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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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innerhalb der Befehlskette aus beurteilen konnte, war dieser Feldzug zur Rettung Khartoums zwar kühn, wenn nicht gar abenteuerlich, aber dennoch gut durchdacht und klug geplant. Unwägbare Risiken gab es bei jedem Feldzug. Er selbst jedoch trug die Verantwortung für seine Soldaten, dafür, dass sie genug Wasser zu trinken bekamen, dass sie keinen Hunger litten und dass sie im Kampf alles an funktionstüchtigem Material zur Verfügung hatten, um sich und die anderen verteidigen zu können. Und genau hier waren Mängel zum Vorschein gekommen, Mängel und Schwierigkeiten, die Jeremy Kopfzerbrechen bereiteten. Er zögerte noch, es den anderen zu sagen, aber schließlich waren sie nicht nur seine Freunde, sondern darüber hinaus ebenfalls Offiziere, die ihrerseits Verantwortung trugen.
    »Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir nicht wirklich angemessen ausgerüstet und vorbereitet sind für das, was uns erwartet«, sagte er schließlich leise. »Allein die Sache mit den Wasserflaschen ...« Die Wasserhäute nach einheimischem Vorbild, mit denen man das Wüstenkorps ausgerüstet hatte, waren prinzipiell eine gute Sache. Nur hatten sie nicht gewusst, wie man verhinderte, dass das Wasser durch die Poren des Leders verdunstete und dass man Löcher nicht einfach zunähen konnte. Bis sich einer der einheimischen Kameltreiber erbarmt und ihnen gezeigt hatte, wie man die Häute mit Zweigen und Kameldung flickte, hatten sie quälenden Durst gelitten, und einige Soldaten waren auf dem Weg durch die Wüste zusammengebrochen.
    »Dann die Sättel, die eigens für unsere Bedürfnisse angefertigt wurden, die für die Kamele aber offenbar nicht geeignet sind und ihnen Wucherungen verursachen, an denen sie eingehen. Überhaupt – wir haben zu wenig Kamele. Wir könnten schon längst in Abu Klea sein, wenn wir nicht unbepackte Kamele nach Korti hätten zurückschicken müssen, um die übrigen Männer und das Material von dort hierherzubringen. Am meisten«, Jeremy schnippte die ausgerauchte Kippe seiner Zigarette weg, »am meisten macht mir der Gedanke Sorge, dass wir hier irgendwo in der Wüste in einen Kampf verwickelt werden. Wenn ich mir vorstelle, die Martini-Henrys sind nicht nur dem Flugsand, sondern auch der Hitze ausgesetzt ... Und das Metall der Bajonette ist einfach zu weich, wie wir ja schon in el-Teb und Tamai feststellen mussten.«
    »Weiß unser Captain Oberschlau mal wieder alles besser?«
    Simon, Royston und Stephen stöhnten im Chor auf, als sie die Stimme von Freddie Highmore hinter sich vernahmen. Jeremy zog nur die Brauen zusammen und spannte die Mundwinkel an. Dass Highmores Bewerbung um einen Platz unter den Coldstream Guards des Wüstenkorps erfolgreich gewesen war, war von ihnen nicht unbedingt begrüßt worden.
    Leonard wandte sich zu ihm um. »Weißt du, Highmore – wenn ich dich so ansehe, beschleichen mich Zweifel, ob wir tatsächlich die Besten der Besten sein sollen. Es sei denn, du hast dir einfach eine Uniform geschnappt, obwohl du ursprünglich als Kameltreiber eingeteilt warst!«
    Royston, Simon und Stephen prusteten los, und auch Jeremys Mund zuckte.
    Highmores blässliche Augen wanderten von Leonard über Royston, Simon und Stephen, die sich ebenfalls zu ihm umgedreht hatten, hin zu Jeremy, der erst jetzt langsam den Kopf umwandte. »Ihr seid ja wohl diejenigen, die es kein Stück verdient haben, hier zu sein! Verräter an unserem Rang und unserem Stand seid ihr! Schaut ihn euch doch an«, sein Kinn ruckte in Richtung Jeremy, der inzwischen tief gebräunt war und dessen Haar trotz des Tropenhelms, den er während des Ritts der letzten Tage zum Schutz gegen die Sonne getragen hatte, mit kastanienfarbenen Glanzlichtern durchsetzt waren. »So wie der aussieht, könnte er fast selber einer von den Fuzzys sein! Am Ende müssen wir noch fürchten, dass er zum Feind überl–«
    Leonard war aufgesprungen, und Royston und Simon taten es ihm gleich.
    »Halt bloß dein dummes Maul«, herrschte Royston ihn an und baute sich drohend vor ihm auf, die Faust in die Luft gereckt und so fest geballt, dass die Knöchel weiß unter der braunen Haut hervorschimmerten. »Sonst vergess ich tatsächlich Rang und Stand und du kannst morgen nicht mehr aus den Augen gucken!«
    »Zieh Leine, Highmore«, zischte Leonard. »Und lass dich nicht mehr in unserer Nähe blicken!«
    »Jawohl!«, pflichtete Simon ihnen bei.
    »Hey, ihr da drüben – was ist da los?!« Captain Trafford, ihr Kompanieführer im Royal Sussex, war auf

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