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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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eigenes Leben riskiert hatte, um ihres zu retten. Er berichtete von der stürmischen Kanalüberquerung und der knappen Flucht aus den Klauen der Henkersknechte, welche sie verfolgten. Und während des Sprechens leuchteten seine Augen, wie es Cara zuvor noch nie an ihm gesehen hatte.
    „Diese junge Frau ist nicht wie alle anderen.“ Colin schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie lehrte mich so vieles. Nicht nur Tapferkeit, sondern durch sie erfuhr ich auch viel über mich selbst. Obgleich meine Gesundheit nicht robust ist, merkte ich doch, dass ich kein Schwächling bin. Ich bin in der Lage, Hitze und Kälte, Hunger und Folter zu überleben. Das deutet doch nicht auf einen Weichling hin, oder?“
    Ehe Cara etwas zu erwidern vermochte, sprach er schon weiter. „Ich bin aus jedem schlimmen Erlebnis gestärkt hervorgegangen. Und das habe ich von der jungen Schottin gelernt. Sie tat einfach das, was zu dem jeweiligen Zeitpunkt getan werden musste, und erwartete das Gleiche auch von mir.“ Er guckte Cara triumphierend an. „Und ich habe nicht versagt.“
    Caras Stimme war kaum zu hören. „Du liebst sie also?“
    „Ich glaube, ja.“ Als er ihren bestürzten Gesichtsausdruck sah, fiel er neben ihr auf die Knie. „Wenn auch nicht so, wie du meinst. Ich liebe sie so, wie ich Fiona, Mutter oder Kieran liebe.“
    Die Erleichterung war Cara anzumerken. Ein warmes Lächeln lag nun auf ihrem Gesicht.
    Ihm war, als hätte ein Blitzschlag die Dunkelheit in ihm erhellt, und er lächelte ebenfalls. „Verstehst du, Cara? Es war Megan, die mir zeigte, dass es gut ist zu lieben. Das Leben zu lieben. Andere Menschen uneigennützig zu lieben. Und auch eine Frau zu lieben, wenn ich mich dazu entschließen würde.“
    Cara erschrak, als ihr dämmerte, was er da gesagt hatte. „Haben wir nicht einmal gelobt, unsere Liebe zueinander aufzugeben und unser Leben ganz in den Dienst Gottes zu stellen?“
    „Das war ein sehr ehrenwerter Schwur, doch wir fanden beide heraus, dass wir damit nicht leben konnten.“
    Caras Bestürzung wurde immer größer. „Hast du das tatsächlich? Hast du erkannt, dass du mit deinem Schwur nicht zu leben vermochtest?“
    „Ja“, antwortete Colin sehr leise.
    „Hast du es dem Bischof mitgeteilt? Oder deiner Mutter? Oder Kieran?“
    „Nein. Ich musste erst darüber nachdenken und wollte vor allen anderen dir anvertrauen, wie es um mich steht. Doch nachdem ich nun mit dir gesprochen habe, fühle ich mich viel gelassener. Ich habe noch kein endgültiges Gelübde abgelegt. Ich werde nicht mit meinem Onkel ins Kloster zurückkehren. Vielmehr werde ich Gott auf meine eigene Art und Weise auf meinem eigenen Landsitz dienen.“
    Lange Zeit schauten sie einander nur schweigend an, und dann wagte Colin es, Cara ganz vorsichtig zu berühren. Er legte ihr seine Hand an die Wange.
    „Ach Cara, weißt du, wie lange ich schon davon träume?“ flüsterte er.
    Einen Moment schloss sie die Augen und genoss es, seine Hand an ihrer Wange zu spüren. Seine Finger fühlten sich seltsam abgearbeitet und rau an, und die Berührung machte es ihr leichter, über alles zu reden, das sie bislang fest in ihrem Herzen verschlossen hatte.
    „Eine Zeit lang befürchtete ich, ich würde dich nie wieder sehen, Colin. Und ich grämte mich, dass ich mich niemals an deine Berührung erinnern können würde, was mir hätte helfen sollen, die mir bevorstehenden Jahre zu überstehen.“
    „Ich weiß. Mir ging es ebenso.“
    „Wir hätten einander wenigstens berühren sollen, ehe wir uns trennten.“
    „Das stimmt. Doch wir durften uns nicht der Versuchung aussetzen, wenn wir stark genug sein wollten, um das zu tun, was wir für richtig erachteten.“
    Kühner geworden, strich Colin mit den Fingern durch ihre seidigen Strähnen und spürte, wie sein Verlangen größer wurde. „Im Kerker träumte ich sehr oft von deinem schönen Haar“, raunte er, „und ich befürchtete, man würde es dir im Kloster abschneiden. “ „Das hätte man auch getan, sobald ich meinen Schwur abgelegt hätte. Doch das war mir nicht möglich. Die Mutter Oberin befand, ich sei zu eitel.“ Tränen stiegen Cara in die Augen. „Sie meinte, meine Selbstliebe sei ein Stolperstein auf dem Weg, Gott zu dienen. Möglicherweise hatte sie damit Recht.“ Jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen.
    „Nicht doch, Cara.“ Mit den Daumen wischte Colin sie ihr von den Wangen. „Du bist weder hochmütig noch eitel.“
    Ohne nachzudenken, küsste er ihre Lider und

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