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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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aufbrechen, wo sie erneut auf Wasser stoßen würden. Als ob wir den Hauch des Todes mitbringen , ging es Stephen durch den Sinn. Wohin wir auch gehen, hinterlassen wir Leichen und totes Gestein.
    Royston fuhr sich über die whiskybraunen Stoppeln der letzten Tage in seinem Gesicht. »Findet ihr, ich sollte mir den Bart stehen lassen?«
    »Warum das denn?« Stephen sah ihn irritiert an, blies den Zigarettenrauch aus und fasste sich unwillkürlich selbst an die kratzige Wange.
    »Gäbe mir vielleicht etwas ... Distinguiertes, oder nicht? Schaut sie euch doch an«, Royston machte eine Geste hinter sich, zu dem provisorischen Lager hin, wo die ranghöheren Offiziere Karten studierten und Strategien erörterten, abseits der einfachen Soldaten, über denen der bläuliche Qualm unzähliger Tabakspfeifen schwebte. »Burnaby und Trafford und all die anderen ... Da trägt jeder einen Bart!«
    In einigem Abstand kauerten die bepackten Kamele mit stumpfsinnigem Blick auf der Erde, bewacht von den einheimischen Kameltreibern. Der Großteil der Wüstenkolonne, nach Eintreffen der Nachhut am heutigen Tag wieder vollständig, war bereit für den Marsch nach Abu Klea; man wartete nur noch auf den Befehl zum Aufbruch, während eine kleine Abordnung, darunter auch Kompanien des Royal Sussex, hier bleiben würden, um dem Korps den Rücken freizuhalten.
    Leonard grinste. »Bei Stilfragen wendest du dich besser vertrauensvoll an Sis. Aber ich meine mich zu erinnern, dass mein Schwesterchen Bärte in jeglicher Form grauenhaft findet.«
    »Oh«, machte Royston und kratzte sich verlegen das Kinn, als könnte er so den Bartansatz schnell loswerden.
    »Ich hasse diese Viecher!« Wutentbrannt humpelte Simon heran und wischte mit dem Handrücken angeekelt über sein offen stehendes, staubiges und schweißfleckiges Hemd, auf das sein Kamel gerade einen Schleimpropf gespuckt hatte. »Wäh!« Er rieb seine Hand an einer moosigen Stelle auf dem Stein sauber. »Dabei habe ich es so umsichtig und liebevoll beladen, wie ich nur konnte!«
    Royston, Leonard und Stephen bogen sich vor Lachen, und auch Jeremy blickte belustigt drein.
    »Schön, dass ihr euch auf meine Kosten so amüsieren könnt«, maulte Simon, als er zu ihnen trat. Er zerrte sein Hosenbeinaus dem Stiefelschaft, zog es bis übers Knie hinauf und zeigte auf einen purpurn und gelb gefleckten Ring um seine knochige Kniescheibe, der deutliche Zahnabdrücke erkennen ließ. »Guckt euch das an, wie übel das immer noch aussieht, nachdem mich dieses Biest vorgestern während des Ritts mit einer Drehung seines Schlangenhalses erwischt hat!«
    Leonard lachte. »Sei froh, dass es dich wenigstens nicht abgeworfen hat – ebenso gut könntest du jetzt mit einem gebrochenen Bein oder mit einem gebrochenen Arm im Lazarettzelt von Korti liegen!«
    Simon grummelte eine unverständliche Erwiderung, während er den Hosensaum wieder in den Stiefel stopfte und sich zu ihnen setzte.
    »Immerhin«, meinte Jeremy und zündete sich die frisch gedrehte Zigarette an, »hat man sich alle Mühe gegeben, uns mit den Kamelen vertraut zu machen.«
    Vor dem Aufbruch von Korti hatte man die Wüstenkolonne sechs Wochen lang einem bis dahin ungekannten Drill unterzogen. Die Männer mussten erst lernen, wie man sich einem Kamel überhaupt näherte, ohne dass es die Zähne bleckte und zubiss, und wie man aufstieg, ohne dass das Tier einen sofort wieder abwarf, was tatsächlich etliche Fleischwunden und auch gebrochene Knochen zur Folge gehabt hatte. Dann ging es darum, im Sattel zu bleiben, wenn die Tiere bockten und im Kreis herumwirbelten, und schließlich hatten sie gelernt, wie sie die Tiere dazu brachten, in der Formation eines Karrees für den Kampf in die Knie zu gehen und wieder aufzustehen; für das Knien und das Aufstehen des gesamten Karrees durften sie nicht länger brauchen als eineinhalb Minuten, was ihnen mittlerweile keine Schwierigkeiten mehr bereitete.
    »Hör mir auf«, wetterte Royston. »Mir tut noch jeder Muskel weh, wenn ich daran denke. Von den Blasen an meinem Allerwertesten gar nicht zu reden.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, schob er die Hüfte vor und rieb sich über das Hinterteil.
    Leonard sah Jeremy mit einem zugekniffenen Auge an. »Ihr Tonfall lässt vermuten, dass Sie mit der Organisation dieses Unternehmens nicht ganz zufrieden sind, hochverehrter Captain Danvers.«
    Jeremy schwieg, während er ein paar Mal hintereinander an seiner Zigarette zog. Soweit er das von seinem Standpunkt

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