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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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einschätzen, ob du für meine Wölfe eine Gefahr bedeutest. Ich werde es nicht riskieren. Du musst gehen, Talita.“
    „Was?“ Sie schickte mich fort? Meine Hand krampfte sich um die von Pal. „Aber … aber … wo soll ich denn hin?“
    „Nach Sternheim. Dort wird man dir sicher helfen können.“
    „Sternheim?“ Ich sah zu Pal, und dann wieder zu Prisca. „Das kenn ich nicht, ich weiß nicht wo das ist!“
    „Das ist die nächste Stadt hinterm Wolfsbaumwald“, erklärte Prisca. „Dort wirst du Hilfe finden.“
    „Aber …“ Verdammt, jetzt stiegen mir wirklich Tränen in die Augen. Gestern noch hatte ich nicht hierbleiben wollen, doch jetzt wo sie mich wegschicken wollte, fühlte ich mich einfach nur verloren. Ich kannte doch niemanden außer die Wölfe. Die Welt dort draußen war noch unbekannter als das Lager. Ich wollte nicht in die Fremde geschickt werden, wollte das Gefühl der Ahnungslosigkeit kein zweites Mal durchmachen. „Wie soll ich denn da hin kommen?“, frage ich leise, fast verzweifelt. Ich wollte wirklich nicht gehen. „Ich weiß doch gar nicht wo das ist, ich weiß gar nichts.“ Nicht über mich, und auch nicht über diesen Ort.
    Priscas Blick wurde zum ersten Mal seit ich sie kannte ein wenig weich. „Du brauchst keine Angst haben. Ich schicke dich nicht einfach in die Welt hinaus, um dich dir selbst zu überlassen. Ein paar meiner Wölfe werden dich begleiten …“
    „Ich mach das!“, rief Pal, und bekam sofort einen bösen Blick von seiner Alpha, unter dem der große Kerl zu schrumpfen schien. Prisca hatte es wohl gar nicht gerne, so rüde unterbrochen zu werden. „Ich bin schon still“, sagte er unterwürfig.
    „Das hoffe ich, sonst wirst du nämlich rausgehen, und draußen warten.“
    Wie ein kleiner Schuljunge,
ging es mir durch den Kopf.
    Prisca wandte sich wieder mir zu. „Morgen früh wirst du mit ein paar meiner Wölfe aufbrechen, die dich nach Sternheim begleiten werden.“ Sie warf Pal einen kurzen Blick zu, aber schwieg diesmal ganz artig. „Dort werden sie dich zu … einem alten Bekannten bringen. Ich werde dafür sorgen, dass er dich in seine Obhut nimmt, und dir hilf deine Erinnerung wiederzuerlangen.“
    Okay, für eine Unterkunft war also gesorgt, aber trotzdem. „Muss ich wirklich gehen?“
    „Ja.“ Kurz und knapp.
    Ich kniff die Lippen zusammen, und senkte den Blick. Ich wollte nicht gehen. Trotz der ganzen Monster um mich herum wollte ich bleiben. Wer wusste schon, was mich dort draußen für Kreaturen erwarten würden.
     
    °°°
     
    „Na siehst du, war doch halb so schlimm“, sagte Pal, als wir wieder draußen vor dem Haus standen. Er hatte meine Hand noch immer nicht losgelassen, und wahrscheinlich war das auch gerade das einzige, was mich auf den Beinen hielt. Ja schon klar, ich verstand mich ja selber auch nicht. Ich war hier nicht willkommen, bekam schelle Blicke, und einer hatte sogar versucht mich umzubringen, aber irgendwie, ich wusste auch nicht recht, wie ich das erklären sollte … es war einfach … ich kannte doch nichts anderes.
    „Hey, nun lach mal wieder. Mit so einem Gesicht kann ich dich ja gar nicht zum Fest mitnehmen.“
    „Fest?“, fragte ich, obwohl ich immer noch mit meinem eigenen Drama beschäftigt war. So paradox es auch klang, ich wollte nicht gehen, ich fühlte mich hier … naja, nicht unbedingt wohl, aber es war … okay.
    „Ja, der Geburtstag von den Drillligen. Seit Wochen haben die drei kein anderes Thema mehr als den heutigen Tag. Stell dir vor, gestern haben sie einen riesigen Aufstand gemacht, weil Prisca sie nicht den ganzen Tag befeiern wollte. Das ist ihr fünfundsiebzigstes Jahr, und die drei sind der Meinung, dass ihnen in diesem Alter mehr zusteht, als Prisca genehmigen wollte.“
    Fünfundsiebzig. Nach menschlichen Maßstäben, wären die Drillinge ja schon Omis. Ob hier genauso gerechnet wurde? „Wie alt können Werwölfe denn werden?“
    Um uns herum war ziemlich viel Betrieb, doch die Kleiderordnung an Feiertagen hatte sich nicht großartig geändert. Die Leute die ich sah, hatten sich mit Perlen und Bändern geschmückt. Um Hals, Handgelenke und Hüfte, klimperten sie fröhlich vor sich hin. Aber am faszinierendsten waren doch die, die sie sich in die Haare geflochten hatten. Nein, mehr Klamotten am Leib trugen sie nicht, aber sie sahen hübsch aus, irgendwie exotisch.
    Pal schlenderte mit mir in Richtung Lagermitte. Heute bekam ich nicht mehr so viele Blicke, auch nicht mit dem seltsamen

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