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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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um den Abschied in den Tag. Ein Abschied voneinander und von diesem Wochenende, ein Abschied vor allem von Royston, Stephen, Leonard, Simon und Jeremy, die einer nach dem anderen in den kommenden Tagen aufbrechen würden, um sich in der Kaserne des Royal Sussex in Chichester einzufinden. Kein Grund jedoch, in Schwermut zu verfallen – schließlich war es kein Abschied für immer; spätestens zu Weihnachten wären sie alle wieder zusammen.
    Ein Gedanke, der Colonel Norbury durchaus beschäftigte an diesem Tag, während sein Blick aufmerksam über die Hainsworths, die Ashcombes und ihre gemeinsamen Gäste schweifte, die in angeregtes Plaudern vertieft waren und sich in Lobreden auf dieses Wochenende und auch auf die Räumlichkeiten von Estreham und auf den Garten ergingen. Royston und Cecily strahlten, scheinbar unberührt von der langen Nacht, die hinter ihnen lag, und nahmen überglücklich weitere Glückwünsche und Komplimente entgegen, während Becky auf einen abwesend wirkenden Stephen einredete.
    »Wo ist Ada?« Die Stimme des Colonels klang gefährlich scharf.
    »Danke sehr.« Lady Norbury nahm die Teetasse entgegen, die das Serviermädchen ihr reichte. »Sie wollte sich gemeinsam mit Grace die übrigen Gärten ansehen.«
    »Und Digby-Jones?«
    Constance schmunzelte und trat dicht vor ihren Mann. »Findest du nicht, du übertreibst es ein wenig mit deiner Sorge um Adas Tugend?«, raunte sie ihm liebevoll zu. »Simon hat sich inder Zeit, die er bei uns verbracht hat, mehr als anständig verhalten, auch und gerade Ada gegenüber. Gönn ihnen jetzt noch die letzten Stunden, diesen Nachmittag hier und den Abend bei uns zu Hause, bevor Simon seine Sachen packt und morgen früh zu seinen Eltern nach Somerset fährt.«
    »Hm«, brummte der Colonel, keineswegs überzeugt, und rührte in seiner Tasse herum.
    »Schau dich doch um – der Garten wimmelt von Menschen, die beiden hätten weder die Zeit noch die Möglichkeit, irgendwelchen Unfug zu treiben, und außerdem hat Grace ja ein Auge auf sie. Ein paar Monate werden sich Ada und Simon nicht mehr sehen – das ist eine Ewigkeit, wenn man siebzehn oder achtzehn ist.« Sie nahm ihre Tasse auf. »Wahrscheinlich machst du dir völlig grundlos Gedanken, weil sich ihr Interesse aneinander bis dahin schon wieder gelegt hat.«
    »Ich bin jedenfalls froh, wenn ich die beiden etliche Meilen voneinander entfernt weiß.« Er nippte an seinem Tee. »Je mehr, desto besser.«
    »Streng genommen gehört das alles«, Grace’ ausgestreckte Hand überstrich eine Seite der Allee aus immergrünen Steineichen, die jenseits der roten Ziegelmauer von Estreham fortführte, »noch zu Surrey. Surrey – der südliche Grat, das Reich südlich der Themse. Estreham war früher einmal ein Teil der Ländereien von Chertsey Abbey, genau wie Shamley.« Die Luft war drückend und schwülheiß, und hinter den Bäumen dräute der Himmel eisengrau, kündigte ein heraufziehendes Gewitter an.
    »Warst du schon einmal hier?« Jeremy schlüpfte aus seinem Jackett und klemmte es sich unter die Achsel, löste die Manschettenknöpfe seines Hemdes und krempelte die Ärmel auf. Außer ihnen und Simon und Ada, die schweigsam und die Hände ineinander verschränkt hinter ihnen gingen, war auf dem schmalen Feldweg hinter dem Torbogen keine Menschenseele unterwegs.
    Grace nickte. »Ein- ... nein, zweimal sogar. Als Lady Evelynhier während der Saison eine Gesellschaft gegeben hat. Allerdings habe ich da nur einen kleinen Teil des Hauses zu sehen bekommen und auch nur ein Stück vom Garten.«
    Jeremy hängte sich das Jackett am Zeigefinger über die Schulter. »Es ist dir anzumerken, wie sehr du hier verwurzelt bist, in Surrey.«
    Grace lächelte belustigt. »Du demnach nicht in deinem Lincolnshire?«
    Seine Mundwinkel kerbten sich ein, und er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin mir dessen bewusst, wo ich herkomme und inwiefern es mich geprägt hat, das ist aber auch schon alles.«
    Sie nickte verstehend und riss einen sonnengebleichten Halm vom Wegesrand ab.
    Jeremy betrachtete sie, wie sie neben ihm einherschlenderte, in ihrem hübschen, aber schlichten Sommerkleid in Weiß und Grün und wie selbstverständlich ohne Hut, ohne Schirm, als kümmerte es sie nicht, dass die Sonne ihre Haut bräunte und die Sommersprossen auf ihrer Nase mehrte. Grace war so gänzlich anders als all die Mädchen, als all die Frauen, denen er begegnet war, geprägt davon, die Tochter eines Baronets und eines Offiziers zu sein, auf dem

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