Jenseits des Meeres
Flammen loderten hell auf.
Er drehte sich um. Lady Katherine war an der Tür stehen geblieben. „Kommt, Mylady. Wärmt Euch am Kaminfeuer.“ Er nahm sie beim Arm, geleitete sie durch den Raum und stellte ihr einen gepolsterten Stuhl vor den Kamin. Er nahm eine Karaffe vom Tisch, füllte zwei Kelche und reichte ihr einen davon. „Trinkt, kleine Katy.“ Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie. „Erinnert Ihr Euch noch, dass ich Euch immer so nannte, als wir beide noch jung waren? Meine kleine Katy.“
„Ja. Doch dieser Name passt nicht mehr zu mir.“ Sie nippte an ihrem Wein und lächelte schwach.
„Für mich seid Ihr noch immer so jung und liebreizend wie damals an König Heinrichs Hof. Ihr habt Euch überhaupt nicht verändert.“ Er kniete sich vor sie und nahm ihre Hand in seine. „Und meine Gefühle für Euch haben sich ebenfalls nicht verändert. Ich will noch immer für Euch sorgen. Ich will, dass Ihr in Luxus lebt und nicht...“, er deutete auf die hügelige Landschaft vor dem Söller, „... in diesem armseligen Land, in dem man Euresgleichen mit Bitterkeit und Hass begegnet.“
„Meinesgleichen, Cecil?“ Sie hob den Kopf. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Merkt Ihr es denn nicht, meine Liebe? Hört Ihr denn nicht dieses Kriegsgeschrei von denjenigen, die sich Eure Freunde nennen?“
„Deren Zorn richtet sich nicht gegen mich, Cecil, sondern gegen ein Land, welches ihnen die Freiheit nimmt.“
„Ja, gegen England - Euer Land, meine kleine Katy. Und meines.“ „Nein. Dies hier ist jetzt mein Land. Dieses sind meine Leute.“ „Glaubt Ihr das wirklich? Glaubt Ihr, wenn sie gegen England in den Krieg ziehen, vergessen sie, dass Ihr eine Engländerin seid?“ „Ja, das glaube ich.“
„Und Ihr wollt hier in Irland bleiben?“
„Ja“, flüsterte sie müde. „Dies ist jetzt mein Land.“
Sie stellte ihren Kelch ab und wollte aufstehen, doch er legte ihr die Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten.
„Wenn Ihr Killamara sowie das Leben Eurer Söhne retten wollt, braucht Ihr mich.“
„Euch brauchen? Nun, ich brauche alle meine Freunde.“
„Ich rede hier nicht von Freundschaft, meine Liebe. Um das Leben Eurer Söhne zu retten, bedarf es mehr als nur Freundschaft.“ „Wie meint Ihr das?“
Er lächelte ihr zu. Es lief genau, wie er es geplant hatte. „Ich bin der Botschafter der Königin. Und als solcher verfüge ich über sehr viel ... geheimes Wissen.“
Sie hielt ihn am Arm fest. „Was habt Ihr gehört, Cecil? Wird es Krieg geben?“
Er zuckte die Schultern. „Getuschel und Gerüchte sind offenbar Elizabeth zu Ohren gekommen. Auf Drohungen irischer Krieger reagiert sie recht unfreundlich. Schiffe überqueren bereits den Nordkanal, Schiffe mit Elizabeth’ loyal ergebenen Soldaten. In wenigen Tagen sollten sie Irlands Küsten erreicht haben, und bis sie dann auf Killamara zumarschieren, ist es nur noch eine Frage der Zeit.“ „Um Himmels willen!“ rief sie voller Angst aus. „Ich fürchte ja nicht um mich selbst, doch meine Söhne ...“
„Stünden dann unter meinem Schutz. Und ganz Killamara ebenfalls. Kein englischer Soldat darf Hand anlegen an diese Ländereien oder Leute. Falls Ihr meine Gattin wärt, würde Euch und den Euren kein Leid geschehen.“
Lady Katherines Herz schlug heftig, und sprachlos guckte sie ihn an. „Was sagt Ihr da, Sir Cecil?“
Er wählte seine Worte sorgfältig. „Vor langem gab es eine Zeit, da Ihr und ich eine gemeinsame Zukunft planten. Fandet Ihr diese Vorstellung denn so abstoßend, meine Liebe?“
Sie wich seinem Blick aus. „Natürlich nicht. Doch ich verliebte mich nun einmal in Sean.“
Sir Cecil zwang sich zu einem Lächeln. „Sean lebt nicht mehr, doch ich vermag alles von ihm zu retten, das Euch jetzt lieb und teuer ist.“
„Indem Ihr mich ehelicht?“
„Die Königin gewährt allen loyalen Untertanen das Recht auf Eigentum. Und ich bin einer ihrer loyalsten Untertanen. Als meine Gattin würde Euch der Titel für diese Ländereien weiterhin zustehen wie auch der für Euren Familienbesitz in England. Und was noch wichtiger ist - ich könnte den Soldaten befehlen, diese Ländereien hier zu verlassen, die dann ja englisches Gebiet wären. Das würde Euren Leuten und selbstverständlich auch Euren Söhnen einen sicheren Zufluchtsort bieten.“
„Das wollt Ihr alles tun? Warum, Cecil?“
„Weil ich mich Euch verpflichtet fühle.“
„Habe ich Euer Wort, dass den Leuten hier nichts geschehen wird,
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