Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
Vom Netzwerk:
namens Silikose, weil so viele Menschen die Asche einatmeten. Es war alles genau so gekommen, wie Ruth vorausgeahnt hatte. Kein Wunder, dass sie in Panik war.
    »Ist dir eigentlich klar, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ständig sehe ich irgendwelche Berichte über den Vulkanausbruch in den Nachrichten, und dann auch noch über Hungersnöte und Krankheiten. Und dann verschwindet ihr beide einfach. Puff ! Ihr seid nicht in der Schule, du gehst nicht ans Handy, und das Einzige, was ich von dir kriege, ist eine völlig unverständliche SMS. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet. Ich dachte, du und Michael, ihr wärt gestorben, weil ihr irgendwie versucht habt, den Vulkan zu stoppen!«
    Ruth hielt kurz inne, um nach Luft zu schnappen. Das gab ihr genug Zeit, mich zu mustern. Ich muss sehr ernst ausgesehen haben, denn sie schluckte den Rest ihrer Tirade herunter, packte mich und zog mich in die Arme.
    »Was kann ich tun?«, fragte sie. Die gute, treue Ruth.
    »Gehst du mit mir zu Englisch?«, erwiderte ich kläglich.
    Ich wusste, dass Michael irgendwo ganz in der Nähe herumlief und sich irgendwelche Geschichten über eine angebliche Affäre zwischen mir und Rafe zurechtsponn. Ich hatte Angst, ihm allein zu begegnen. Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Wie standen wir zueinander? Ich für meinen Teil wusste mit absoluter Sicherheit, dass ich mit ihm zusammen sein wollte, aber was war mit ihm? Schon komisch, dass ich nichts daran fand, ein paar gefallene Engel zu töten, aber dass mir die Vorstellung, ich könnte Michael auf den Gängen der Tillinghast High über den Weg laufen, eine Heidenangst einjagte.
    »Wird gemacht«, sagte sie freundschaftlich und pappte sich trotz der Angst, die sie zweifellos empfand, ein Lächeln ins Gesicht.
    Sie hakte sich bei mir unter, und zusammen kämpften wir uns durch die überfüllten Flure. Ich hatte das Gefühl, dass die anderen mich noch mehr als sonst anstarrten. Das war mir egal. Heute war vielleicht das letzte Mal, dass wir überhaupt durch diese Gänge gingen. Diese Erkenntnis machte mich ganz schwindelig – vor allem, weil Michael, mein Anker, nicht da war –, und ich musste mich an Ruth festhalten. Jedenfalls für ein Weilchen, bevor ich mich ganz allein in den Abgrund der drohenden Apokalypse stürzte.
    Natürlich konnte Ruth ihre Fragen nicht ewig zurückhalten. Sie wusste ja, was auf dem Spiel stand. »Ich hatte also recht?«
    »Damit, dass der Vulkanausbruch gleich zwei Siegel öffnet?«
    »Ja.«
    »Ja, du hattest recht.« Ich wollte ihr mehr sagen, zögerte aber. Ich musste gut abwägen, wie viel ich ihr anvertraute. Sie machte sich so schon zu viele Gedanken. »Wir müssen übrigens nicht mehr flüstern.«
    Ruth sah mich erschrocken an. »Warum nicht? Ich dachte, ihr wollt immer noch eure Eltern schützen.«
    »Das bringt jetzt auch nichts mehr. Wenn die Gefallenen kommen, dann kommen sie. Zwei haben es schon versucht.«
    »Was?« Ruths Besorgnis schlug in nackte Angst um.
    »Mittlerweile weiß ich, dass die sieben Siegel jeweils nur von einem ganz bestimmten Engel geöffnet werden können. Bevor er das tut, versucht er, mich aufzuspüren, weil er mich für seine Sache gewinnen will. Und es ist meine Aufgabe, ihn zu töten, bevor er Gelegenheit dazu bekommt. Zumindest besagt das die Prophezeiung.«
    »Woher weißt du denn das alles? Davon stand nichts im Buch Henoch und in der Offenbarung auch nicht.«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Die Sache mit Rafe behielt ich lieber für mich.
    Ruth wusste, dass es keinen Sinn hatte, mich weiter zu drängen, und stellte eine andere Frage. »Du hast gesagt, zwei der Gefallenen haben dich schon aufgespürt. Wenn sie wissen, wo du bist, warum kommen sie dann nicht alle auf einmal?«
    »Das ist kompliziert. Es ist nicht so einfach, mich zu orten, selbst wenn ich meine Kräfte einsetze. Es ist ein bisschen so, als würde man einem Schatten hinterherjagen. Und die Gefallenen arbeiten nicht direkt zusammen, auch wenn sie letztlich ein gemeinsames Ziel verfolgen. Jeder will mich für sich allein haben.«
    Ruth überlegte kurz. »Wie bist du denn die beiden losgeworden, die dich aufgespürt haben?«
    »Was glaubst du denn?«
    Schweigend versuchte Ruth, die Puzzleteile zusammenzusetzen. »Sollte Michael dir nicht eigentlich helfen?«
    »Das hat er ja auch getan. Ob er mir bei den Nächsten auch helfen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln. Es läuft gerade nicht so gut zwischen uns.«
    Durch unsere Unterhaltung kamen

Weitere Kostenlose Bücher