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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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müssten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie es mit Ihrer Einstellung, die Sie nicht nur in meinem Unterricht so offen zur Schau tragen, nach Ihrer Zeit in Sandhurst schwer haben werden.«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Colonel Sir.«
    Colonel Norbury dämpfte die Stimme. »Warum behalten Sie Ihre Meinung dann nicht für sich?«
    Eine steile Falte erschien zwischen Jeremys Brauen. »Weil ich keinen Grund sehe, nicht offen zu meiner Überzeugung zu stehen. Bislang haben Struktur und Strategie unserer Armee Erfolg gehabt – weil uns im Kampf die entsprechenden Gegner gegenüberstanden. Darauf können wir uns aber nicht ausruhen. Sollten wir eines Tages auf einen Feind treffen, der sich in der Schlacht nicht so verhält, wie wir es erwarten, steht uns ein böses Erwachen bevor.«
    Der Colonel musterte den jungen Kadetten gründlich, ehe er im Takt seiner Worte auf Jeremy deutete. »Sehen Sie, Danvers – deshalb habt Ihr Männer aus der Mittelklasse einen solch schlechten Ruf unter den Offizieren. Ihr glaubt, die Armee bräuchte Eure großartigen neuen Ideen. Das Gegenteil ist der Fall: Ihr bringt Unruhe in die Reihen der Soldaten. Ihr nehmt in Kauf, die Armee zu zersetzen. Und das, Danvers – das ist das Gefährlichste überhaupt.«
    Jeremys Kinn schob sich eine Spur vor, als er nachdachte.Er wusste, was der Colonel von ihm hören, wo er ihn hinhaben wollte. Der Weg des geringsten Widerstandes war indes noch nie seine bevorzugte Wahl gewesen. »Ich habe zwar bisher noch nicht in einem Krieg gekämpft, geschweige denn in mehreren, wie Sie, Colonel Sir, und meine vier Dienstjahre als Private in Irland lassen sich keineswegs mit Ihrer Erfahrung vergleichen. Und trotzdem bin ich bei allem Respekt Ihnen gegenüber von der Richtigkeit meiner Ansichten nach wie vor überzeugt.«
    Bedauern erfüllte den Colonel, als er einmal mehr feststellte, dass Jeremy Danvers das Quäntchen an Starrsinn und Entschlusskraft zu viel hatte, das seinem eigenen Sohn fehlte.
    »Unter uns, Mr Danvers: Ihre Leistungen in den einzelnen Fächern sind überragend. Wenn Sie dieses Niveau in den Prüfungen nächsten Monat halten, haben Sie gute Aussichten, unter die besten zehn dieses Jahrgangs zu kommen. Sofern Sie mit Ihren Ansichten nicht an der Prüfungskommission scheitern. Darin sitzen nämlich Offiziere, die derlei Äußerungen weitaus persönlicher nehmen als ich.« Als Jeremy schwieg, fügte er hinzu: »Ich nehme an, Sie wissen, dass es ein harter Kampf war, Ihre Aufnahme in Sandhurst durchzusetzen.«
    Jeremy nickte. »Ja, Colonel Sir, das ist mir bekannt.«
    Trotz seiner körperlichen Voraussetzungen, den Verdiensten seines Vaters auf der Krim und den Empfehlungen zweier seiner Vorgesetzten des 64. Infanterieregimentes von Staffordshire und trotz seiner hohen Punktzahlen bei der Eingangsprüfung in Algebra, Geschichte, Geographie und einer Fremdsprache hatte es erhebliche Bedenken gegeben, was seine nicht standesgemäße Herkunft betraf. Schließlich bewarben sich jedes Jahr über sechstausend Söhne aus den besten Familien des Königreichs um einen der höchstens einhundertfünfzig Plätze in Sandhurst. Söhne von Generälen und anderen hochrangigen Offizieren; Söhne, deren Vater ein Marquis war oder ein Earl oder ein Baron. Söhne, die die Tradition ihrer Väter und Großväter fortführen sollten, die Elite der Oberschicht zu stellen, indem sie die Offizierslaufbahneinschlugen. Söhne vor allem, die ihre vorangegangene Ausbildung in Cheltenham genossen hatten, in Winchester, Harrow und Eton – und nicht in der Freischule von Christ’s Hospital in Lincoln.
    »Vermutlich wissen Sie nicht, dass ich einer von denjenigen war, die sich für Ihre Aufnahme eingesetzt haben?«
    Ein überraschter Funke entzündete sich in Jeremys dunklen Augen.
    »Doch, Mr Danvers, genauso war es. Ich war überzeugt, dass Sie Ihre Chance verdient haben. Eine Entscheidung, an der ich noch immer festhalte.« Der Colonel atmete tief durch. »Ich könnte Sie jetzt bei der Ehre packen und Sie darauf hinweisen, dass Sie mich in schlechtem Licht dastehen lassen, wenn Sie versagen. Aber darum geht es mir nicht. Mir geht es um Sie. Abgesehen von Ihren bedenklichen Ansichten halte ich Sie für einen vielversprechenden Offiziersanwärter, und die Vorstellung, dass Ihre Karriere zu Ende sein könnte, noch ehe sie wirklich begonnen hat, schmerzt mich.«
    Er machte eine kleine Pause, und Jeremy glaubte die Andeutung eines Lächelns im Gesicht des Colonels

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