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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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belustigt. »Mir gefällt es zwar auch, aber ich fand es eine Spur zu dunkel fürihr Alter und ein klein wenig zu mondän. Grace hingegen meinte, sie sei inzwischen den hellen Tönen für den Abend entwachsen.« Sie schmunzelte über den Rand ihres Champagnerglases hinweg. »Natürlich hat sie sich durchgesetzt.«
    »Ja«, meinte Lady Grantham versonnen, »Grace ist eine starke Persönlichkeit. Ein ganz besonderer Mensch.« Sie schwieg einen Augenblick, ehe sie fortfuhr: »Es ist vielleicht nicht der richtige Augenblick, es anzusprechen, aber ... Sollte Leonard um Grace’ Hand anhalten – dürfte er dann mit Ihrer Zustimmung rechnen?«
    Constances Finger fuhr am Fuß des Glases entlang. »Hat Leonard sich dahingehend bereits geäußert?«
    Lady Granthams Mund zeigte ein heiteres, etwas wehmütiges Lächeln. »Leonard hat sein Herz bereits vor langer Zeit an Grace verloren. Schon als Junge hat er immer gesagt, er werde sie eines Tages heiraten. Ich habe das viele Jahre lang als Kinderei abgetan, ich war überzeugt, er würde sich über kurz oder lang in eine andere verlieben. Gerade in den Monaten bevor Grace aus dem College zurückkehrte und Leonard sich im Ausland aufhielt. Da hatte ich jeden Tag mit einem Brief von ihm gerechnet, dass er seine zukünftige Frau gefunden habe. Obwohl«, sie holte tief Atem, »obwohl ich im Stillen immer auf Grace als unsere Schwiegertochter gehofft hatte.« Ihr zugeklappter Fächer wies in Richtung der Tanzfläche. »Die beiden sind wie füreinander geschaffen.«
    Constance betrachtete Grace, die schwungvoll und lachend und leichtfüßig mit Leonard über den Parkettboden glitt. Leonard und Grace wirkten wahrhaftig wie aus ein und demselben Stoff gemacht, aus Sonnenlicht und aus den Sommerfeldern von Surrey. Als ob der Landstrich, in dem sie beide tief verwurzelt waren, ihre Seelen in vollkommenem Einklang schwingen ließe.
    »Wie ich meinen Sohn kenne«, sagte Lady Grantham leise neben ihr, »würde er Grace die Sterne vom Himmel holen.«
    Ihr Vater, der General, hatte Constance gelehrt, dass Herkunft, Stand und Vermögen nicht halb so viel zählten wie Charakter, und an diesen Grundsatz hatte sie sich immer gehalten. Es wäre jedoch naiv, wenn nicht gar heuchlerisch gewesen, nicht in Betracht zu ziehen, dass Leonard Hainsworth als eine der besten Partien von Surrey galt. Givons Grove war mehr als dreimal so groß wie Shamley Green, und gäbe Grace ihr Jawort, so wäre sie damit nicht nur eine Lady Hawthorne, sondern irgendwann in ferner Zukunft, wenn Leonard seinem Vater als Earl of Grantham nachfolgte, auch eine Countess of Grantham, auf Hawthorne House in Lincolnshire. Und welches Mutterherz, welche Vaterpflicht wünschte der Tochter nicht eine solch gesicherte, sorglose Zukunft?
    Trotzdem war ihr wehmütig zumute bei dem Gedanken, Grace in nicht allzu ferner Zeit verlieren zu müssen. Ihr war, als sei es erst gestern gewesen, dass sie, etwas jünger sogar noch, als Grace es heute war, in der kürzesten Nacht des Jahres, an Mittsommer, dieses Kind auf Shamley Green zur Welt gebracht hatte, das vom ersten Atemzug an stark gewesen war und so voller Leben. Aber wenn sie ihre Tochter schon einem Manne anvertrauen musste – und das würde sie müssen, eines Tages –, dann war ihr keiner lieber als Leonard. Constance kannte ihn beinahe so lange und so gut wie ihre eigenen Kinder, und sie hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Grace an seiner Seite glücklich werden würde.
    »Grace ist bald mündig und bräuchte unsere Zustimmung nicht mehr«, sagte sie schließlich. »Natürlich kann ich nicht für Sir William sprechen, aber ich glaube nicht, dass er irgendwelche Einwände hätte. Und ich selbst könnte mir keinen besseren Mann für Grace vorstellen. Das letzte Wort liegt allerdings bei ihr ganz allein.«
    Als sie jedoch sah, wie vertraut, geradezu herzenseinig die beiden in den ausklingenden Takten der Melodie die Köpfe zusammensteckten, schien es mehr als unwahrscheinlich, dass dieses letzte Wort von Grace ein Nein würde.
    »Hast du nachher einen Moment für mich?«, flüsterte Leonard ihr zu. »Ich will dir etwas zeigen.«
    »Hol mich einfach nach diesem Tanz ab, ja?«, antwortete Grace leise, als er sie an Henry Aldersley vom benachbarten Anwesen Headley Park übergab, dem sie die Polka versprochen hatte.
    »Verlass dich drauf.« Er zwinkerte ihr zu und zog sich mit einem angedeuteten lässigen Winken von der Tanzfläche zurück, um zwischen den Umstehenden auf das

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