Jenseits des Meeres
geradeaus, während Terence O'Byrne sprach.
„Die O’Maras waren immer Krieger und Anführer ihrer Leute. Kieran und Colin werden dem Beispiel ihrer Väter folgen. Und so Gott will, werden sie zusammen ihr Volk aus der Tyrannei führen.“ Die Leute standen auf, reckten die Arme in die Höhe, brachen in Hochrufe aus und brüllten, bis ihre Worte zu einem einzigen Kriegsruf wurden.
„Diese Narren wollen den Krieg“, zischte Sir Cecil neben Lady Katherine. „Kennen sie denn die Schlagkraft der Armee Ihrer Majestät nicht? Diese Leute sind doch nur lästige Mücken, die um das Gesicht eines Giganten summen.“
Lady Katherine drehte sich um, weil sie ihre Söhne anschauen wollte. Sowohl Kieran als auch Colin hatten einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der sie an jenen Krieger erinnerte, der einst ihr Herz erobert hatte. Sie schauderte ein wenig. Doch die Angst wich einem Gefühl des Stolzes.
Der Bischof, dem die kriegslüsterne Stimmung der Leute missfiel, hob die Hände, bis er endlich die Aufmerksamkeit aller hatte.
Die Menschen schwiegen jetzt und nahmen nach und nach ihre Plätze wieder ein.
„Habt ihr vergessen, wer euch diese Männer zurückgab?“ fragte er, und man konnte aus seiner Stimme die innere Bewegung heraushören. „Es war Gott in seiner großen Güte, der ihr Leben verschonte. Wenn ihr wahrhaft dankbar seid, dann müsst ihr Gott um Führung in dieser schweren Zeit bitten. Ihr dürft nicht vergessen, dass es eine Person gibt, die immer noch nicht nach Killamara zurückgekehrt ist. Der liebreizenden Lady Fiona zuliebe sprecht jetzt nicht vom Krieg. Sucht stattdessen in euren Herzen nach Frieden.“ Da er einige Männer murren hörte, warf er ihnen einen warnenden Blick zu und fuhr fort: „Lasst uns nun das Haupt neigen und für Lady Fionas sichere Heimkehr und die ihres Gatten beten. Und falls sie tatsächlich Wegelagerern in die Hände gefallen sind, dann lasset uns dafür beten, dass sie in Frieden ruhen mögen. “
Der schmerzerfüllte Ausdruck in Lady Katherines Gesicht entging niemandem. Sie betupfte sich die Augen mit einem Tuch, neigte den Kopf und faltete die Hände.
Auf dem ganzen Anger zogen die Männer den Hut und hielten ihn in ihren abgearbeiteten Händen. Die Frauen senkten den Kopf und bewegten die Lippen, während der Bischof ein Gebet sprach. Selbst die Kinder waren still geworden, denn sie spürten die ernste Stimmung der Erwachsenen.
Als sich der Bischof wieder auf seinen Platz setzte, beugte sich Sir Cecil über den Tisch. „Ihr scheint hier der Einzige mit Verstand zu sein, Bischof O’Mara“, bemerkte er laut. „Möglicherweise könnt Ihr ja Eure Neffen überreden, aus ihren Schwertern Pflugscharen zu schmieden.“
Kieran bedachte ihn mit einem zornigen Blick. „Möglicherweise könnt Ihr ja Eure Königin dazu überreden, unser Volk in Ruhe zu lassen. In diesem Fall wären unsere Leute durchaus willens, ihre Waffen zu strecken und fortan ein friedliches Leben zu führen.“
Sir Cecil lächelte kalt und wandte sich an Lady Katherine, die schweigend neben ihm saß. „Ich verfüge über die nötigen Mittel, die einen Frieden für Killamara sicherstellen.“
„Lasst hören“, forderte der Bischof ihn auf.
„Wir werden uns morgen weiterunterhalten. Heute Abend muss ich mich um etwas anderes kümmern.“ Er nahm Lady Katherines Hand in seine. „Euch ist kalt, Mylady.“ Er zog seinen Umhang von den Schultern und legte ihn ihr fürsorglich um. „Ihr braucht jemanden, der für Euch sorgt, meine Liebe“, stellte er fest. „Man hat
Euch zu lange vernachlässigt.“
Am Kopf der Tafel beobachtete Kieran schweigend die Szene. Abgesehen davon, dass er seinen Krug fester hielt, zeigte er keinerlei Regung, als seine Mutter von Sir Cecil fortgeführt wurde.
„Ihr seid überreizt, meine Liebe“, meinte Sir Cecil, während er hinter Lady Katherine die Treppe hochstieg.
„Das liegt an der Erwähnung Fionas“, entschuldigte sie sich leise. „Ich ertrage die Vorstellung nicht, dass ich sie vielleicht niemals wieder sehe.“
„Ihr braucht eben jemanden, der für Euch sorgt“, verkündete Sir Cecil und öffnete die Tür zu ihren Gemächern.
Drinnen schaute er sich um und stellte zu seiner Freude fest, dass die Dienstboten offenkundig noch beim Festmahl saßen. „Euer Feuer ist heruntergebrannt. Ich werde mich sofort darum kümmern.“
Er durchquerte das Gemach und warf ein Holzscheit auf die glühenden Kohlen. Im nächsten Augenblick fing die Borke Feuer, und
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