kieran und führte Terence zu dem Ehrenplatz neben seiner Mutter. Conor O’Byrne nahm neben Tavis Downey Platz, und Cara wurde zu dem Stuhl Colin gegenüber geleitet.
Während des langen Mahls beobachtete Megan Colin und Cara, die einander fortwährend Blicke zuwarfen, um dann rasch wieder wegzuschauen. Als Cara sich einmal an Lady Katherine wandte, um mit ihr zu reden, studierte Colin kühn ihr Profil, doch als sie sich wieder umdrehte, unterhielt er sich rasch mit Tavis.
Wie immer beherrschte auch jetzt Sir Cecil Kettering das Tischgespräch. An Terence O’Byrne gewandt, meinte er: „Ihre Majestät spricht noch immer von Eurer Überzeugungskraft und drückt den Wunsch aus, Ihr möget an den Hof zurückkehren und eine Position in ihrem Rat annehmen.“
„Ach ja?“ Terence warf ihm einen scharfen Blick zu. „Wenn ich in London wäre, würde die Königin wenigstens wissen, was und zu wem ich etwas sage, nicht wahr?“
„Genau. Elizabeth möchte Euch gern in ihrer Nähe haben. Ihre Majestät fürchtet, hier in Eurer Heimat könntet Ihr womöglich das Volk gegen sie aufhetzen.“
„Nun, die Furcht ist unbegründet. Denn ich will nur in Frieden gelassen werden. Ich habe nur den natürlichen Wunsch, im Land meiner Väter zu leben, meine Kinder und Enkelkinder aufwachsen und den Frühjahrsregen auf meine bestellten Felder fallen zu sehen. Ich wünsche mir neben der Frau, die ich liebe, alt zu werden und schließlich in meinem eigenen Bett zu sterben.“
„Das hört sich nicht nach den Worten eines Mannes an, der behauptet, ein Krieger zu sein.“ James Kettering lachte spöttisch und blickte in die Runde. „Ich dachte immer, Ihr würdet davon träumen, einmal mit einem Säbel in der Hand zu sterben.“
„So werden wahrscheinlich auch viele von uns sterben“, warf Kieran leise ein. „Doch die meisten von uns haben andere Träume.“ Die anderen nickten bedächtig. Colin nagte an seiner Lippe und starrte in sein Bier.
Nachdem die Teller leer gegessen waren, erhob sich Kieran und ging voraus in die Halle. An beiden Seiten dieses Raums befand sich je ein Kamin, vor den man Polsterbänke gestellt hatte. Ein Musikant sowie eine Tänzerin waren zur Unterhaltung verpflichtet worden. Der Mann spielte auf der Laute, und die hübsche Frau begann, dazu zu tanzen.
Kieran schaute zu Megan hinüber, die neben James Kettering saß. Die kleine Bridget, die in den vergangenen Tagen zu Megans Schatten geworden war, hielt sich an deren Hand fest. Kieran beobachtete, wie James Kettering Megan etwas ins Ohr flüsterte. Als die beiden dann noch lachten, umfasste Kieran seinen Humpen fester und leerte ihn mit einigen tiefen Zügen. Sofort schenkte eine Dienstmagd ihm nach.
Während er den Humpen erneut an die Lippen setzte, sah er Megan durch den Saal gehen und dann mit Tavis Downey reden. Er hörte sie lachen, und seine Bauchmuskeln spannten sich an. Großer Gott, er war eifersüchtig, eifersüchtig auf jeden Mann in diesem Raum.
Es ärgerte ihn, dass Megan eine solche Wirkung auf ihn ausübte. Das hatte zuvor noch keine Frau geschafft.
Vorsichtig stellte er den Humpen hin. Nein, es verlangte ihn weder nach Bier noch nach Whiskey. Er begehrte diese Frau, und nur diese! Er stöhnte innerlich auf.
In der Mitte der Halle drehte sich die Tänzerin zu den Klängen der Laute. Alle Blicke ruhten auf ihr, nur Kieran interessierte die Fremde nicht, denn er dachte unablässig an Megan.
Auf der anderen Seite des Saals fühlte Megan seinen düsteren Blick fast körperlich. Kieran guckte sie nur an, doch ihr war, als hielte er sie in den Armen. Wie ist es nur möglich, dass er diese Empfindungen in mir weckt? fragte sie sich. Sie fröstelte.
„Ist Euch kalt, Mylady?“
Megan drehte sich zu James Kettering um, der sie auf eine Weise musterte, die ihr unangenehm war. „Nein, Sir“, antwortete sie.
Ohne jedoch davon Notiz zu nehmen, winkte er einer Dienstmagd, die unverzüglich herbeieilte. „Bringe der Lady einen warmen Umhang!“ befahl er.
„Sehr wohl.“
Die Magd flüsterte Lady Katherine etwas zu und verließ dann die Halle. Wenig später kehrte sie mit dem Gewünschten zurück.
James, der sich ungeheuer wichtig vorkam, nahm dem Mädchen den Umhang ab und legte ihn um Megan, wobei er seine Hände länger als unbedingt nötig auf ihren Schultern ruhen ließ.
Ausdruckslos beobachtete Kieran das ganze Schauspiel. Er
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