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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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den letzten dreieinhalb Jahren kantiger geworden und damit regelmäßiger. Er wirkte gereift, ohne dass er seine Jungenhaftigkeit verloren hätte. Ein Eindruck, der sich durch die Bartstoppeln in seinem Gesicht noch verstärkte, und umso mehr, als sich darin nun feierlicher Ernst mit aufgeregter Vorfreude mischte. »Wenn wir das hier überstanden haben und wieder in England sind, werd ich um Adas Hand anhalten. Würdest du – würdest du dann mein Trauzeuge sein?«
    Roystons Brauen hoben sich. »Darüber machst du dir jetzt schon Gedanken?«
    Simon zuckte verlegen mit einer Schulter, und sein großer Mund bog sich zu einem glücklichen Lächeln. »Das hilft mir über alles hinweg. Wenn ich daran denke, dass sie auf mich wartet. Wenn ich mir ausmale, wie es sein wird, wenn ich ihr den Antrag mache, und wie unsere Hochzeit sein wird.« Er nickte langsam. »Ja ... Immer wenn ich mir das vorstelle, geht’s mir einfach gut.«
    Royston warf seine Kippe weg und streckte Simon seine Pranke hin; sein Bass rutschte noch tiefer in seinen Leib hinab vor Ergriffenheit. »Es wird mir eine Ehre sein!«
    Nur zehn Meilen schafften sie an diesem Tag, auf einem unebenen Grund aus losen Kieseln, der den Weg selbst für die Kamele mühselig machte. Die prickelnde Aufregung des Aufbruchs in Korti hatte sich unter der Glut der Wüste von Bayuda abgenutzt, und die gewisse Leichtherzigkeit, die sich während der Verschnaufpause an den Brunnen von Jakdul eingestellt hatte, hatte ebenfalls nicht lange vorgehalten. Die schartigen, zerklüfteten Hänge im Osten, die, von Staubfähnchen umnebelt, ihren Weg begleiteten, waren wie ein böses, ein bedrohliches Omen. Und die Stille, durch die sie ritten, die Leere, die sie umgab, wirkte umso beunruhigender. Einige Offiziere tasteten unbewusst nach ihrem Webley-Revolver, den sie im Holster am Gürtel trugen, versicherten sich, dass sie ihr Schwert kampfbereit bei sich trugen.
    Vielleicht war es ein einem Soldaten innewohnender Instinkt, der ihnen einflüsterte, auf der Hut zu sein, gerade weil sie bislang noch keinen Feind zu Gesicht bekommen hatten, nur ein paar verängstigte Stammesmänner, die sofort das Weite suchten. Vielleicht war es aber auch ihr logisch denkender Verstand, der ihnen sagte, dass ein solcher Truppenaufmarsch wie der ihre den Männern des Mahdi gewiss nicht verborgen bleiben könnte.
    Es schien, als hätten die Felsen Augen und warteten nur. Warteten, bis sie nahe genug herangekommen waren.
    Frische Hufspuren von Pferden, von einem der immer wieder aus dem Tross ausscherenden und losreitenden Kundschafter der Husaren entdeckt, und ein Remingtongewehr, das er gefunden hatte, bestätigten ihre düsteren Vorahnungen: Sie waren hier, die Männer des Mahdi. Hier irgendwo. Auch wenn sie sie nicht sahen und nicht hörten.
    Sie verbrachten eine unbequeme, unruhige Nacht auf einer sandigen Ebene, in einem hastig aufgeschlagenen Lager. Eine kurze, eine kalte Nacht war es, und sie wickelten sich fest in ihre Uniformjacken und in ihre Wolldecken. Leonard Hainsworth träumte von Grace, wie sie ihre Stute auf der blühenden Wiese wendete und ihn anlachte, wie sie zu ihm hinritt, sich vorbeugte und ihn küsste, in diesem dünnen, weißen Sommerkleid mit den grünen Ranken, das er so an ihr mochte. Len , hörte er sie zwischen zwei Küssen flüstern, oh Len. Eine kurze Nacht, in der Stephen von seinem Leben nach diesem Krieg, nach der Armee träumte, von einem Leben, das ihm gehörte, ihm ganz allein, und in der Simon davon träumte, wie es sein würde, Ada im Arm zu halten, wenn er einschlief, das Gesicht in ihrem duftenden Haar vergraben, in diesem Duft nach Laub und nach Wald, und wie es sein würde, morgens beim Aufwachen als Erstes ihr Gesicht zu sehen und ihren schmalen, schlafwarmen Leib dicht an dem seinen zu spüren, Haut an Haut. Royston träumte davon, nach Hause zu kommen, nach Estreham, und in dem Moment, als er die Tür öffnete, flog Cecily ihm entgegen, lachte und weinte und jubelte zugleich und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, und Jeremy lag noch ein paar Atemzüge lang wach, zerrissen zwischen dem Gedanken an Grace und beunruhigenden Ahnungen, was den Weg betraf, der noch vor ihnen lag, der ganze weite Weg bis Khartoum. Bis er in einen Schlaf fiel, der tief war und traumlos.
    Sorgfältig an diesem Nachtlager war nur die Positionierung der Wachen gewesen, die man um die kostbaren Kamele herum aufgestellt hatte. Kamele, von denen nicht wenige während des Marsches am

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