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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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eisernen, mit glühenden Kohlen gefüllten Wärmer auf dem Kutschenboden. Hastig öffnete sie den Wagenschlag und sprang hinaus auf den festgetretenen Schnee am Straßenrand, der unter ihren warmen Sohlen sogleich anschmolz. »Bemüh dich nicht, Ben, bleib ruhig sitzen!«, rief sie zum Kutschbock hinauf. Ihr Atem formte bei jedem Wort dicke Wölkchen vor ihrem Gesicht, und auch Jack und Jill schnaubten Dunstschwaden aus.
    »Na, na, Miss Grace«, entgegnete der in mehrere Schichten von warmer Kleidung eingemummte Kutscher erheitert. »Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber so arg zum alten Eisen gehör ich nun auch wieder nicht! Runtersteigen und Ihnen aus dem Wagen helfen krieg ich schon noch hin!«
    »Das weiß ich«, gab Grace mit einem kleinen Lächeln zurück. »Aber das ist wirklich nicht nötig!« Sie langte in den Innenraum und holte die kleine lederne Reisetasche heraus, bevor sie den Wagenschlag wieder zuschnappen ließ.
    »Wann möchten Sie denn wieder abgeholt werden, Miss Grace?«
    »Komm doch einfach wieder hierher, wenn du alle Pakete für meine Mutter abgeholt hast. Dann kannst du dich bei Thelma in der Küche bei einem Tee wieder aufwärmen. Wär dir das recht?«
    Ben schmunzelte in den bis zur Unterlippe hochgewickelten Schal hinein. »Selbstredend, Miss Grace. Schönen Nachmittag Ihnen!« Er gab den Pferden die Zügel und schnalzte mit der Zunge, und der Wagen rollte an.
    »Danke, Ben! Bis später!« Grace winkte ihm nach und stapfte dann durch den Schnee, der unter ihren Schritten ein gummiartiges Knirschen von sich gab. Sie schlug den Messingring des Türklopfers gegen das altersdunkle Holz und musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde und ein Schwall warmer Luft, gewürzt mit dem Aroma von Vanille, Zimt und Kardamom, über die Schwelle flutete. »Guten Tag, Ruby!« Grace klopfte sich auf dem Fußabstreifer den Schnee von den Stiefeletten und schüttelte ihren weiß bestäubten Rocksaum aus.
    »Guten Tag, Miss Norbury!« Das Dienstmädchen der Peckhams, das mit seiner schmächtigen Gestalt und den großen graugrünen Augen im runden Gesicht keinen Tag älter aussah als fünfzehn, obwohl es um einiges älter war als Grace, wie diese wusste, deutete einen Knicks an und ließ sie ein. »Sie möchten bestimmt zu Miss Peckham!«
    »Ja bitte«, erwiderte Grace und wehrte ab, als Ruby die Tür hinter ihr geschlossen hatte und ihr die Tasche abnehmen wollte. »Geht schon; sieht schwerer aus, als sie ist.« Grace stellte die Tasche ab und zog die Handschuhe aus.
    »Gracie!« Im Türrahmen zur Küche erschien Becky, rotwangig und eine helle Spur von Mehl oder Staubzucker auf der Stirn. Über ihrem Wollkleid mit den hochgekrempelten Ärmeln trug sie eine liebevoll bestickte, rüschengesäumte Schürze, an der sie sich gerade die Hände abwischte. Mitten in der Bewegung erstarrte sie und sah ihre Freundin mit weit aufgerissenen Augen an. »Hast du ... hast du etwas gehört?«
    Grace biss sich auf die Unterlippe und schüttelte mit niedergeschlagener Miene den Kopf.
    Seit August waren sie nun ohne unmittelbare Nachricht aus dem Sudan. Alles, was sie hatten, waren die Meldungen in den Tageszeitungen, und die zeichneten ein düsteres Bild der Lage. Noch im Mai war die Stadt Berber, im Norden Khartoums am Nil gelegen, in die Hände des Mahdi gefallen, und damit war auch der Fluchtweg nach Suakin abgeschnitten. Unermüdlich sandte Major General Gordon Soldatentrupps aus, um eine Schneise durch Feindesland zu schlagen, und alle wurden bis auf den letzten Mann niedergemäht. Und ebenso unermüdlich schickte er Boten auf den Weg, um aus Cairo, aus Suakin und vor allem aus London Hilfe anzufordern und von der Not in der Stadt zu berichten, Boten, von denen nur wenige ihr Ziel erreichten oder gar Nachrichten zurückbrachten; die übrigen wurden auf ihrem Weg von den Mahdisten ermordet. Zehntausend Menschen, wie es hieß, seien in der Stadt eingeschlossen; nach anderen Schätzungen zwanzig- oder gar dreißigtausend, von Hunger und Cholera und dem wütenden Ansturm der Mahdisten bedroht. Als ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald der englischen Zeitungen äußerte sich der allgemeine Unmut über das Zögern von Premierminister Gladstone, Entsatztruppen zu schicken. Sogar Ihre Majestät die Königin verwendete sich für Gordon und Khartoum. Anfang August hatte Gladstone schließlich nachgegeben und Sir Garnet Wolseley zum Oberbefehlshaber dieses Unterfangens ernannt, der eine Elitetruppe

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