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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Ende des Tanzes zu warten.
    Stephen hockte am Fuß der großen Steintreppe auf der Rückseite des Hauses, in der Ecke, die im tiefen Schatten eines riesigen steinernen, auf seinen Vorderpfoten ruhenden Greifs lag. Nur ein blasser Schein aus den dottergelben Rechtecken der Fenster drang bis hierher, nur ein schwaches Echo der Musik. Vor ihm erstreckte sich der berühmte Garten von Givons Grove, ein Labyrinth aus getrimmten Buchsbäumen um edle Rosensträucher, geometrisch angelegte Blumenrabatten und seltene Ziersträucher, gut einhundertfünfzig auf fünfzig Yards groß, eingefasst von einer Backsteinmauer zum Schutz gegen das Wild aus den umliegenden Wäldern. In dieser Nacht erhellten den Garten unzählige japanische Lampions, die im Spalier der Kletterrosen hingen, und das leise Gemurmel der Gäste, die die Feier für einen kurzen Spaziergang unterbrachen, drang herauf, ihre raschelnden Schlenderschritte über den Kies, manchmal durchsetzt vom Kichern eines oder mehrerer Mädchen.
    Von hinten näherten sich langsame Schritte, kamen zielstrebig die Stufen herab auf ihn zu.
    Stephen schickte sich schon an, hastig seine Zigarette auszudrücken, als er Jeremys Stimme hörte. »Na?«
    »Du bist’s«, seufzte er, als dieser sich mit einem Glas in der Hand neben ihn setzte. »Ich dachte schon, es wäre mein alter Herr. Der bekommt einen Anfall, wenn er mich beim Rauchen erwischt.«
    »Ich hätte dich beinahe übersehen.«
    »Das«, gab Stephen mit einer belehrenden Geste zurück, »ist der Sinn dieses Platzes.« Seine Stimme klang verwaschen, und neben der zerknüllten Frackjacke zu seinen Füßen blinkte der Hals einer Flasche auf.
    Stephen schnippte die ausgerauchte Zigarette auf den Kies, stellte sein Glas neben sich ab und öffnete mit unsicheren Fingern das silberne Etui, hielt es Jeremy hin. »Auch eine?«
    Er gab ihm Feuer und zündete sich selbst die nächste an.
    Eine Weile rauchten sie schweigend, war nur ihr Inhalieren zu hören und das Ausblasen des Rauches.
    »Wo hast du Becky gelassen?« Als Jeremy Stephen zuletzt im Ballsaal gesehen hatte, hatte dieser Beckys Drängen endlich nachgegeben und sich auf die Tanzfläche ziehen lassen.
    »Weiß ich doch nicht. Ist mir auch egal.«
    »Hab ich was verpasst? Bislang konntest du sie doch ganz gut leiden.«
    »Nein. Das heißt – ja! Ich mag Becky. Wirklich! Sie ist nur oft so ... so ...« Die rote Glut kreiste durch die Luft, als Stephen mit einer fahrigen Geste nach dem passenden Wort suchte. »So überbordend.«
    Jeremy lachte auf, kurz und trocken. »Oh ja, das ist sie.«
    Stephen stieß heftig den Rauch aus, stützte den Ellenbogen auf sein Knie und betrachtete seine Zigarette. »Erzähl mir mal lieber, was das mit dir und Grace ist.«
    Jeremy schwenkte den Rest Whisky in seinem Glas, trank einen Schluck und noch einen. »Keine Ahnung, was du meinst.«
    »Ach komm!« Stephen schnaubte. »Ich mag zwar ein Versager sein, aber ich bin kein Volltrottel!«
    Während Jeremy schwieg und sich allmählich mit dem Gedanken anfreundete, Stephen ins Vertrauen zu ziehen, lenkten eilige Schritte auf der Terrasse sie ab, und ihre Köpfe wandten sich im Schutz der Treppe um.
    Leonard war schon auf der dritten Stufe angelangt, während Grace stehen geblieben war.
    »In den Garten?«
    Er drehte sich halb zu ihr um und lachte. »Warum nicht?« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Oder traust du mir nicht?«
    Grace ergriff seine Hand, und gemeinsam sprangen sie die Treppe hinab. Ihre Schritte auf dem Kies, ihr Lachen entfernten sich schnell und dennoch quälend langsam für Jeremy.
    »Da hast du gerade alles gesehen, was es über Grace und mich zu wissen gibt.« Jeremy kippte den Rest seines Whiskys in einem Zug hinunter, doch der bittere Geschmack auf seiner Zunge blieb.
    Wie er warf Stephen seinen Zigarettenstummel weg, griff nach der Flasche und schenkte Jeremy nach, bevor er sich selbst bediente.
    »Jaaa«, seufzte er. »Der immer perfekte, immer strahlende, allseits beliebte Len, der alles kann und alles hat.« Überraschend harsch klang er.
    »Ich dachte, ihr seid alte Freunde.«
    »Sind wir auch. Ich find’s nur zum Kotzen, dass er mir dauernd als leuchtendes Beispiel vorgehalten wird. Ich bin nun mal nicht wie er.«
    »Wer ist das schon«, murmelte Jeremy, und klirrend stießen sie mit ihren Gläsern an.
    »Sind es die Prüfungen, die dir zu schaffen machen?«, fragte er nach einer Weile leise.
    »Die Prüfungen.« Stephens Kopf wippte bedächtig auf und ab.

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