Jenseits des Meeres
einzuschließen, meine Liebe.“
„Vielen Dank.“
Als die Bediensteten dampfende Speisen auftrugen, nahm Megan neben Kieran Platz und warf einen Blick zu Colin hinüber, der gegenüber zur Rechten des Bischofs saß. Colin hatte den Blick gesenkt und machte einen unterwürfigen Eindruck.
„Ich hoffte, du wärst bereit, mit uns morgen früh abzureisen“, sagte der Bischof an seinen Neffen gerichtet.
„Oh, das geht nicht“, wandte Lady Katherine ein und berichtete von den Plänen der Dörfler. „Diese Festlichkeit bedeutet ihnen sehr viel. Sie dürfen nicht des Vergnügens beraubt werden, Kieran und Colin daheim willkommen zu heißen.“
Der Bischof hörte sich die Ausführungen seiner Schwägerin an. „Ich stimme dir zu. Wir werden also bis nach Beendigung des Festes hier bleiben.“
Megan schaute kurz zu Colin hinüber. Obschon er sich bemühte, keinerlei Regung zu zeigen, sah sie, dass seine Augen auf einmal leuchteten.
„Du musst etwas essen“, meinte Lady Katherine, nachdem der Bischof einem Diener abwinkte. „Schließlich habt ihr alle eine lange Reise hinter euch.“
„Die anderen werden jetzt essen. Ich werde es später tun. Wenn du gespeist hast“, sagte er an seine Schwägerin gewandt, „werden wir die Kapelle aufsuchen und zum Dank für die sichere Heimkehr deiner Söhne eine Messe lesen.“ Er warf einen Seitenblick auf Colin. „Du wirst natürlich daran teilnehmen.“
„Sehr wohl.“ Colin schob seinen Teller fort. „Ich werde dort sein. Doch jetzt entschuldige mich bitte.“
Während Colin zur Tür schritt, sie öffnete und hinausging, senkte sich Stille herab, und als die Anwesenden wieder zu sprechen begannen, schaute Megan zu Kieran hinüber. Dessen Miene jedoch war undurchdringlich.
Auf der gegenüberliegenden Tischseite war der Bischof recht einsilbig geworden, und sein Gesicht wirkte nachdenklich.
Die Tage bis zum Fest bestanden aus emsiger Geschäftigkeit. Leute aus den umliegenden Dörfern trafen beim Kastell O’Mara ein. Ringsum sah man bunte Zelte und Pferdegefährte jeder Form und Größe. Standarten mit dem Wappen der Familie O’Mara flatterten im Wind.
Der herrliche Duft von frisch gebackenem Brot, Kleingebäck und Kuchen erfüllte die Luft. Die Pferche, die man für die geschenkten Tiere errichtet hatte, leerten sich, weil Lämmer und Schweine geschlachtet und zusammen mit Enten, Gänsen und Hühnern gebraten wurden.
Im Laufe der Vorbereitungen hatte Megan einiges über sich selbst erfahren: Sie besaß kein Talent für das Kochen und Backen, und sie verabscheute Näharbeit.
„Falls ich ein sündiges Leben geführt haben sollte“, raunte sie Kieran zu, als er einmal in ihre Gemächer kam, „dann weiß ich, wie Gott mich dereinst strafen wird.“
Den Kopf hielt sie über den roten Stoff gebeugt, welcher auf ihrem Schoß lag und zum Boden hinabhing. Das durch das Fenster scheinende Sonnenlicht ließ ihr Haar schimmern.
Er lachte. „Wie, meint Ihr, wird Gott Euch denn strafen, Megan?“ „Er wird mich zwingen, für alle Engel des Himmels zarte Gewänder zu nähen. Jawohl“, bekräftigte sie, als Kieran sie amüsiert betrachtete. „Und zwar hundert mal hundert Gewänder. Bis ich alle meine Sünden gebüßt habe.“
„Was denn - so viele? Dann müsst Ihr ja denken, Ihr hättet furchtbar oft gesündigt, Megan.“
„Wenn ich’s doch nur wüsste.“ Sie schaute kurz hoch und stach sich dabei prompt in den Finger. Mit einem kleinen Aufschrei hielt sie sich den Finger an die Lippen. „Da seht Ihr’s - einen Säbel vermag ich durchaus mit einigem Geschick zu schwingen, jedoch mit einer winzigen Nadel kann ich nicht umgehen.“
„Ich merke schon, dass man Euch vor dieser schrecklichen Verdammnis retten muss. Kommt.“ Er zog sie vom Stuhl. Der rote Stoff glitt ihr vom Schoß und sah auf dem Boden im Sonnenlicht wie ein blutroter See aus.
„Wo soll es denn hingehen?“
„Wir werden in die Hügel von Killamara reiten, Megan.“
„Doch das Gewand ..."
„Vielleicht können wir Cara überreden, die Näharbeit für Euch zu übernehmen. Falls nicht, wäre da ja noch immer Eure Zofe Aileen.“
Megan lächelte immer strahlender. „Ich wäre Euch überaus dankbar, wenn Ihr eine von ihnen dazu bewegen könntet, mich von dieser abscheulichen Aufgabe zu befreien.“
„Wie dankbar werdet Ihr Euch erweisen?“ Er zog sie zu sich heran, und sie sah den schalkhaften Ausdruck in seinen dunklen Augen.
„So dankbar, dass ich Euch verraten würde, welche der
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