Jenseits des Spiegels
Zeichen auf deiner Schulter erzählt Bände. Du brauchst nicht mehr so zu tun, als wüsstest du nicht wer du bist, du hast dich selber verraten.“
Langsam wurde ich ernstlich sauer. „Also ersten, hör auf mich ständig Katze zu nennen, und es dann auch noch wie eine ansteckende Krankheit klingen zu lassen. Mein Name ist Talita! T-A-L-I-T-A. Wenn du es dir nicht merken kannst, weil eine so kleine Information für dein Spatzenhirn zu schwierig ist, dann schreib es dir irgendwo auf! Und zweitens, so tun? Machst du dir eigentlich eine Vorstellung davon wie es ist sich selbst zu vergessen? In den Spiegel zu blicken, und eine Fremde zu sehen? Von einem Haufen Unbekannter umgeben zu sein, die dich nicht nur verabscheuen, sondern sich hin und wieder auch noch einen Schwanz wachsen lassen? Verdammt, hör doch nur was ich hier sage! Einen Schwanz! Ihr könnt euch in Wölfe verwandeln! Das ist völlig absurd. Ich weiß nicht mal ob ich Familie habe, Freunde, was ich gerne mache, was ich mag oder hasse, und du kleiner, arroganter Sack stehst hier vor mir, und redest von oben auf mich herab? Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du dir das rausnehmen kannst? Du willst wissen, was das Zeichen der Hexen auf meiner Schulter zu suchen hat? Verdammt noch mal, ich weiß nicht mal was das sein soll! Also woher soll ich wissen, was es da zu suchen hat?“ Ich zitterte richtig vor Wut, so sehr regte der Kerl mich auf. Meine Angst war mit meinem Ausbruch auf ein Minimum geschrumpft, jetzt wollte ich nur noch aufspringen, und in die Eier treten. Nicht nur weil er mir wehgetan hatte, nein, auch dafür, dass er die ganze Zeit so herablassend zu mir war.
Einen Moment war es ruhig, dann fing Kovu von neuem an zu prusten, und Pal hatte ein fettes Wolfsgrinsen im Gesicht. Nur Veith wirkte verärgert, ja fast eingeschnappt.
„Gut, nehmen wir an du sagst die Wahrheit …“
„Ist sage die Wahrheit!“
Er drückte die Zähne aufeinander. Wenn der so weiter machte, würde sich sein Zahnarzt freuen.
„Wartet, ich habe eine Idee!“ Kovu sprang aus dem Bett, und rannte aus dem Zimmer, nur um gleich darauf mit einem Zettel und einem Stift zurückzukommen. Er schubste Pal zur Seite, kniete sich vor mich, und begann etwas auf das Papier zu zeichnen. Dabei hatte er seine Zunge zwischen die Lippen geschoben, und einen hoch konzentrierten Ausdruck im Gesicht.
Das erste Mal sah ich ihn von nahem. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht, weiche Züge, und für einen Kerl einen ziemlich vollen Mund. Am Kinn hatte er eine kleine Narbe, die gelben Augen standen leicht schief. Ein sehniger, durchtrainierter Körper – musste ein Markenzeichen von Werwölfen … äh Lykanern sein, ich hatte bisher noch keinen übergewichtigen, oder gar fetten gesehen –, und er hatte ungefähr meine Größe, vielleicht ein zwei Zentimeter mehr. Sein langer Zopf war ihm über die Schulter gefallen, und lag zu meinen Füßen auf dem Boden. Seidig, weich. Er musste jünger sein als ich, aber nur ganz unwesentlich.
„So, hier.“ Er schob mir den quadratischen Zettel zu. „Das hier ist das Zeichen der Hexen, naja, da fehlt noch ein Strich.“ Er zeigte auf die gemeinte Stelle. „Aber ich darf es nicht vervollständigen. Das dürfen nur Hexen.“ Er schüttelte sich, als hätte er eine Gänsehaut. „Ich will gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn ich es doch täte.“
„Wieso? Was passiert dann?“ Es konnte doch nicht so schlimm sein, ein Zeichen zu malen. Strafbar, aber nicht schlimm.
„Als wenn du das nicht weißt“, kam es von Veith. Vom wem sonst?
Ich reagierte nicht auf ihn, genauso wenig wie die anderen.
„Es würde die Aufmerksamkeit auf uns ziehen“, erklärte Pal. „Die Hexen wären verärgert. Du musst wissen, das Hexenmal birgt sehr viel Magie, Magie die die Hexen eifersüchtig hüten, und nicht teilen wollten. Die können ziemlich grantig werden, und sich mit einem Hexenzirkel anzulegen, kann dein baldiges Ableben besiegeln.“
O-kay. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das finden sollte, besonders da ich anscheinend dieses Mal auf dem Rücken trug. Von irgendwelchen Hexen, die nach meinem Leben trachteten, war ich nicht wirklich begeistert. Kein Wunder dass Veith mir nicht glaubte. Für ihn musste es so aussehen, als gehörte ich zu ihnen, und nur hier war um … auch was weiß ich zu tun. Wie wäre es sonst zu erklären, dass ich dieses Mal trug, und noch atmete.
Ich schüttelte diese Gedanken ab, und zog das Papier
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