Jenseits des Meeres
ihr umdrehen, dachte er, und auch noch so jung, dass sie die Freuden des Betts vermisst, das sie mit Sean O’Mara teilte. Ein berechnendes Lächeln umspielte Sir Cecils Lippen.
Kieran hatte seine Mutter lachen hören und entspannte sich. Seitdem Fiona abgereist war, war dies das erste Mal, dass seine Mutter sich offenbar nicht mehr so von dem Schmerz niederdrücken ließ, der lange auf ihrem Herzen gelastet hatte.
Sein Blick richtete sich nun auf Megan, die neben Lady Katherine saß. Megan hielt Bridget in den Armen und hatte behutsam die Lippen an die Schläfe der Kleinen gedrückt. Das Mädchen war eingeschlafen.
Von Zärtlichkeit getrieben, erhob er sich und drängte sich zu ihnen.
Er beugte sich hinunter. „Ich werde Bridget in ihr Bett tragen“, flüsterte er.
Megan schaute erst verblüfft zu ihm hoch und danach auf das schlafende Kind hinunter. Dann übergab sie ihm sanft lächelnd das Mädchen.
„Kommt mit“, bat er. „Bridget wäre es bestimmt lieber, wenn Ihr sie ins Bett brächtet.“
„Gewiss.“ Megan stand auf und ging neben ihm her. Unterdessen plauderte Cara munter weiter. Lady Katherine hörte ihr allerdings einen Moment nicht zu, weil sie ihren Sohn mit Megan aus dem Saal gehen sah.
Kieran hatte sich verändert. Ob das von dem langen Gefängnisaufenthalt kam oder von der jungen Frau an seiner Seite, vermochte sie nicht zu sagen.
Ein ganz bestimmter Ausdruck lag in Kierans Augen. Diesen Ausdruck hatte sie früher schon einmal gesehen, und zwar bei jemandem, dessen Augen denen ihres Sohnes sehr ähnlich gewesen waren ...
13. KAPITEL
Lauter Hufschlag war auf dem Hof zu hören, und davon wachte Megan auf. Lange blieb sie noch reglos liegen und ärgerte sich, dass ihr schöner Traum zerstört worden war, in dem starke Arme sie ins Bett getragen hatten. Zuerst träumte sie, sie wäre ein Kind, das der Vater ins Bett brachte.
Doch dann merkte sie, dass der Mann, der sie trug, nicht ihr Vater sein konnte, denn er war ungemein kräftig, muskulös, hatte schwarzes Haar und dunkle Augen. Und die Gefühle, die sie durchfluteten, waren keineswegs die eines Kindes. Diese Empfindungen dauerten noch an, obgleich sie jetzt wach war.
Megan schlüpfte aus dem Bett und trat ans Fenster, um zu ergründen, welches die Ursache für dieses störende Geräusch so früh am Morgen war. Sie zog den Vorhang ein wenig zur Seite und spähte durch den Spalt hinunter.
Unten nahm der alte Padraig einer Gruppe Männer in schwarzen Talaren die Zügel von deren Rössern ab.
Die Türflügel des Kastells wurden geöffnet. Dann wurden die Besucher hereingelassen, und Megan sah sie nicht mehr.
Eine Stunde später begab sie sich ordentlich gewandet und frisiert hinunter in den Speiseraum. Bei ihrem Eintritt schauten die Gäste auf. In ihrer Mitte befanden sich Kieran, Colin sowie Lady Katherine.
Megan spürte, dass Kieran sie betrachtete, und sie merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Seine Nähe verwirrte sie immer mehr. So war es auch gestern Abend gewesen, als sie beide das Kind zu Bett brachten. Obgleich er sie nicht berührt hatte, war sie sich seiner Gegenwart in diesem abgedunkelten Gemach sehr bewusst gewesen.
Kieran beobachtete sie und empfand wieder diesen nun schon vertrauten Schmerz. Offenbar gab es dagegen kein Heilmittel. Wann immer er Megan sah, fühlte er dieses heftige Feuer der Lei-denschaft in sich aufflammen, und jedes Mal, wenn er sie berührte, bebte er innerlich vor Verlangen.
„Meine Liebe.“ Lady Katherine streckte ihr die Hand entgegen. „Kommt und lernt unsere Gäste kennen.“
Als Megan neben dem Tisch stehen blieb, stellte Lady Katherine sie den dunkel gewandeten Ordensleuten vor, die ihr lächelnd zunickten. Nun wandte sich Lady Katherine mit offensichtlicher Zuneigung einem groß gewachsenen Mann im Talar zu, dessen dunkle, durchdringend blickende Augen Kierans erschreckend ähnelten.
„Lady Megan, das ist Bischof Seamus O’Mara, der Bruder meines verblichenen Gatten. “
„Euer Exzellenz.“ Megan vollführte einen Hofknicks und küsste den Ring des Bischofs.
„Lady Megan.“ Obwohl er sich sehr freundlich gab, musterte er sie ganz genau. „Meine Schwägerin berichtete mir von Eurem verlorenen Gedächtnis. Habt Ihr inzwischen wenigstens teilweise Euer Erinnerungsvermögen wiedererlangt?“
„Nein, Euer Exzellenz.“
„Wie bedauerlich. Doch Ihr müsst Geduld üben. Es geschieht alles nach Gottes Plan. Ich werde nicht versäumen, Euch in meine Gebete
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