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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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schmeckte dabei das Salz ihrer Tränen.
    Seine Worte lösten einen neuerlichen Tränenstrom aus. „Weißt du, weshalb ich nicht im Kloster bleiben konnte?“ Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern sprach gleich weiter: „Ich vermochte den Gedanken einfach nicht zu ertragen, niemals ein Baby in den Armen zu halten - dein Baby“, schloss sie heftig.
    „O Cara.“ Colins Verlangen war so überwältigend groß geworden, dass es wie eine Flamme in ihm loderte. „Ich liebe dich.“ Er küsste sie auf Schläfen und Wangen, um dann an ihrem Mund zu flüstern: „Gott weiß, wie sehr ich versuchte, es nicht wahrzuhaben, doch ich vermag nicht mehr das Herz zu verleugnen, das in meiner Brust schlägt. Und dieses Herz schlägt für dich, Liebste, nur für dich.“ Stöhnend presste er seinen Mund auf ihren, und als er den Kuss vertiefte, legte Cara ihm die Arme um den Nacken und zog Colin an sich. Beide spürten, wie ihre Begierde immer größer wurde, bis die Leidenschaft sie am Ende übermannte. Unter geflüsterten Worten verwickelten sie sich in dem Umhang und verloren sich in ihrer Liebe, die sie so lange hatten verleugnen müssen.
    Die Glocke der Kapelle läutete zur Abendandacht, und das war das Zeichen für den Beginn des Festmahls.
    Die von ihren üblichen Pflichten befreiten Leute hatten sich den ganzen Tag amüsiert. Für die Männer gab es Geschicklichkeitswettbewerbe, bei denen die jungen Frauen zuschauen und diejenigen anfeuern konnten, die ihnen gefielen. Verheiratete Frauen tauschten Rezepte und den neuesten Klatsch aus. Die Kinder spielten, bis sie müde wurden und im Gras einschliefen. Alte Männer lehnten an Bäumen und erzählten Geschichten längst vergangener Ruhmestage.
    Jetzt, im Schein der späten Nachmittagssonne, kamen alle zum Festmahl zusammen und feierten die Rückkehr derer, die sie schon verloren geglaubt hatten. An langen Tischen wurden Wild, im Stück gebratene Schweine, Rebhühner, Gänse, Enten sowie jede Art von Backwaren aufgetragen und verspeist.
    Megan saß neben Kieran. Obschon sich die Speisen auf ihrem Teller häuften, aß sie nur sehr wenig. Ihre Haltung war steif, weil sie befürchtete, Kieran zufällig zu berühren.
    Kieran neben ihr kostete von dem Essen und schob es auf seinem Teller hin und her. Appetit hatte er nicht.
    Ihnen gegenüber saß Colin neben Cara. Auch diese beiden aßen nur sehr wenig, ihre Schultern berührten einander oft, und unter dem Tisch fassten sie sich bei den Händen, damit es niemand bemerkte.
    Lady Katherine hatte ihren Platz neben Sir Cecil und dessen Sohn James. Seit der Ankunft des Bischofs hatte man sowohl Vater als auch Sohn ungemein entspannt gesehen, als teilten sie ein höchst erfreuliches Geheimnis.
    Und da Bier und Wein reichlich flossen, wurden viele Dörfler zu Rednern.
    „Auf die Herren Kieran und Colin O’Mara!“ rief der Dorfälteste mit zitternder Stimme. Ein paar junge Burschen mussten ihm beim Aufstehen helfen, doch er fuhr unbeirrt fort: „Sie ließen sich von den grausamen, gnadenlosen Zuchtmeistern nicht unterdrücken, die sie gegen ihren Willen gefangen hielten.“ Er hob seinen Krug. „Willkommen daheim, meine Herren!“
    Unter lauten Jubelrufen hoben die anderen ebenfalls ihre Humpen und tranken.
    Tavis Downey, dessen Gesicht glühte, erhob sich schwankend. „Kieran O’Mara lebt ein verzaubertes Leben! “ rief er laut. „Ein geringerer Mann wäre in Fleet umgekommen, doch Kieran kehrte stärker und reicher zurück, denn in seiner Abwesenheit ist sein Grundbesitz prächtig gediehen. Und zudem hat er sich einen Engel mitgebracht.“ Während alle Menschen ringsum in Hochrufe ausbrachen, fiel er nach hinten und landete im Gras. Unter dem Gebrüll der anderen trugen Conor O’Byrne und ein paar Dorfburschen ihn in eine nahe gelegene Kate.
    Ein anderer junger Mann erhob sich zu einer Lobrede, danach noch einer und so weiter, bis die Männer heiser waren vom vielen Brüllen und Jubeln.
    Als Terence O’Byrne aufstand, feuerte ihn die Menschenmenge auf das Heftigste an, doch mit seinem berühmten Organ brachte er sie alle zum Schweigen.
    „Kieran und Colin O’Mara“, hob er mit lauter Stimme an, „haben uns über Zustände in Kenntnis gesetzt, von denen nur wenige Menschen berichten konnten, weil sie die Folter nicht überlebt haben. Welche Qualen unseren Landsleuten im Fleet-Gefängnis zugefügt werden, ist wohl bekannt.“
    Bei diesen Worten verdüsterte sich Sir Cecils Miene beträchtlich, doch er blickte weiter

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